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Rezensionen zu
Der Anschlag

Stephen King

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Habt Ihr Euch je gefragt, wie unsere Welt heute wohl aussähe, wenn es den 11. September 2001 nicht gegeben hätte? Und mal angenommen, es gäbe eine Möglichkeit, die Ereignisse dieses Tages zu verhindern, würdet Ihr es tun? Der 22. November 1963 war für die Generation unserer Eltern und Großeltern ein Datum mit Ereignissen ähnlichen Ausmaßes. An diesem Tag fielen in Dallas drei Schüsse und töteten den amerikanischen Präsidenten und Hoffnungsträger John F. Kennedy. Aber wäre unsere Welt ohne diesen Anschlag tatsächlich eine bessere? Hätte es den 11. September 2001 am Ende vielleicht gar nicht gegeben? In „Der Anschlag“ wagt Stephen King dieses gedankliche Experiment. Das Buch ist ein meisterhafter Genre-Mix, der Spannung, Action und großen Gefühlen gleichermaßen bietet. WORUM GEHT ES? Durch ein Zeitportal im Foodtruck seines Freundes reist der 35jährige Englischlehrer Jake Epping zurück in das Jahr 1958, um das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern. Die 5 Jahre bis zum Anschlag überbrückt er möglichst unauffällig als Highschool-Lehrer in einer Kleinstadt. Dann jedoch verliebt er sich in die Schulbibliothekarin Sadie Dunn. Wohlweislich, dass er damit allen Regeln der Zeit widerspricht, lässt sich Jake auf eine Beziehung ein. Aber er hat noch ein ganz anderes Problem: die Zeit ist nämlich „halsstarrig“ und versucht mit aller Macht sein Vorhaben zu verhindern. Je näher er sich auf das Jahr 1963 zubewegt, umso häufiger und dramatischer werden die Schwierigkeiten und Unfälle, die ihm widerfahren, bis schließlich auch Sadie ernsthaft in Gefahr gerät. WARUM HABE ICH ES GEHÖRT? „Der Anschlag“ von Stephen King steht schon seit ein paar Jahren auf meiner Wunschliste. Nach seinem Erscheinen konnte ich viele positive Rezensionen und Kritiken dazu lesen. Auch eine Kollegin, die es vor gut 1,5 Jahren las, war begeistert. Irgendwie schreckte mich dann aber doch immer die gewaltige Länge von mehr als 1.000 Seiten ab. Durch die häufigen und langen Bahnstreiks im Mai musste ich nun aber viel Auto fahren und nutzte die Zeit im Stau für das ungekürzte Hörbuch. WIE WAR MEIN ERSTER EINDRUCK? Der AnschlagStephen King lässt sich in „Der Anschlag“ viel Zeit, um die Geschichte ordentlich aufzu­bauen. So lernt der Zuhörer Ich-Erzähler Jake zunächst ausführlich kennen. Hierbei beweist Stephen King wieder einmal viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail. Jake spricht zunächst über seine gescheiterte Ehe mit einer Alkoholikerin. Für den weiteren Verlauf der Geschichte hat diese Vergangenheit zwar keine Bedeutung; man gewinnt jedoch eine klare Vorstellung davon, was für ein Typ Mensch Jake eigentlich ist. Auch machte mir dieses Eingeständnis des eigenen Scheiterns Jake gleich sympathisch. Anschließend folgt eine lange Episode, in der Jake sich mit dem Portal und der Vergangenheit vertraut macht. In seinen ersten Reisen zurück nach 1958 sieht er sich lediglich um und ver­sucht später kleinere Unfälle und eine Tragödie in der Familie des Schulhausmeisters zu ver­hindern, bevor er sich am Weltgeschehen versucht. All das ist spannend und packend geschrieben. Trotzdem kam bei irgendwann die Frage auf, was dies denn nun mit JFK zu tun habe und wann es endlich „richtig“ losging. Im Nachhinein betrachtet muss ich aber zugeben, dass diese „Vorgeschichten“ notwendig waren, um dem Zuhörer die Regeln zu vermitteln, nach denen die Zeitreisen in „Der Anschlag“ funktionieren. Auch was den geschichtlichen Hintergrund angeht, wird