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Rezensionen zu
Bismarck

Ernst Engelberg, Achim Engelberg

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Die Kanzlerin reist von Krisengipfel zu Krisengipfel: In Elmau wird über Klimaziele und das Verhältnis zu Russland diskutíert, in Minsk über die Ukraine, in Brüssel über Griechenland, in Berlin über diverse Spionagevorfälle. Angela Merkel ist so etwas wie Europas Krisenmanagerin. Gut 150 Jahre vor ihr hat der erste deutsche Kanzler, Otto von Bismarck, eine ganz ähnliche Rolle als ehrlicher Makler Europas gespielt. Vom "Sturm über Europa" berichtet nun ein neu aufgelegter Klassiker der Bismarck-Biografik. Das Bismarck-Bild ist nahezu versteinert. Die bedrohliche Pickelhaube und der preußisch strenge Blick des Eisernen Kanzlers verdecken ein weiches Gemüt: Der kluge Staatenlenker ist schon als preußischer Ministerpräsident (seit 1866) nah am Wasser gebaut. Ergebener Diener und doch heimlicher Herr ist er für den greisen König Wilhelm I. Im Moment ihres größten Erfolges aber zanken sich die beiden höchsten preußischen Staatsmänner hemmungslos. Soeben haben ihre Truppen die Österreicher in der Schlacht bei Königgrätz geschlagen (1866). König Wilhelm I. (1797-1888) will seinen Triumpf mit dem Einzug in Wien krönen. Doch Bismarck widerspricht, weint vor Ohnmacht, will die Habsburger nicht mehr als nötig demütigen. Er weiß, Preußen hat nicht nur die Schlacht, sondern auch den Bruderkrieg um die Vorherrschaft unter den deutschen Staaten gewonnen. Österreich ist fertig und aus dem zu schaffenden Deutschen Reich gedrängt. Doch dieses Reich wird Österreich-Ungarn als starken Verbündeten brauchen, nicht als gedemütigte Weltmacht. Wilhelm will das nicht wahrhaben und bricht seinerseits in Tränen aus. Da droht Bismarck mit Rücktritt und Wilhelm, der den Lenker seines Staatsschiffs nicht verlieren will, lenkt ein.Daran tut er gut. Bismarcks gewiefte Außenpolitik beschwert Wilhelm kurz darauf eine noch viel größere Genugtuung: Den Sieg über den Erzrivalen Frankreich. Auf den Kaisertitel (auch wenn der alte Wilhelm darauf eigentlich nicht so sehr bedacht ist). Aber er ist das Resultat einer resoluten Außenpolitik in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre: In drei kurzen Einigungskriegen schmiedet Bismarck das Deutsche Reich zusammen und steuert es dann als außenpolitisch gemäßigter Kanzler und Staatenlenker auf Flaggschiff-Kurs. Während Bismarck im Inneren Probleme mit den Sozialdemokraten, den Katholiken und teils auch mit den Liberalen hat, ist, ist die deutsche Diplomatie gefragt in Europa. Auf dem Berliner Kongress 1878 vermittelt Bismarck in einer (der vielen) Balkankrisen und handelt eine südosteuropäische Friedensordnung aus. Auch die eigene Bündnispolitik ist vom Feinsten: Bismarck sichert sich und Deutschland nach allen Seiten ab - mit dem Rückversicherungsvertrag übrigens gegenüber Russland. Wie kein Zweiter versteht Bismarck das Spiel mit der Machtbalance. Wie schade, dass der zweite Wilhelm nicht auf ihn gehört hat und Bismarck nach einer kurzen Gnadenfrist davon jagt. Nur wenig länger dauert es, bis sich Deutschlands westliche und östliche Nachbarn verbünden: Frankreich und Russland bilden den Zweiverband, der Deutschland im Ersten Weltkrieg an zwei Fronten bindet. Zum Glück ist das dieser Tage keine Gefahr - dank der langjährigen deutsch-französischen Freundschaft und auch dank der wachsenden Führungsrolle des (wieder) vereinten Deutschlands in Europa. Sturm über Europa.   Es lohnt es sich, sich den den "Sturm über Europa" zu wagen und in dem neu aufgelegten Monumentalwerk zu blättern. Allerdings sei wetterfeste Leseausrüstung empfohlen: Einst erschien die Bismarck-Biografie von Ernst Engelberg in zwei Bänden gleichzeitig in der DDR und in der Bundesrepublik. Pünktlich zu den Feierlichkeiten zu 25 Jahren Deutscher Einheit gibt's auch den Biografien-Klassiker in einem Band. Obwohl seither viele Bücher über den Schmied der deutschen Einheit erschienen sind, ist "Sturm über Europa" nach wie vor ein Top-Titel der Bismarck-Literatur.

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