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Rezensionen zu
Justizpalast

Petra Morsbach

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€ 25,00 [D] inkl. MwSt. | € 25,70 [A] | CHF 34,50* (* empf. VK-Preis)

Thirza Zorniger hat eine chaotische Kindheit hinter sich: Der Vater ein berühmter wie peinlicher Schauspieler, die Mutter verzweifelt, später krank. Thirza wächst bei ihrem Großvater, einem gescheiterten Richter, und ihren Großtanten in Pasing auf. Sie will Richterin werden, studiert Jura und landet nach verschiedenen Stationen tatsächlich auch am Landgericht München I im großen Justizpalast. Petra Morsbach hat aus diesen Lebensdaten einen großartigen Roman gemacht: "Justizpalast", erscheinen 2017 im Penguin Verlag. Die Autorin entspinnt ein Leben vor den Augen des Lesers: Ein juristisch mehr oder weniger erfolgreiches Leben, privat unglücklich und doch glücklich. "Justizpalast" berichtet von der Arbeit einer Richterin und durchwandert dabei - fast schon nebenbei - beinahe alle deutschen Rechtsgebiete: Es geht um Strafrecht wie um allgemeines Zivilrecht, rechtsdogmatische Fragen und Kartellrecht, prozessuale Fragen und verfassungsrechtliche Bedenken. Es geht um die große Frage nach Gerechtigkeit und die Möglichkeit, sie vor Gericht zu erstreiten. Neben der Unterbesetzung deutscher Gerichte beleuchtet Petra Morsbach aber auch große Literatur und fragt nach der Schuld der Justiz während der Nazizeit. Bisweilen meint man, das Buch hätte gar keinen roten Faden - nicht, dass es stören würde; ganz im Gegenteil. Aus einzelnen Episoden wird ein großer und wirklich großartiger Roman, der sich auf Gespräche mit etwa 50 Richterinnen und Richter stützen kann und somit einen realistischen Einblick in die deutsche Gerichtsbarkeit ermöglichen dürfte.

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Gesetz und Moral, grandiose Literatur

Von: Sabine Ibing

10.02.2018

Der Anfang: »Schon Thirzas Mutter wäre gern Richterin geworden. Doch dann kam Carlos Zorniger dazwischen.« Etwas über neun Jahre hat Petra Morsbach an diesem Roman geschrieben. Und hier stimmt jeder Satz, jedes Wort. Sie hat gut recherchiert, mit fünfzig Juristen gesprochen, dreißig davon waren Richter, hat das Manuskript von Richtern gegenlesen lassen. Für den Roman erhielt sie 2018 den Wilhelm Rabe Preis. Man kann den Roman in einen Satz beschreiben: Das Leben der Thirza Zorniger, einer Richterin. Oder auch doch nicht, denn eigentlich geht es um die Menschen, Menschen im Gericht: Angeklagte, Anklagende, Richter, Rechtsanwälte, Staatsanwälte. Hinter jedem Fall steckt ein Mensch, seine Intension, Emotion, sich zu beklagen, sich zu verteidigen. Auch Juristen sind Menschen, garantiert verschiedene Typen, verschiedene Arbeitsweisen, Denkansätze. Hinter jedem Fall steckt eine Geschichte, ein Mensch. Recht ist nicht gerecht, nicht unbedingt. Es ist ein Leitfaden der Gesellschaft, nachdem man sich zu richten hat. Weiter: http://www.sabine-ibing.ch/rezension-sabine_ibing-Justizpalast-Petra_Morsbach.htm

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Die ausführliche Recherche der Autorin zeigt sich neben dem sehr treffenden Einbringen von juristischer Denkweise und Fachbegriffen besonders an der Einflechtung aktueller Probleme der deutschen Justiz. Im Hintergrund steht immer die große Frage nach Gerechtigkeit im Vordergrund die Überlastung der Richter, Einflussnahme von Lobbyisten auf Gesetze, das Spannungsverhältnis zwischen Karrierestreben und Gerechtigkeitswunsch, wobei ein gewisser Standesdünkel nicht in Abrede zu stellen ist. Dazu kommen – wir betrachten die Welt durch die Augen einer weiblichen Juristin – Männerseilschaften, die das persönliche berufliche Fortkommen erschweren. Hat die Protagonistin Thirza Zorniger ihr Leben für die Gerechtigkeit geopfert? Oder ist dieser Gedanke vermessen und noch dazu pathetisch? Wie viel Gerechtigkeit steckt in der Maschinerie Rechtsprechung? Präzision, Perfektion, Mitgefühl – auf was kommt es beim Richten an? Petra Morsbach wirft ist mit Justizpalast ohne Zweifel ein ganz großartiger Roman über die deutsche Justiz gelungen.

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Von: Gabriele doerfler aus Nobitz

20.11.2017

Das beste Buch, das ich je zum Thema Justiz gelesen habe.

