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Rezensionen zu
Erlöse mich

Michael Robotham

Joe O'Loughlin und Vincent Ruiz (9)

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Ich habe mich so sehr auf ein neues Buch von Michael Robotham gefreut, aber „Erlöse mich“ konnte mich nicht vollkommen begeistern. Auf der einen Seite kann ich es verstehen, dass wirklich viel über Marnie und ihr Leben geschrieben wurde, denn es ist einfach notwendig die Hintergründe zu kennen, um richtig zu verstehen, warum sie wie handelt. Auf der anderen Seite war es mir auch einfach zu viel von ihr. Ich habe da einfach Joe O'Loughlin und Vincent Ruiz vermisst. Joe und Ruiz kamen dieses Mal wirklich zu kurz und ich frage mich, wie es mit dieser Reihe weitergehen wird. Bisher haben sich beiden fast blind vertraut, aber nun hegt gerade Ruiz arge Zweifel an Joe und seinen Einschätzungen. Das fand ich sehr, sehr schade. Entweder ist es an der Zeit die Reihe zu beenden oder da kommt noch der eine oder andere Paukenschlag. Abwarten. Überhaupt hat auch Joe mich jetzt ziemlich gestört. Er möchte gerne zurück zu seiner Exfrau Julianne und versucht auch immer wieder sie umzustimmen, auch wenn er weiß, dass es er dies nicht schaffen wird. Und dann verknallt er sich wieder und wieder in andere Frauen. Es tut mir Leid, aber es wird Zeit da so langsam mal richtig Ordnung zu schaffen. Dieses Hüh-oder-Hott-Spiel geht mir allmählich auf den Senkel. Gerade am Anfang wirkt das Buch träge, auch wenn man ständig weiterlesen möchte. Das passt absolut zur Stimmung. Marnie ist verzweifelt und weiß nicht wie es für sie und ihre Kinder weitergehen soll. Sie hängt gewissermaßen durch. Das Tempo nimmt schnell zu und ich wollte nicht aufhören zu lesen. Als die Geschichte von Marnies zweiter Persönlichkeit an Licht kommt, ist man schon ziemlich überrascht und kommt so richtig ins Grübeln. Warum heißt der Phantasie-Freund ihres Sohnes genauso wie die zweite Persönlichkeit? Aber kann es wirklich Malcolm gewesen sein? Mit dem Ende hätte ich so nie gerechnet und fand es wirklich klasse. Trotz der Mankos, die es aus meiner Sicht gibt, ist es dennoch ein sehr solides Buch mit dem man seinen Spaß haben kann.

