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Rezensionen zu
Der Federmann

Max Bentow

Ein Fall für Nils Trojan (1)

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Die Idee eines zwanghaft mordenden Psychopathen ist zwar nicht neu, wird aber von Bentow nach einigen Startschwierigkeiten, bei denen die Handlung auf der Stelle tritt, sehr spannend und actionreich in Szene gesetzt. Erst im letzten Drittel des (Hör-)Buches nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf, und der Showdown mit dem Mörder (der Mörderin?) lässt den Zuhörer bzw. Leser im wahrsten Sinne atemlos zurück. Schauplatz der Handlung ist Berlin, was durch die häufige Erwähnung von Straßennamen oder U-Bahn-Stationen noch unterstrichen wird, allerdings fällt auf, dass der Autor zwar schildert, wie die Akteure sich durch Berlin bewegen, aber darüber hinaus gibt es keinerlei Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten, Häusern, Restaurants etc., wodurch das Lokalkolorit relativ blass bleibt – oder mit anderen Worten: Die Geschichte könnte auch in jeder beliebigen Stadt spielen. Anderen deutschen Autoren gelingt dies m. E. sehr viel besser. Protagonist des Buches ist der 43-jährige Berliner Kommissar Nils Trojan. Der Polizeibeamte ist geschieden und hat eine Teenagertochter, die zwar bei seiner Ex-Frau lebt, zu der er aber einen sehr guten Kontakt hat. Trojan hat zunehmend Schwierigkeiten mit den Anforderungen seines Jobs bzw. mit den menschlichen Abgründen und ist daher in psychologischer Behandlung. Allerdings hat er sich in die behandelnde Ärztin Jana Michels verliebt, was dafür sorgt, dass seine Therapie nicht gerade erfolgreich ist. Ich hatte an dieser Stelle das Gefühl, ins kalte Wasser geworfen zu werden, und war zunächst davon überzeugt, dass ich versehentlich nicht zum ersten Band der Reihe gegriffen hatte. Trojan bleibt mir in der ganzen Geschichte leider zu blass. Einerseits saß er, gefühlt, ständig bei seiner Psychologin und dachte darüber nach, wie er sie zum Essen einladen könnte, stellte auf eigene Faust eher planlose Recherchen zum Mörder an, andererseits ging er dann in seinen Verhören auf eine Art und Weise vor, die sicher nicht im Einklang mit der Vorgehensweise eines echten Polizisten steht. Dass ihm das keinen Rüffel vonseiten seiner Vorgesetzen einbrachte, erstaunte mich sehr. Daher fiel es mir über weite Strecken schwer, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Die übrigen Figuren bleiben ebenfalls relativ blass, allen voran die Psychologin Jana Michels, die während sich während der Sitzungen wenig professionell verhält, häufig die Grenzen zwischen Arzt und Klient überschreitet und gefühlt ebenfalls ständig darüber nachdenkt, ob sie nicht ebenfalls Interesse an Trojan hat. Der Täter (die Täterin?) war allerdings eine Überraschung – und eine ausgesprochen kreativ agierende –, der die Ermittler aber eher mithilfe von Kommissar Zufall auf die Spur kamen und weniger durch konkrete, zielgerichtete Recherchen und dem Folgen irgendwelcher Spuren – die übrigens ab einem gewissen Punkt so gehäuft auftauchten, dass man das Gefühl hatte, der Autor wollte die Geschichte partout innerhalb eines Kapitels zu einem Ende führen. Über das Hörbuch Gelesen wird das Hörbuch von dem bekannten deutschen Schauspieler Axel Milberg (*1956; u. a. Tatort) – und es ist ein besonderes Vergnügen, ihm zu lauschen. Er liest überwiegend ruhig und unaufgeregt (deutlich langsamer als die anderen Sprecher, denen ich bislang zugehört habe) und trägt auch die deskriptiven Passagen mit der an dieser Stelle nötigen Betonung vor. Aber dann passt er auch wieder die Lesegeschwindigkeit an die jeweilige Situation an, sodass z. B. Verfolgungsjagden oder der Showdown am Ende des (Hör-)Buches deutlich mehr Drive bekommen. Milberg entscheidet sich darüber hinaus primär bei weiblichen Charakteren oder an „exotischen Stellen“ (z. B. in Dialogen mit dem türkischen Lebensmittelhändler oder auch einem betrunkenen oder psychisch kranken Verdächtigen) Tonlage und Sprechweise an. Hier gibt es Sprecher, die in dieser Hinsicht etwas kreativer sind. Aber das scheint nicht Milbergs Stil zu sein. Mein Fazit: Ein gelungener, aber nicht herausragender deutschsprachiger Psychothriller, der eine Weile braucht, bis er in Gang kommt und deshalb anfänglich einige Längen hat. Nichts für Zartbesaitete – und nichts für alle, die gern vor dem Einschlafen lesen bzw. Hörbuch hören!

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Solide

Von: CogitoLeider

17.06.2015

‚Der Federmann’ hab mich durchaus in Spannung gehalten und die Auflösung war nun zwar nicht gerade sehr überraschend, aber doch geschickt eingefädelt. Dazu noch ein Ermittler, der die üblichen persönlichen Probleme hat, eine ‚Helferin’ und ein paar Gruselszenen – der deutsche Psychothriller also in seiner perfekten Form. Leider ist mir das zu einheitlich und klischeehaft. Und nur an einer Stelle kam so etwas wie Erschrecken auf, und das bei einem eher nebensächlichen Handlungsstrang, bei dem mich Max Bentow mit Einfühlungsvermögen überzeugen konnte. Jedoch ist dies nicht bis zur letzten Konsequenz ausformuliert, was ich sehr schade finde (wer das Buch schon kennt: ich meine die Sache mit Moll). Hier wäre die Chance gewesen, dem meiner Meinung nach eher flachen Nils Trojan ein paar Kanten mehr ‚anzudichten’, der Ansatz ist ja da. Und natürlich fand ich die ganze Sache mit den Vögeln am schlimmsten. Ich weiß, dass das wahrscheinlich nur wenige verstehen, aber wann immer Tiere in das perfide Spiel eingebunden sind, bin ich am Rande des Nervenzusammenbruchs. Allerdings fand ich die Handlung insgesamt sowohl schlüssig wie auch spannend, und mehr muss ein Psychothriller schließlich auch nicht leisten, um solide zu sein. Und ich sehe durchaus das Potential für mehr. Axel Milberg liest gut, doch fehlte mir die Dramatik in seinem Vortrag. Über große Strecken ist er eher märchenonkelhaft, irgendwie zu gutmütig. Zwischendurch überschlägt sich Axel Milberg dann wieder und überforderte mich ein wenig mit diesem Extrem. Also auch hier eher solides Mittelmaß, statt überraschender Inspiration. Fazit? Hausmannskost in Sachen Psychothriller – aber die schmeckt bekanntlich auch ganz gut.

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