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Rezensionen zu
Eine letzte Liebschaft

Richard Yates

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Eins und doppelt möchte man sein. Die romantische Idee des Ineinander-Verschmelzens, die regelmäßig an den Klippen des Alltags zerschellt. Einer, der gerade dieses mit wenigen, knappen Sätzen beschrieb, war Richard Yates. Schon in seinem bekanntesten Roman „Revolutionary Road“ gibt es sie, diese Szenen einer Ehe – da liegt so viel Unausgesprochenes zwischen dem Paar, soviel ungelebte Möglichkeiten, soviel unerfüllte Wünsche. Den bitteren Geschmack der Enttäuschung – ihn transportierte der amerikanische Schriftsteller (1926 – 1992) auch in seinen letzten Erzählungen, neun short storys, die zu Lebzeiten nie veröffentlicht wurden und nun erstmals in deutscher Übersetzung erschienen sind.

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Kleine Meisterwerke

Von: Nela

16.11.2016

<i>»Als Mann muss man keinen Verlobungsring tragen, also hast du leicht reden. Ein Mann ist privilegiert, er kann tun, was ihm gefällt.« </i>(S.172) Erster Satz: „Moment mal – ist das nicht dieselbe Division, in der du warst, Lew?“ Betty Miller wandte sich in Erwartung eines aussergewöhnlichen Zufalls mit weit aufgerissenen Augen an ihren Mann und hätte fast ihren Drink verschüttet. Verlagstext: Kein Wort zu viel und trotzdem alles gesagt: Die letzten Erzählungen vom Meister der kurzen Form Richard Yates gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der US-amerikanischen Nachkriegsgeneration, für manche ist er der »missing link« zwischen Tennessee Williams und Raymond Carver. Der Band Eine letzte Liebschaft versammelt die neun letzten noch nicht auf Deutsch veröffentlichten Erzählungen des Autors. Ganz gleich, ob er das unterdrückte Begehren einer Hausfrau in der Vorstadt thematisiert, die Verzweiflung eines Büroangestellten in Manhattan oder das gebrochene Herz einer alleinerziehenden Mutter – niemand porträtiert die Alltagshoffnungen und -enttäuschungen seiner Figuren so schonungslos, doch mitfühlend wie Richard Yates. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Bloggerportal der Randomhouse Verlagsgruppe für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares bedanken. Meine Meinung: Richard Yates ist bekannt für seine grossen Romane, wie „Zeiten des Aufruhrs“ oder „Cold Spring Harbor“, die zum Teil auch schon verfilmt wurden. Die DVD zu „Zeiten des Aufruhrs“ habe ich sogar bei mir im Wohnzimmer stehen. Umso mehr erstaunt es mich, dass ich noch keines seiner Bücher gelesen habe. Glücklicherweise hat sich dies mit der Kurzgeschichten-Sammlung „Eine letzte Liebschaft“ nun geändert. Diese neun kurzen Geschichten wurden erst in Yates‘ Nachlass entdeckt und auch wenn Yates selbst sie nie zur Veröffentlichung gebracht hat, so ist doch jede für sich ein kleines Meisterwerk. <i>»Ich hatte gar nichts. Sie glaubte, ich hätte alles. Hielt mich für ein Genie. Dachte, ich würde irgendwann ein neuer Sherwood Anderson sein. Wahrscheinlich glaubte sie das immer noch.“« </i>(S.110) Richards Yates Stil zeichnet sich aus durch eine unglaubliche Prägnanz und Beobachtungsgabe, sowie seine sprachliche Präzision. Wie auch im Verlagstext bereits erwähnt, kein Wort ist zu viel und doch ist alles gesagt. Ich persönlich empfinde das als grosse Kunst. Bereits die erste Geschichte vermag den Leser zu fesseln, so dass das keine 200 Seiten starke Büchlein in einem Abend gelesen werden kann. Jede Geschichte steht für sich und doch sind sie thematische alle miteinander verbunden durch den Zweiten Weltkrieg und dessen körperlichen und seelischen Auswirkungen. So spielen die Geschichten zeitlich in der Nachkriegszeit und oft wird als Handlungsort ein Veteranenkrankenhaus oder eine Invalidenstation erwähnt. Gemeinsam ist den Geschichten auch die genaue Beobachtung des menschlichen Miteinanders und der Thematik des Verlassenwerdens. Oft schwingt eine bisweilen fast unerträgliche Melancholie mit, die umschwenkt in eine fast schon süffisante Leichtigkeit. Von einer sich einredenden „Alles ist gut“-Stimmung zur bitteren Erkenntnis, dass es eben doch etwas gibt, das einen unglücklich macht. Diese Gratwanderung gelingt Yates unglaublich gut, so dass seine Geschichten keine Traurigkeit zurück lassen, sondern vielmehr einen fast schon ironischen Beigeschmack haben. Der verlassene Ehemann, der sich Mut antrinkt, um die hübsche Kellnerin anzusprechen, ein Kranker, der in totaler Panik versucht, ein Missgeschick vor seiner Frau zu verbergen oder ein junges Mädchen, dass lernen muss, für sich selbst einzustehen. Yates hat wirklich ein Talent, seine Protagonisten so klar und mit wenigen Worten zu umschreiben, dass man sie als Leser versteht und sie einem in Erinnerung bleiben. <i>»Um die Wahrheit zu sagen… Um die Wahrheit zu sagen, dachte Miller, müsste ich zugeben: von wegen schlechtes Gedächtnis. Ich habe nur das vergessen, was mir nicht wichtig war, und in jener Nacht ging´s allein darum, im Dunkeln zu rennen […].« </i>(S.11) Würde man mich fragen, welches denn nun meine liebste Erzählung ist, so könnte ich keine klare Antwort geben. Ich empfinde das Buch als ein Ganzes, die Geschichten sind thematisch so gut miteinander verwoben und ergänzen sich so wunderbar, dass beim Lesen kein Gefühl von Trennung zwischen den Erzählungen entsteht. Durch diese Form der Kurzgeschichte eignet sich das Büchlein zudem fast perfekt als Bahnlektüre oder für kurze Lesezeiten zwischendurch. Fazit: „Eine letzte Liebschaft“ bietet neun kurze Geschichten, die sich thematisch perfekt aneinander reihen, über das Glück und Unglück im Leben, mit spannenden Protagonisten und Umständen die einen guten Einblick in das Leben im Amerika der Nachkriegszeit geben. Es ist unterhaltsam und perfekt für unterwegs. „Eine letzte Liebschaft“ war zwar mein erstes Buch von Richard Yates, wird aber definitiv nicht das letzte sein. Meine Liebe für Kurzgeschichten wurde wieder entfacht.