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Grob in zwei Abschnitte unterteilt, gliedert sich der Roman in 64 Kapitel, in denen die Handlung in wechselnder Perspektive, jeweils aus Sicht einzelner Figuren entwickelt wird. Als Erzähltempus funigiert dabei das ungewohnte und zunächst sperrig wirkende Präsens, für Rückblenden wird das Präteritum genutzt. Diese Wahl relativiert dabei das fiktionale Wesens des Romans und rückt ihn ein Stück in Richtung des Faktischen, läßt ihn schärfer, realistischer erscheinen. Der perspektivische Schwerpunkt liegt auf dem Opfer des gegenwärtigen Falles, Marnie Logan, sowie natürlich Robothams Serienhelden, dem Psychiater Joseph O'Loughlin und dem ehemaligen Polizisten Vincent Ruiz. Diese Technik wird gleichzeitig auch dazu genutzt, inhaltliche Akzente zu setzen. So wird zunächst relativ viel Erzählzeit dafür aufgewendet, Marnies Lebenssituation zu schildern, in der zugleich auch ein Hauch Sozialkritik verpackt ist, bevor erst O'Loughlin und Ruiz in die Handlung eingebunden werden. Die Gleichstellung dieser beiden Konstanten des Robotham'schen Kosmos mit dem Opfer in der Erzählhierarchie unterstützt als Stilmittel auch ihre aktiven Rollen auf inhaltlicher Ebene. Hier erweist sich außerdem einmal mehr eine Besonderheit der Reihe von Michael Robotham: Durch die Berufe seiner beiden Serienhelden - Psychiater und Ex-Polizist - sind sie von der unmittelbaren Pflicht zur Aufklärung des Falles entbunden. Es ist nicht ihre vordringliche Aufgabe, Marnies Problem zu lösen, vielmehr erweisen sie ihr einen Freundschaftsdienst. Anklänge an TV-Serien der 80er Jahre wie "A-Team" oder "McGyver" sind wohl erwünscht. Damit verlassen die beiden zugleich auch die neutrale Stellung des Berufsermittlers, können damit auch leichter im gesetzlichen Graubereich agieren, erhalten Parteistellung im Roman. Wie eine literarische Umsetzung der Heisenberg'schen Unschärferelation beobachten sie nicht defensiv, sondern werden zum integralen Teil der Handlung, ohne den dieser einen anderen Verlauf nehmen würde. Beispielsweise übt Joe als Marnies Psychiater einen wesentlichen Einfluß auf ihre Persönlichkeit aus, womit er unfreiwillig zum Rivalen des Antagonisten wird. Hinzu kommt, daß Joe an der Parkinson'schen Krankheit leidet, die ihm eine Fragilität verleiht, die spannungsgeladene Situationen oft noch verschärft. Ein unverkennbarer Schwerpunkt des Romans liegt auf dem Suchen, Finden, Verlieren und Wiederfinden der eigenen Identität. Wer sich einen hauptberuflichen Psychiater als Protagonisten wählt, kommt wohl nur schwer an diesem Themenkomplex vorbei, in der Tat zieht es sich wie ein roter Faden durch die O'Loughlin/Ruiz-Serie. Wodurch wird die eigene Identität bestimmt? Inwieweit prägen die Erinnerungen die Persönlichkeit? Mit dieser Frage regt der Autor seine Leser besonders zum Grübeln an. Marnie entdeckt, daß ihr verschwundener Ehemann Daniel ihr ein Geburtstagsgeschenk durch die Ergründung der verschiedenen Aspekte ihreres Wesens bereiten wollte, indem er mit prägenden Menschen auf ihrem Lebensweg Gespräche führte. Das Postulat, das hinter diesem Vorhaben steckt, ist somit, daß die Persönlichkeit immer nur als Momentaufnahme existiert, einer ständigen Entwicklung unterworfen ist. Jede Begegnung, jedes Erlebnis beeinflußt uns, gräbt sich ins Gedächtnis, initiiert einen Lernprozeß. Existiert außerdem analog zu jenem nach Nahrung ein menschliches Urbedürfnis nach dem Wissen um das Ich? Zwischen den Zeilen leuchten die genannten Fragen immer wieder aus dem Roman hervor und manifestieren sich insbesondere in einer Figur, die als Chamäleon durch die Welt streift. Süchtig nach Geschichten, findet er in Kino und Theater seine Glücksmomente, bevor er das Leben anderer Menschen als die ultimative Form eines interaktiven Films für sich entdeckt. Dem Shakespeare-Zitat "Die ganze Welt ist Bühne" folgend, empfindet er sich als unsichtbarer Regisseur, degradiert sein Opfer somit zum Objekt, das er meint, bewußt lenken zu können. Wie ein Vampir seinen Blutdurst, so kann er sein Bedürfnis nach Identität an der passiven Teilnahme am Leben anderer Menschen stillen. Der Originaltitel des Romans "Watching You" vermag seinen Inhalt hier wesentlich präziser auf einen Punkt zu verdichten als die deutsche Version. Eine andere Facette der Fragestellung um die Konstitution des eigenen Bewußtseins wird anhand des Krankheitsbildes einer Persönlichkeitsstörung aufgegriffen. Analog zu bewährten Geschichten wie etwa dem Film "Zwielicht" mit Edward Norton oder Christophe Granges Roman "Der Ursprung des Bösen" wird das Faust-Zitat "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust" konsequent weitergedacht: Gibt es so etwas wie eine dominante, eine eigentliche Persönlichkeit? Wenn ja, welche ist sie? Und wollen wir die andere(n) auch kennenlernen? Indem der Autor anhand dieser Pathologie die Identität einer Figur infrage stellt, läßt er den Leser damit gleichzeitig an der Erzählung als ganzes zweifeln. Schließlich ist es genau diese Situation der Unsicherheit, des Zweifels, die sem Roman seine unvergleichliche Spannung verleiht. Michael Robotham inszeniert ein verwirrend-packendes Stück, das seine große Spannung ganz dem Genre Psychothriller entsprechend, aus dem lustvollen Spiel mit Identität und Bewußtsein bezieht.

