Von:
Hannelore Kühlcke
aus Freiburg
15.03.2014
„Sternenstaub und Sonnenküsse“ handelt von sechs Frauen, die in dem kleinen Ort Avalon in Illinois/USA leben. Die Geschichte kann sich genauso zugetragen haben, denn Darien Gee, die Autorin, hat sehr zeitgemäß geschrieben.
In geschickt aneinandergereihten Kapiteln lässt die Autorin ein sehr lebendiges Bild von Avalon und den maßgeblich im Buch eine Rolle spielende Charaktere vor den Augen des Lesers entstehen. Jede von ihnen hat ihre Geschichte, was wird passieren?
Es beginnt mit der fünfundsiebzigjährigen Madeline Davis und ihrem Teesalon, Dreh- und Angelpunkt für so manches Geschehen. Seit einem Jahr lebt und arbeitet Connie Coll dort als Geschäftsführerin. Jung, dynamisch und doch voller Zweifel. Der Ursprung ist in ihrer Kindheit zu suchen. Hin- und hergeschupst als ungewolltes Pflegekind nach dem Verlust der Eltern, dem Selbstmord ihrer Mutter, sehnt sie sich nach einem Stück Heimat. Heimat bedeutet auch Familie.
Frances und ihr Mann mit den drei Söhnen freut sich auf Familienzuwachs. Mei Ling, ein chinesisches kleines Mädchen, die Familie wartet schon so lange darauf, dass die Adoption endlich ein glückliches Ende findet. Doch immer wieder tauchen neue Schwierigkeiten auf. Mei Ling ist sehr krank und ihre Behandlung wird viel Geld kosten. Schweren Herzens fällt der Entschluss, auf die Adoption zu verzichten. Doch als der achtjährige Nick ein paar kluge Worte ausspricht, ändert sich die Situation.
Zitat S. 186
Nick wirkt verwirrt. „Aber wenn ihr das für uns machen könnt, warum könnt ihr es dann nicht für Mei Ling machen? Es ist doch nicht ihre Schuld, dass sie so ist.“
Yvonne lebt seit einigen Jahren in Avalon und liebt ihren Beruf als Klempnerin. Die Leute sind immer wieder sehr erstaunt, eine gutaussehende Frau und dann dieser Beruf. Yvonne hat ihr altes Leben hinter sich gelassen. Als Tochter einer betuchten Familie hatte sie am Tag ihrer Hochzeit alles aufgegeben. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass Sam, den sie liebte und heiraten wollte, sie hat sitzengelassen. Aber ihre Eltern waren von Anfang an gegen diese Hochzeit.
Isabel und die alleinerziehende Ava mit dem kleinen Sohn Max verbindet etwas. Die eine war mit Bill verheiratet gewesen und die andere ist die Mutter seines Sohnes. Doch Bill ist tot. Weil die beiden Frauen Vergangenes bewältigen, einen Weg zueinander finden, lässt sich sehr gut lesen. Besonders toll fand ich die Idee der Herstellung von Schmuck aus Kronkorken. Die Autorin hat diese Passagen ebenfalls so bildhaft beschrieben, dass man gern ein Schmuckstück kaufen möchte.
Doch der „Star“ des Romans ist die siebenundsiebzigjährige Bettie, Gründerin und Vorsitzende der Avalon Ladies Scrapbooking Society. Seien Sie froh, dass sie dieser lebensfrohen Frau nicht persönlich begegnen. Ihre Art, ihre Lebensfreude und bedingungslose Liebe zum Scrapbooking wird Sie umwerfen und ein „Nein, ich will nicht“ gibt es bei Bettie nicht. Sie werden dieser „Sucht“ verfallen, im positiven.
Die Scrapbooking-Details sind ebenfalls sehr bildhaft geschildert und Fotos oder andere wichtige Dinge in einem Erinnerungsbuch festzuhalten, eine tolle Idee und Aufgabe.
Für manche Charaktere ändert sich einiges im Laufe der Handlung. Schade, ich hätte mir so sehr gewünscht, dass ein Stück Vergangenheit aus Betties Leben sich klärt.
Es heißt, bevor man dieses Buch liest, wäre es ratsam „Je süßer das Leben“ gelesen zu haben. Dem kann ich nicht zustimmen. „Sternenstaub und Sonnenküsse lässt sich wunderbar als Einzelbuch lesen, nichts fühlt sich fremd an, man ist sofort mitten drin in der Geschichte.
Vielleicht gibt es ja noch eine weitere Folge der Gesellschaft von Avalon? Wer weiß das schon. Ich für meinen Fall würde sehr gern noch einmal dort „hinreisen“.
Wer die Autorin Fanny Flagg gern liest, wird auch dieses Buch lieben!