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Rezensionen zu
Tage des letzten Schnees

Jan Costin Wagner

Kimmo Joentaa (5)

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€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

Wehmütig-kühle skandinavische Krimis können nicht nur geborene Skandinavier schreiben. Das beweist wieder einmal der deutsche Autor Jan Costin Wagner, dessen zweite Heimat Finnland ist. Mit einer Finnin verheiratet, scheint ihm das nordisch schwermütige Gemüt zur zweiten Natur geworden zu sein. Jedenfalls fühlt es sich danach an, wenn man seine Krimireihe um Kommissar Kimmo Joentaa liest. Roman um Tod und Trauer Das Thema Trauer zieht sich seit Beginn, als Kimmo seine Ehefrau verliert, durch die Serie, und es ist auch in diesem fünften Teil zentral. Dem Verlust gebührt der Anfang des Romans: Ein Vater gerät in einen Autounfall, bei dem seine 11jährige Tochter stirbt. Und natürlich ist es Kimmo, der ihm zur Seite steht. Er tut das größtenteils schweigend, in stillem Verständnis, ist aufrichtig und einfach da für die traumatisierten Eltern. Diese ‘Trauerbegleitung’ wirkt wie eine Berufung, und der Kriminalfall spielt sich mehr oder weniger im Hintergrund ab. Tatsächlich gibt es erst ein gutes Stück ins Buch hinein überhaupt einen echten Mord. Erst, nachdem wir viel Zeit mit den Figuren und ihren drei Handlungssträngen verbracht haben, muss Kimmo wirklich einen Fall lösen. Das ist aber gar nicht schlimm, denn auf dem Buch steht ja auch ‘Roman’ und nicht ‘Krimi’. Der Mordfall dient nicht dem Spannungsaufbau, sondern ist lediglich der Punkt, an dem sich die Fäden verküpfen. Schicksalsfäden verknüpfen sich Und das tun sie, die Geschichten um einen abgestumpften Banker, der die Liebe, das Leben und Lügen entdeckt; um einen Schüler, der sich von der Welt entfernt und einer Amoktat nähert; um eben jenen Vater, der mit der Trauer kämpft. Außerdem geht noch Kimmos eigene Geschichte weiter: Noch immer nicht über den Verlust seiner Frau hinweg, steht die neue Liebe zu Larissa, einer Prostituierten, nicht auf verlässlichen Beinen, hat nicht den sicheren Halt, nach dem er sich sehnt. Alle Beteiligten driften. Allen gemeinsam ist der Schmerz über etwas. Beim Lesen sieht man blasse Blau- und Grautöne vor sich. Es friert immer ein bisschen. Weniger Dunkelheit als die ewige Dämmerung der Polarnächte zieht sich durch die Zeilen. Schlussakt mit gelenktem Zufall Der Fall löst sich mithilfe kollegialer Zusammenarbeit und jeder Menge Zufall. Das mag man dem Buch ankreiden. Dass sich die Wege genau dort, genau dann kreuzen, wo alles plötzlich einen Sinn ergibt, ein Dominostein den nächsten anstößt. So passiert das im wahren Leben nicht. Oder doch? Schicksal ist etwas Seltsames, etwas, an das man glauben kann, und es wirkt richtig und schlüssig und birgt ein bisschen Trost, dass Jan Costin Wagner dem Schicksal und seinem Kommissar am Ende einen ordentlichen Schubs in die gewünschte Richtung verpasst. Für den Leser bedeutet das zwei, drei gehörige Überraschungen, sowie einen sehr guten Grund, Kimmo Joentaa auch im nächsten Band auf seinem wortkargen, Trost spendenden Weg zu folgen. Fühlt sich am Ende an wie eine Lage frisch gefallener Schnee – frisch, kühl, karg, aber darunter hält es auch ein bisschen warm.

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