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Das Buch: In diesem Buch sind neun Kurzgeschichten von Richard Yates vertreten. Diese sind doch recht unterschiedlich, zeichnen jedoch prägende Personen ab, die der Leser in einer kurzen Zeit erlebt und mit den Protagonisten leidet. Und so kommen unter anderem ein liebeshungriger Bürokaufmann, eine verzweifelte Ehegattin, eine Verlobte auf Europareise, eine gefundene Münze und Soldaten die auf das Kriegsende hoffen vor. Fazit: Klar, die Inhaltsangabe ist hier wirklich nicht aussagekräftig. Aber das braucht es hier nicht. Man kann sich ungewollt in kurze Geschichten fallen lassen. Denn nach einer bestimmten Anzahl von Seiten ist die Geschichte auch wieder vorbei und man kann sich anderen Texten zuwenden (oder weiterlesen). Denn Yates macht es mit seinem lockeren, doch verbitterten Schreibstil einfach, dass sich der Leser mit dem ersten Satz in die Geschichte abtauchen kann. Und das macht einen Schriftsteller aus: vom ersten Satz an zu faszinieren. Bei einer Kurzgeschichte ist dies besonders wichtig, da hier in der Kürze die Würze liegt. Klar, nicht jede Story ist hier ein Hit. Aber das muss es auch nicht unbedingt. Gefühlt spielen alle Geschichten in der Nachkriegszeit zwischen 1945 und 1960. Vor allem auf dem „American Dream“ wird hier unterschwellig angespielt. Es geht um typische Probleme in einer Beziehung, Liebhabern oder auch Missverständnissen. Dieses Buch zeigt den bitteren Alltag, so wie er auch heute noch vorkommen könnte. Und das passiert nicht mit einem Knall zum Ende der Geschichte. Die Geschichten selbst geben diese Aussagekraft wider. Trotzdem fehlte doch ein wenig der Zugang zu den Geschichten. Man hatte schon das Gefühl, dass diese Storys eigentlich nur kurz aufgeschrieben wurden, um später einen Roman daraus entstehen zulassen. Und bei einigen Plots wäre dies durchaus möglich gewesen. Aber sei es drum: ändern kann man es nun nicht. Zusammenfassend ist dieses Werk ein Kleinod auf dem aktuellen Büchermarkt. Wer kleine amerikanische Alltagsgeschichten liebt, wird hier definitiv richtig liegen. Aber auch als Einstieg in die Welt der Kurzgeschichten ist dieses Buch durchaus zu empfehlen.

