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Rezensionen zu
Jack Morrow und das Grab der Zeit

Niel Bushnell

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Der 12-jährige Jack Morrow entdeckt eines Tages im Jahre 2013 auf dem Friedhof in London, dass er über sogenannte „Tränentunnel“ (Verbindungen zwischen den Grabsteinen der Verstorbenen und dem Datum ihres Todes) durch die Zeit reisen kann. Er landet über das Grab seiner verstorbenen Mutter verwirrt und verängstigt im Jahr 2008 – ihrem Todestag. Dort erwartet ihn sein unbekannter Großvater, der ihn mit der Suche nach einer Rose beauftragt, während er nur knapp dem tödlichen Angriff unheimlicher Geisterwesen entkommt. Durch einen weiteren Grabstein reist er in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, wo er sich unter Bombardierung durch die Deutsche Luftwaffe auf die Suche nach seinem nun gleichaltrigen Großvater Davey macht – doch den muss er erst einmal davon überzeugen, dass er mit einem Auftrag aus der Zukunft kommt. Leider sind in der Zwischenzeit einflussreiche Leute auf die beiden Jungen aufmerksam geworden und setzen alles daran, die Rose von Annwn für sich zu gewinnen. Für Jack und Davey beginnt ein atemberaubendes Abenteuer, bei dem die Welt, wie sie sie jeweils kannten, ins Wanken gerät. Neil Bushnell, der bis dato als Comic- und Trickfilmzeichner seine Brötchen verdient und obendrein eine eigene Produktionsfirma gegründet hat, erfüllte sich mit seinem Debüt einen Jugendtraum. Welche ein Glück! Denn Jack Morrow ist, trotz einiger Parallelen zu bekannten britischen Fantasy-Reihen wie "Skulduggery Pleasant", "Doctor Who", "Peter Grant" und ansatzweise "Harry Potter" und "Thursday Next" eine gelungene Mischung mit ganz eigenem Charme. Alle Parallelen sind derart unaufdringlich und mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit eingewoben, dass das Jugendbuch wie eine stolze Liebeserklärung an Genre, Land und schriftstellerische Tradition wirkt. Und zwar mit Recht! Besonders lobend zu erwähnen sei die außerordentlich sorgfältige und dabei packende Sprache von Neil Bushnell, die den gebannten Leser mit einer ungewöhnlichen Schwerelosigkeit durch die Geschichte (im doppelten Sinn!) katapultiert. Verschiedene Zeiten (die an sich schon durch ihren historischen Wert spannend sind) werden auf Jacks atemloser Suche nach der Rose gekreuzt und dabei mit gelungenen Fantasymotiven und nie dagewesenen Figuren gespickt. Paladin-Amazonen, Müllmänner, Zeitenschmiede, Springer, Operatoren und Macher werden wahlweise zu Feinden oder Verbündeten beim Kampf gegen Rouland, den mächtigen Superschurken der Erstwelt. Dabei bildet das Trio aus Eloise, der jahrhundertealten Einstmalstoten mit der Vorliebe für Roulands Dahinscheiden (keine Sorge – sie sieht gut aus!), Davey, dem schlitzohrigen Tagedieb mit Familiensinn, und Jack, dem Außenseiter und trauernden Zeitenspringer aus der Zukunft, eine ebenso sympathische wie ungewöhnliche Weltenrettertruppe. Der Held der Geschichte kommt glaubwürdig herüber. Er ist seinem Wesen nach besonnen und zurückhaltend, aber mutig und forsch, wenn es die Situation verlangt. Zu keinem Zeitpunkt wirkt sein Verhalten konstruiert oder überzogen. Seine Entscheidungen sind – wenn auch nicht immer richtig – zu jeder Zeit uneingeschränkt nachvollziehbar. Weil der Jugendroman ganz ohne Liebesgeschichte auskommt und obendrein Familienleben und Tod auf eine unaufdringliche und trotzdem intensive Weise behandelt, bekommt er von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für alle Jungs und Mädels ab 12 Jahren und alle Liebhaber von ideenreichem Zeitreiseflair mit britischem Charme. Diese atmosphärische Zeitreisegeschichte hat die Bezeichnung „Fantasyroman“ wirklich verdient, denn Fantasie und Liebe des Autors zu seiner Geschichte scheinen grenzenlos zu sein. Einzig die Aufmachung des Werkes durchbricht den tadellosen Eindruck. Das Coverbild der deutschen Ausgabe ist mit seinem comicartigen Touch durchaus gelungen – auch wenn mir die Bilder der verschiedenen Zeitreiseorte über dem Titel etwas fehlen. Störend aber wirkt der Spruch über dem Klappentext: „Für Jack Morrow spielt Zeit keine Rolle“. Nun, ich kann nach eindringlicher Lektüre von 320 Seiten bestätigen, dass dem sehr wohl so ist – Zeit spielt für Jack eine sehr, sehr große Rolle. Auch die deutsche Übersetzung der „Sorrowlines“ in „Tränentunnel“ mag nicht recht stimmig erscheinen, denn die Empfindungen, aus denen die Wege in die Vergangenheit bestehen, beinhalten Schmerz, Leid und Trauer und damit viel mehr als bloß Tränen - auch metaphorisch gesprochen. Da lässt sich die indirekte Übersetzung im Titel ("Grab der Zeit") schon viel besser an. Aber das sind marginale Kritikpunkte, die die Originalgeschichte nicht betreffen. Ich freue mich sehr auf das nächste Abenteuer, dessen Veröffentlichung im Original im Frühjahr 2014 unter dem Titel "Timesmith" ("Zeitenschmied") verwirklicht werden soll und für das Heyne sich bereits die Rechte gesichert hat. Let's catch a sorrowline, baby!

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