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Rezensionen zu
Jesus total

Walter Moers

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€ 18,00 [D] inkl. MwSt. | € 18,50 [A] | CHF 25,50* (* empf. VK-Preis)

Dieses Buch vereint die beiden 1992 und 1995 erschienenen Einzeltitel "Es ist ein A..., Maria" und "Es ist ein A..., mein Sohn". Der Klappentext verspricht eine "zum Brüllen komische Parodieauf das Neue Testament" und "Ketzern auf höchstem Niveau" und das trifft den Nagel absolut auf den Kopf. Es ist sicherlich nichts für sehr religiöse und gleichzeitig sensible Leser*innen, aber ich habe mich königlich amüsiert über diese blasphemische Satire. Es erinnert sehr an Monty Python und ist dennoch sehr einzigartig und von Walter Moers Spirit geprägt. Für alle, die "Das Leben des Brian" und "Das kleine A..." von Walter Moers gleichermaßen abfeiern eine absolute Leseempfehlung! Ich habe Tränen gelacht, obwohl ich grippig im Bett liege.

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Blasphemie... Was zu Beginn der 90er garantiert noch ein Aufreger war, kommt heute ja schon fast zahm daher! Das Evangelische Medienbüro textete zu diesem Buch: Mit der professionellen Distanz kann man als frommer Mensch sogar ein paar herzliche Lacher abdrücken. Für den normalen Christen aber ist das Buch eine Anfechtung. Chapeau. Lob und Kritik so nah beieinander! Das schafft auch nur Moers. Was leiten wir daraus ab? Ich bin nicht normal, oder? Ich verrate euch was. Ich bin Kirchgänger. Na und? Leg ich deshalb alles auf die Goldwaage? Nope. Kann ich hierüber lachen? Hell yeah! Steigen wir gleich tiefer ein? Aber sowas von. Man kann den guten Walter ja durchaus oberflächlich betrachten und sich an dem ferkeligen Humor erfreuen und das ist auch gut so. Dann können wir das hier abkürzen, ich empfehle das Buch, fertig ist der Bums. Oder aber ihr kommt mit auf eine kleine Reise... Seinen Ursprung hat das Buch in einer Figur, die Walter Moers schon zuvor erschaffen hatte, um einmal bei der biblischen Sprache zu bleiben. Sehr bekannt wurde er mit dem kleinen Arschloch, zu dem es sogar einen schicken Zeichentrickfilm gibt, der mittlerweile zu den Klassikern gehört. Darin spielt ein unverschämter kleiner Junge die Hauptrolle, der mit seinen anstößigen Ansichten die Leute in seinem Umfeld systematisch in den Wahnsinn treibt. Diese Figur wurde nun auf diese Geschichte übertragen. Wir bekommen hier einen ziemlich unkonventionellen Jesus vorgesetzt, der fragwürdige Witze erzählt, sich für nichts zu schade ist, kein Blatt vor den Mund nimmt und auch mal Stuss redet, wenn ihm gerade nichts passendes einfällt. An manchen Stellen finde ich ihn sogar etwas menschlicher als unseren Freund aus der Bibel. Dieser Jesus hat eben auch mal keine Lust auf eine Spontanheilung - lohnt sich auch kaum, bei so alten Leuten. Er hat Geschäftsideen und ein angespanntes Verhältnis zu seinem Vater. Man kann über die Geschichte sagen was man will, aber darin sind feine Beobachtungen enthalten Zum Beispiel brechen wir hier einfach mal mit der Darstellung der 'Jungfrau' Maria und das war längst überfällig. Leute! Sie hat nach Jesus noch zahlreiche Kinder geboren! Sie war also gewiss keine Jungfrau bei der Menge an Geschwistern... es sind mindestens 6. Jesus hatte 4 namentlich erwähnte Brüder - eventuell könnte da ein fünfter sein und dann noch unerwähnte Schwestern (Plural!), ergo mindestens 2. Man kann also getrost davon ausgehen, dass Maria Spaß an der Sache hatte. Natürlich überspitzt Moers den ganzen Spaß. Ginge es um eine andere Figur, würde das auch niemanden interessieren. Man muss aber auch sagen, Walter Moers kennt sich ziemlich gut in der Bibel aus. Wir alle wissen, für eine Parodie bedarf es immer tieferer Kenntnis dessen, was man überzeichnet. Die Grausamkeiten des Herodes werden uns endlich einmal so plakativ vor Augen geführt, dass die Botschaft auch bei denen ankommt, die die Geschichte schon so oft gehört haben, dass sie das geflissentlich übersehen. Außerdem spielt er auch damit, dass nirgendwo in der Bibel erwähnt wird, dass die Weisen aus dem Morgenland tatsächlich zu dritt gewesen sein sollen (nicht einmal ihre Namen werden in der Bibel erwähnt, mal so nebenbei). Man schloss nur darauf, weil es drei Geschenke gab. Allerdings kann man dafür auch zusammenlegen. Sei es drum. Wir haben in dieser Geschichte zwei und einer davon ist schizophren, was ich persönlich wahnsinnig charmant finde. Wir finden hier bereits in Namen versteckte Anspielungen auf weitere Figuren aus dem Bibelversum, so wie man das auch von dem späteren Romanschreiber Moers kennt. Die Figur Jechzechbriell ist eine Mischung aus Jeremia, Ezechiel und Gabriel. Serubabel wird in der Bibel als Vorfahre Jesu genannt, was die Stelle im Comic einfach doppelt witzig macht! Dann gibt es Melzior als Anspielung auf den erfundenen Melchior von Kaspar und Baltasar. Bibelzitate muss man auch erst mal kennen, um sie derart schräg zusammen zu würfeln, wie hier. Kurz gesagt, das Buch enthält wahnsinnig viel, dem ich mehr abgewinnen kann als 'nur' ein Lachen. Ich finde es hat durchaus Tiefgang und einen kritischen Unterton, wenn man gewillt ist, etwas genauer hin zu sehen. Und das ist genau das Ziel einer Parodie. Ich würde sagen, das wurde hier erreicht!

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