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Richard Yates war mir bisher nur als Autor von “Zeiten des Aufruhrs“ bekannt. Die Geschichte einer zerrütteten Ehe hinterließ damals einen bleibenden Eindruck, zumal ich die Verfilmung und schauspielerische Glanzleistung von Leonardo DiCaprio und Kate Winslet als sich fetzendes Ehepaar gesehen hatte. In den neun Erzählungen aus dem Band „Eine letzte Liebschaft“ geht es ebenfalls um Beziehungskonflikte, doch nicht nur. Yates widmet sich diesmal einem größeren Themenspektrum und erzählt beispielsweise von Männern, die auf einer Tuberkulose-Stationin in Jugenderinnerungen schwelgen oder Kriegserlebnisse austauschen. Ich war erstaunt, wie gut sich der Schriftsteller in die jeweiligen Charaktere, sogar in die Seele eines jungen Mädchens, hineinversetzen kann wie zum Beispiel in der Erzählung „Ein persönliches Besitzstück“. Eileen findet ein 50 Cent Stück – an sich nichts Bedeutungsvolles, doch für das Mädchen schon. Sie wollte immer etwas eigenes besitzen und ein Geheimnis vor ihrer gebieterischen Tante hüten, die sie auf Schritt und Tritt kontrolliert. Als die Tante von dem Fund erfährt, mündet eine für das Mädchen nette kleine Überraschung im Alltag in eine Katastrophe. Yates schreckt nicht vor drastischen Formulierungen zurück, um zu vermitteln, welchem Unrecht und welcher Willkür von Erwachsenen die Unschuldige ausgesetzt wird. Manchmal wäre es spannender gewesen, die Überschrift vorher nicht zu kennen. So fragte ich mich in der Erzählung „Eine letzte Liebschaft“ bei jeder neuen Begegnung, die eine Weltenbummlerin macht, ob dies denn nun endlich die besagte letzte Liebschaft ist. Wie man es von einer gelungenen Kurzgeschichte erwarten kann, belohnt uns Yates auch hier mit einem überraschenden Schluss. Mit Abstand am meisten berührt hat mich die Erzählung „Ein genesendes Selbstbewusstsein“. Liegt es daran, dass es um Selbst- und Fremdbild und die typischen Kommunikationsprobleme in einer Ehe geht, also Yates’ Spezialthema? Vielleicht. Kenntnis- und nuancenreich schildert er, wie unterschiedlich ein einfacher Satz wie „Ruh dich aus oder was auch immer du tust“ ausgelegt werden kann. Ein krank geschriebener Ehemann malt sich ein bevorstehendes Streitgespräch mit seiner Frau in allen Details aus. Es hat mich amüsiert, aber auch nachdenklich gestimmt, wieviel Energie er aufbringt, um sich verschiedenste Szenarien auszumalen und Überlistungstricks zu überlegen, denn solche Situationen kommen einem sehr bekannt vor. Der Schluss trieb mir sogar die Tränen in die Augen. Mein Fazit: Das Buch enthält ein paar schwächere und mehrere richtig starke Geschichten, die meine Neugier auf seine zahlreichen Romane geweckt haben.

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