der Zuhörer geschickt „abgeholt“. So war es mir, die ich einige Jahrzehnte nach dem Mord an John F. Kennedy geboren wurde, möglich, die Geschehnisse nachzuvollziehen und gesicherte Fakten von bloßen Vermutungen und nahezu sicheren Annahmen zu unterscheiden. WIE FAND ICH DIE CHARAKTERE? In „Der Anschlag“ wimmelt es von liebevoll gestalteten Charakteren. Nicht nur Haupt­protagonist Jake Epping konnte ich deutlich vor meinem geistigen Auge sehen. Auch Lee Oswald, Sadie Dunn und selbst die Nebenfiguren sind so individuell und detailreich gezeichnet, dass ich schnell das Gefühl bekam, sie alle selbst zu kennen. Besonders beeindruckt hat mich das große Wissen über Lee Oswald, dass Stephen King für diesen Roman zusammentrug. Selten war eine seiner Geschichten so stark in der Realität verankert und damit nachprüfbar wie in „Der Anschlag“. Doch Stephen King hat gründlich recherchiert und präsentiert dem Zuhörer ein genaues Bild von Oswalds Leben sowie seinem familiären und gesellschaftlichen Umfeld. Man erlebt einen aggressiv-gewalttätigen Oswald, der sich nur allzu leicht beeinflussen lässt und sich zunehmend in immer abstrusere politische Ideen verrennt, während er im privaten Leben und seiner Ehe scheitert. So versteht man zwar nicht die Tat, aber zumindest die Triebfedern des Attentäters etwas besser. Etwas schade fand ich hingegen, dass es in „Der Anschlag“ nur wenige weibliche Figuren gibt. Sadie Dunn ist die einzige weibliche Protagonistin. Sie wird als für ihre Zeit relativ emanzipiert, selbstbewusst und stark dargestellt und bietet damit den weiblichen Zuhörern gute Identifikationsmöglichkeiten. WIE FAND ICH DAS HÖRBUCH INSGESAMT? In „Der Anschlag“ verbindet Stephen King geschickt ein Stück der jüngeren amerikanischen Geschichte mit einer komplexen fiktiven Handlung. Das Ergebnis ist mehr als ein reiner Zeitreiseroman. (Über weite Strecken war ich mir beim Zuhören gar nicht mehr bewusst, dass Jake aus der Zukunft stammt.) Anders als in den Werken, mit denen Stephen King bekannt wurde, lauert das Grauen in „Der Anschlag“ nicht in Gestalt von schaurigen Clowns oder untoten Haustieren, sondern schleicht sich sehr viel subtiler in den Alltag der Menschen. Es sind die kleinen und großen Dramen des Lebens aber auch die menschlichen Abgründe, von denen „Der Anschlag“ handelt. So wird das Hörbuch zum spannenden Thriller gepaart mit einer zarten Liebesgeschichte und jeder Menge Action. Aber „Der Anschlag“ ist auch eine Hommage an das Amerika aus Stephen Kings Kindheit und Jugend: die Zeit der großen amerikanischen Straßenkreuzer und Highschool-Bälle. Dabei wird jedoch nicht romantisiert. Auch die Kubakrise und vor allem die damit verbundenen Ängste der amerikanischen Bevölkerung vor einem Atomkrieg werden eindrücklich thematisiert. So entsteht ein sehr vollständiges Bild des Amerikas jener Jahre. Einmal mehr beweist Stephen King sein erzählerisches Können, in dem er alle diese viel­fältigen Elemente und Handlungsfäden nicht ohne eine gewisse Leichtigkeit zu einer ausge­wogenen Geschichte mit stetem Spannungsverlauf verwebt und konsequent zu Ende erzählt. Die fünf Jahre, die Jake überbrücken muss, um in der Vergangenheit an den Punkt zu gelangen, an dem Oswald den Anschlag plant, sind eine lange Zeit. Stephen King gestaltet sie durch eine Menge unvorhersehbarer Ereignisse abwechslungsreich, spannend und bisweilen romantisch. Dabei ist sein Sprachstil so natürlich, seine Erzählung so detailreich und die David Nathans Lesung so lebendig, dass das Hörbuch „Der Anschlag“ tatsächlich zum Kinofilm für die Ohren wird.

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