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Rezensionen zu
Nachtauge

Titus Müller

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Operation Chastise und die Liebe im Zwangslager

Von: Carmen Vicari

01.04.2015

England, 1943. Eric Knowlden muss mit seiner Familie in den Luftschutzbunker fliehen. Auf dem Weg dahin, kommt ihm eine Idee, wie sie Nachtauge - eine deutsche Spionin - fangen könnten. Er dreht um, lässt seine Familie allein. Zusammen mit anderen MI5 macht er Jagd auf Nachtauge und ... findet sie. Doch sie ist schneller und ehe Eric es sich versieht, schießt Nachtauge auf ihn und trifft. Zeitgleich dreht Georg Hartmann, ein ehemaliger Lehrer, in einer Munitionsfabrik in Neheim als Lagerleiter seine Runden. Eigentlich sollte er zufrieden sein, immerhin hat ihn sein Schwager Axel Rottländer mit diesem Posten vor dem Fronteinsatz bewahrt. Georg versucht die Welt auf seine Weise ein klein wenig zu verbessern und vor allem den Frauen in der Munitionsfabrik das Leben zu erleichtern. So schreibt er immer wieder Eingaben für mehr Nahrung und eine bessere Krankenversorgung. Auch versorgt er die Frauen heimlich mit russischer Literatur und Zeitungen aus der Heimat. Doch Georg gerät ins Kreuzfeuer. Immer wieder tauchen Gerüchte auf, er sei nicht auf der Parteilinie, spende nicht genug und sei auch sonst zu weich. Doch dann kommen neue ukrainische Frauen im Lager an. Ausgerechnet in eine von ihnen verliebt sich Georg und macht sich damit der Blutschande strafbar. Kann diese Liebe bestehen? Während dessen bereitet die britische Luftwaffe eine Bombardierung von deutschen Stauseen vor. Allen voran die Möhnetalsperre bei Neheim. Die Zeit läuft ... In diesem Roman laufen zwei Handlungsstränge parallel. Zum einen die britische Seite, die Jagd auf Nachtauge macht und dabei den Angriff auf die Möhnetalsperre vorbereitet, zum anderen die deutsche Seite, vertreten vor allem durch Georg Hartmann, die dem Leser das Leben in einem Lager nahebringt. Der Roman ist daher eine packende Verknüpfung aus Spionagethriller, Tatsachenbericht und Liebesgeschichte. Titus Müller hat sich als Anker für seinen Roman die vor 100 Jahren erbaute und vor 70 Jahren zerstörte Möhnetalsperre bei Neheim ausgesucht. Sehr bildlich schildert er das Leben der britischen Spionageabwehr und das Lagerleben in einer Munitionsfabrik. Der Roman basiert auf historischen Zeugnissen und der Liebesgeschichte liegen reale Wurzeln zu Grunde. Titus Müller hat sehr intensiv recherchiert und sich nicht nur mit dem Geschehen auseinandergesetzt, sondern auch noch Wissenswertes drum herum in den Roman reingepackt. So erfährt der Leser z.B. einiges über den Funkbetrieb, warum Fanta eine deutsche Erfindung ist und wieso die Spritreserven damals schon knapp waren. Der Autor geht sogar noch einen Schritt weiter und passt die Wortwahl und die sprachliche Gestaltung des Romans an die Zeit an. Dadurch wird der Leser gleich nach den ersten Seiten regelrecht in die Kriegszeit von 1943 reinversetzt und erlebt das geschehen praktisch mit. Durch die beiden Handlungsstränge, die Dichte des Romans und den Erzählstil fiebert der Leser automatisch für beide Seiten mit. Wird der Angriff gelingen, oder doch kurz vor Ziel sabotiert? Schaffen es Georg und die Zwangsarbeiterin in eine gemeinsame Zukunft? Werden die Bewohner von Neheim überleben, sollte die Talsperre brechen? Die Protagonisten sind alle sehr farbig und lebendig dargestellt. Keiner ist überzeichnet oder unglaubwürdig. Die Geschichte spielt zum einen in England und zum anderen in Neheim/Deutschland. Der Leser hat kaum Gelegenheit in die Geschichte reinzufinden, denn gleich nach den ersten Seiten, beginnt auch schon die Jagd auf Nachtauge und die Zeit rennt den MI5 davon. Immerhin muss die Operation Chastise Erfolg haben. Dieser Spannungsbogen bleibt dem Leser dann bis zum Schluss erhalten. Das offene Ende lässt sogar eine Fortsetzung zu, denn der Krieg ist noch nicht vorbei. Im Anhang findet man noch ein Nachwort zum historischen Hintergrund. Hier gibt Titus Müller die Namen des Liebespaares preis, das für seine Liebesgeschichte Vorbild war. Er widmet sich aber auch Agentinnen im zweiten Weltkrieg, fügt Auszüge aus dem Tagebuch des Propagandaministers Joseph Goebbels über die Bombardierung der Talsperren ein, geht auf Neheim und das Russinnenlager" ein, erwähnt die Schulen, Lehrer und Lehrpläne in Nazideutschland sowie einige Auszüge aus den Schulheften von Elfriede H. und sagt noch einige Worte zu den Rotationsbomben und das 617. Geschwader der Royal Air Force. Ein Sachliteraturverzeichnis und einige Dankesworte schließen das Buch ab. Fazit: Ein packender Tatsachenroman, der einen Spionagethriller, einen historischen Roman und eine Liebesgeschichte in sich zu vereinen weiß.

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