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Rezensionen zu
Sakari lernt, durch Wände zu gehen

Jan Costin Wagner

Kimmo Joentaa (6)

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REZENSION – Eine wahre Begebenheit hat sich der deutsche Schriftsteller Jan Costin Wagner (46) als Ausgangspunkt für seinen bereits 2017 veröffentlichten, kürzlich als Taschenbuch im Goldmann-Verlag erschienenen Roman „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ genommen, den sechsten Band seiner in 14 Sprachen übersetzten Kriminalreihe um den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa. Im Sommer 2013 stieg ein verwirrter Mann am Berliner Alexanderplatz nackt ins Wasser des Neptunbrunnens und drohte, sich selbst mit einem Messer zu verletzen. Beim folgenden Polizeieinsatz wurde er von einem Beamten irrtümlich erschossen. In Wagners Roman geschieht dies im Marktplatzbrunnen der finnischen Stadt Turku. Bei ihm ist es der 19-jährige Sakari, der auf der Suche nach seinem Engel Emma, seiner „Fee des frühen Morgens“, durch die durchlässige Wasserwand steigt und vom Polizisten Petri Grönholm in einer Reflexhandlung erschossen wird. Petri versucht in seiner Verzweiflung, mehr über diesen jungen Menschen zu erfahren, und sucht Hilfe bei seinem Kollegen Kimmo. Kommissar Kimmo Joentaa, der nach dem frühen Tod der Ehefrau allein für seine kleine lebensfrohe Tochter Sanna sorgen muss, sucht die Eltern des Toten auf und stößt auf Spuren einer drei Jahre zurückliegenden Familientragödie, die nicht nur den jungen Sakari in den Wahnsinn getrieben hat, sondern gleich zwei benachbarte Familien hat verzweifeln lassen. Während sowohl der damalige Motorradunfall – der 16-jährige Sakari hatte seine ein Jahr jüngere Freundin Emma aus dem Nachbarhaus unerlaubt auf eine Spritztour mitgenommen, bei der diese zu Tode kam – als auch der aktuelle Todesfall am Brunnen in einer Zeitungsmeldung nur wenige Zeilen in nüchternem Wortlaut ausmachen würden, lässt Wagner in seinem Roman den Kommissar tief in die Träume und Albträume seiner Protagonisten eintauchen und zeigt voller Dramatik, Melancholie und Mitgefühl, wie die Hinterbliebenen beider Familien noch Jahre nach dem Motorradunfall mit der aller Leben verändernden Tragödie umgehen, sie aus dem Bewusstsein verdrängen, um weiterleben zu können, oder haltlos am Schicksal zerbrechen. Jan Costin Wagners sechster Kimmo-Joentaa-Roman ist wieder kein typischer Kriminalroman. Nicht die Ermittlungsarbeit nach einem Todesfall steht im Vordergrund, sondern die alleingelassenen Menschen, ihre Stimmungen, ihre Verzweiflung, ihre Hoffnung. Wagner schreibt voller Poesie und malerisch in Farben. Blau ist die Farbe der Sehnsucht, des Himmels und der Engel, Gelb steht für Sonne und Leben. Während Sakari als Unfallverursacher auf der Suche nach Emma, seinem Engel, in den Wahnsinn abgleitet und, als Patient ins betreute Wohnen abgeschoben, in seinem Appartement großflächige Landschaftsbilder mit blauem Himmel und gelben Feldern malt und „durch Wände zu gehen“ lernt, wollten seine Eltern Auna und Magnus vergessen und haben mit dem nachgeborenen Sohn Valtteri ein neues Leben begonnen. Leena, die Mutter des damaligen Unfallopfers Emma, kann dagegen nicht loslassen, „tanzt mit dem Tod“, indem sie nachts die Gedenkseite im Internet pflegt. Ihr Ehemann Stefan hat die Familie verlassen und fliegt als Pilot in ein anderes Leben, während der erst elfjährige Sohn David als „Mann im Haus“ für die Mutter und seinen kleinen Bruder Erik sorgen muss. Niemand spürt, dass er auf Dauer damit völlig überfordert ist, unmerklich daran zerbricht und schließlich „die Sonne auslöscht“. Wagners Roman „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ ist kein Krimi, sondern ein psychologisch tiefgreifender, ein ergreifender Roman, der auch nach der letzten Seite noch lange Zeit nachwirkt.