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Seit Marnies Mann vor mehr als einem Jahr verschwunden ist, steht ihr Leben Kopf. Neben der Ungewissheit über seinen Verbleib hat ihr ihr Mann Daniel auch einen Haufen Spielschulden hinterlassen, und seine Gläubiger nötigen nun Marnie, seine Schulden zu bezahlen. Während sie versucht, mit ihrer pubertären Tochter Zoe klarzukommen, für ihren kleinen Sohn Elijah da zu sein und Daniels Schulden zu bezahlen, wächst ihr langsam alles über den Kopf. Als Marnie ein Fotoalbum und Aufnahmen findet, in dem Daniel Personen aus ihrer Vergangenheit befragt hat, zeigt sie diese ihrem Psychologen Joe O‘Loughlin. Als Marnie schließlich auch noch ins Visier der Polizei gerät, wendet sich Joe aus Sorge um sie an den pensionierten Detective Vincent Ruiz und gemeinsam verfolgen sie die Spuren in Marnies Vergangenheit. Dabei fügt sich nach und nach ein erschreckendes Bild zusammen. Zuerst wusste ich gar nicht, dass das Buch schon Nummer Neun in der Geschichte des Ermittlerduos Vincent Ruiz und Joe O’Loughlin Reihe ist. Beim Lesen wurde man auch nicht dadurch beeinträchtigt, was ich sehr angenehm fand. Zwar wurde auf eine länger bestehende Freundschaft zwischen Ruiz und O’Loughlin hingewiesen, es wurden aber keine alten Fälle erwähnt, die einen noch zusätzlich verwirrt hätten. Das Buch ist vollkommen unabhängig und kann von jedem gelesen werden, ob man nun die anderen Romane auch kennt, oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Zunächst einmal etwas über die Charaktere, die ich gut gelungen fand. Man konnte sie sich gut vorstellen, auch ohne gleich ihre komplette Vergangenheit durchleuchtet zu bekommen und die Beschreibungen der Charaktere standen nicht im Vordergrund, was ich sehr gut fand. Mein Lieblingscharakter ist Joe O’Loughlin, der ein intelligenter und gutherziger Mann ist. Ich finde es bewundernswert, wie er versucht, sich nicht von seiner Parkinson-Krankheit niederringen zu lassen. Marnie hingegen fand ich gut ausgestaltet und beschrieben, muss aber zugeben, dass sie mir stellenweise mit ihrer Naivität und dummen Entscheidungen doch schon leicht auf den Keks gegangen ist. Die Story an sich war sehr packend. Die Sichtweisen wechselten immer wieder zwischen verschiedenen Personen hin und her, so dass man nicht nur auf Marnies Perpektive beschränkt war, was mir hier sehr gut gefallen hat. Zwischendurch gab es immer wieder in kursiv gehaltene Abschnitte aus der Ich-Perspektive des Stalker, die mich sehr neugierig auf seine Identität gemacht haben. Die Story hat immer wieder unerwartete Wendungen zu bieten, die einen zwischendurch sogar daran zweifeln lassen, ob es überhaupt einen Stalker gibt. Bis zum Ende bleibt es undurchsichtig und ich fand es klasse, dass man nicht schon nach einem Drittel des Buches den weiteren Verlauf vorhersagen konnte. Michael Robothams Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen. Es war leicht und flüssig zu lesen. Die Dialoge waren gut und wirkten nicht gestelzt. Die Spannung konnte er über das ganze Buch hinweg gut aufbauen und halten und auf unnötig blutrünstige Szenen wurde ebenfalls verzichtet. Fazit Insgesamt hat mir „Erlöse mich“ von Michael Robotham mich gut unterhalten. Die Charaktere waren glaubwürdig, die Story spannend und voller überraschender Wendungen. Ich kann das Buch jedem empfehlen der auf Spannung und Psychothriller ohne unnötiges Blutvergießen steht. Es wird sicher nicht der letzte Roman über Ruiz und O’Loughlin sein, den ich lese.

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