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REZENSION – Eine wahre Begebenheit hat sich der deutsche Schriftsteller Jan Costin Wagner (46) als Ausgangspunkt für seinen bereits 2017 veröffentlichten, kürzlich als Taschenbuch im Goldmann-Verlag erschienenen Roman „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ genommen, den sechsten Band seiner in 14 Sprachen übersetzten Kriminalreihe um den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa. Im Sommer 2013 stieg ein verwirrter Mann am Berliner Alexanderplatz nackt ins Wasser des Neptunbrunnens und drohte, sich selbst mit einem Messer zu verletzen. Beim folgenden Polizeieinsatz wurde er von einem Beamten irrtümlich erschossen. In Wagners Roman geschieht dies im Marktplatzbrunnen der finnischen Stadt Turku. Bei ihm ist es der 19-jährige Sakari, der auf der Suche nach seinem Engel Emma, seiner „Fee des frühen Morgens“, durch die durchlässige Wasserwand steigt und vom Polizisten Petri Grönholm in einer Reflexhandlung erschossen wird. Petri versucht in seiner Verzweiflung, mehr über diesen jungen Menschen zu erfahren, und sucht Hilfe bei seinem Kollegen Kimmo. Kommissar Kimmo Joentaa, der nach dem frühen Tod der Ehefrau allein für seine kleine lebensfrohe Tochter Sanna sorgen muss, sucht die Eltern des Toten auf und stößt auf Spuren einer drei Jahre zurückliegenden Familientragödie, die nicht nur den jungen Sakari in den Wahnsinn getrieben hat, sondern gleich zwei benachbarte Familien hat verzweifeln lassen. Während sowohl der damalige Motorradunfall – der 16-jährige Sakari hatte seine ein Jahr jüngere Freundin Emma aus dem Nachbarhaus unerlaubt auf eine Spritztour mitgenommen, bei der diese zu Tode kam – als auch der aktuelle Todesfall am Brunnen in einer Zeitungsmeldung nur wenige Zeilen in nüchternem Wortlaut ausmachen würden, lässt Wagner in seinem Roman den Kommissar tief in die Träume und Albträume seiner Protagonisten eintauchen und zeigt voller Dramatik, Melancholie und Mitgefühl, wie die Hinterbliebenen beider Familien noch Jahre nach dem Motorradunfall mit der aller Leben verändernden Tragödie umgehen, sie aus dem Bewusstsein verdrängen, um weiterleben zu können, oder haltlos am Schicksal zerbrechen. Jan Costin Wagners sechster Kimmo-Joentaa-Roman ist wieder kein typischer Kriminalroman. Nicht die Ermittlungsarbeit nach einem Todesfall steht im Vordergrund, sondern die alleingelassenen Menschen, ihre Stimmungen, ihre Verzweiflung, ihre Hoffnung. Wagner schreibt voller Poesie und malerisch in Farben. Blau ist die Farbe der Sehnsucht, des Himmels und der Engel, Gelb steht für Sonne und Leben. Während Sakari als Unfallverursacher auf der Suche nach Emma, seinem Engel, in den Wahnsinn abgleitet und, als Patient ins betreute Wohnen abgeschoben, in seinem Appartement großflächige Landschaftsbilder mit blauem Himmel und gelben Feldern malt und „durch Wände zu gehen“ lernt, wollten seine Eltern Auna und Magnus vergessen und haben mit dem nachgeborenen Sohn Valtteri ein neues Leben begonnen. Leena, die Mutter des damaligen Unfallopfers Emma, kann dagegen nicht loslassen, „tanzt mit dem Tod“, indem sie nachts die Gedenkseite im Internet pflegt. Ihr Ehemann Stefan hat die Familie verlassen und fliegt als Pilot in ein anderes Leben, während der erst elfjährige Sohn David als „Mann im Haus“ für die Mutter und seinen kleinen Bruder Erik sorgen muss. Niemand spürt, dass er auf Dauer damit völlig überfordert ist, unmerklich daran zerbricht und schließlich „die Sonne auslöscht“. Wagners Roman „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ ist kein Krimi, sondern ein psychologisch tiefgreifender, ein ergreifender Roman, der auch nach der letzten Seite noch lange Zeit nachwirkt.

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