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Schon die ersten Sätze nehmen den Leser umgehend in die Geschichte gefangen. Eine Geschichte, die sich um das Rechtswesen“ dreht, um dessen Protagonisten, aber auch um deren Umfeld. Die im Gerichtsgebäude auch spielt, aber dazu nimmt das Buch erst einmal ausführlich und ganz hervorragend im Timing seinen Anlauf. Denn am Wichtigsten, zentral, für diesen Roman sind die Figuren Jede der Figuren, Die Morsbach lebendig, abwechslungsreich, packend sowohl analytisch wie emotional für den Leser fast real werden lässt, statt in den Buchstaben eines Romans zu erstarren. Der Großvater, ehemaliger Richter, nach dem Krieg „zu spät gekommen“, irgendwo wesensverwandt untergekommen und, wie so viele im Buch, eine starke Szene, als Anspruch und Wirklichkeit aufeinandertreffen, als klar wird, dass da zwar einer „nie gegen das Recht verstoßen hat“ (hätte er mal besser zu Zeiten des dritten Reiches), aber wenig „Gerechtigkeit“ im Herzten trägt. „Dr. Wilhelm Kargus nun hatte für die Karriere seine Prinzipien verraten, ohne es zu merken. Er wusste nicht einmal, dass er nicht gerecht war“. Und das ist schon eine Kunst, das nicht zu wissen, wenn man mit der Axt „ungerecht“ eine Hütte zu Kleinholz verarbeitet“. Die Mutter, auf gutem Wege, gar nicht die die Jurisprudenz weiterverfolgt, denn Carlos Zorniger kam dazwischen. Und wie der dazwischenkam. Und wie der kantig, grob, fein, charismatisch, intensiv, distanziert von Morsbach ins Leben gerufen wird. Wie herzergreifend seine, unbewussten, verletzten Worte die kleine Tochter treffen, dass ist mitreißend geschrieben und löst die Distanz zwischen Leser und Werk treffend auf. Was alles in Thirzas Kopf zunächst und aus ihren Erinnerungen heraus dem Leser nahegebracht wird. Thirza, die Tochter einer dann verbitterten Mutter, eines abwesenden, egomanischen Vaters und eines frustrierten und dennoch ständig „Haltung vorführenden“ Großvaters. Die nun auch Richterin werden will. Aus all dem an Prägungen heraus, auch das baut Morsbach zwingend im Charakter der Thirza auf, Wie sie alle Personen unaufdringlich in ihrem „Sein“ erläutert. Die Tanten, die Mutter, die Großmutter, den Vater, Großvater, die Halbschwester und dutzende andere Figuren, die mal im flüssig verfassten Rückblick, oder in kantigen, fast assoziativ wirkenden Aufzählungen oder auch, dass vor allem, in ihrem Agieren dem Leser ihre inneren Haltungen emotional vermitteln. Eine Melange, die von allen Seiten ebenso zwingend in die Justiz führt. Die zerstörte, kaputte „Heimatfamilie“, die den Wunsch nach „etwas wieder zusammenfügen“ ebenso entstehen lässt, wie der „erfolgreiche“ Teil der mütterlichen Familie, in denen Juristen seit Generationen auf die ein oder andere Weise diesem „Handwerk“ nachgehen, was bei Thirza weitgehend zu Distanz und einem „es besser machen wollen“ führt. Aber ebensolche Menschen, wie sie als Kind kennenlernte, werden sie ihr gesamtes Berufsleben als Juristin „im System“ begleiten. Wie das an ihr etwas verändern? Wird sie manche heikle Situation und manche schmierigen Menschen Herr(in) werden könnten? Denn alles, was an „Typen“ in der Rechtsprechung zu finden ist, führt Morsbach mit klarem Blick für die Eigenarten der Persönlichkeiten und mit ebenso klarer und flüssiger Sprache hervorragend vor Augen. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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Thirza Zorniger ist das Produkt einer leidenschaftlichen Beziehung zwischen dem Schauspieler Carlos Zorniger und Gudrun, Tochter von Strafrichter Wilhelm Kargus. Doch die Beziehung zerbricht und Thirza wächst bei ihrem Großvater und den Tanten in Parsing auf, nachdem ihre Mutter überfordert die Erziehung der Tochter aufgibt. Dort entwickelt sie den Wunsch, ebenso wie ihr Großvater, den sie sonst nicht besonders zu mögen scheint, Juristin zu werden und es bis in den Münchener Justizpalast zu schaffen. Petra Morsbach erzählt in „Justizpalast“ ausgiebig von Thirzas Leben, ihren Jugendjahren, aber hauptsächlich von ihrer Zeit als aktiver Juristin in verschiedensten Themengebieten. Familiengericht, Gnadenabteilung im Ministerium, Beschwerdekammer, Kartellrecht – durch all diese Bereiche arbeitet sich Thirza und was vielleicht langweilig klingt, ist ein hochspannender Roman über Recht und Gerechtigkeit. Bereits im Studium diskutiert Thirza mit Kommilitonen Radbruch und die Frage, welche Rolle Recht und Gesetz und welche darin die Richter zu spielen haben. Gibt es so etwas wie rechtgewordenes Unrecht? Diese Frage ist direkte Folge aus dem Fehlverhalten der Richter in der Nazi-Diktatur und beschäftigt Thirza ihr ganzes Leben lang. Der Roman „Justizpalast“ ist nicht nur spannend, man lernt auch eine Menge über Rechtsauslegung, Rechtsphilosophie und das Selbstverständnis der Justiz. Immer wieder werden Fälle eingeflochten, die Thirza verhandelt, was den Roman so nah und lebensecht macht, dass man manchmal vergisst, dass man eine fiktive, keine reale Geschichte liest. Thirza ist eine sehr spezielle Persönlichkeit, privat sehr gehemmt, sucht sie Erfüllung im Beruf und hat sich von der Vorstellung, in einer Beziehung glücklich zu werden, schnell verabschiedet. Sie kämpft in einer Zeit um Anerkennung, als Frauen in der Justiz selten und im Richteramt noch seltener waren. Jedenfalls zu Beginn, denn Morsbach lässt uns an Thirzas Beispiel auch die Geschichte der deutschen Justiz in der Nachkriegszeit erleben, die Veränderung der Probleme und Fragestellungen und die Komplexität des Rechts durch immer neue Gegebenheiten von Außen. Ich halte Petra Morsbachs Roman „Justizpalast“ für einen herausragenden Roman. Die Autorin bereitet ein zunächst langweilig erscheinendes Thema wie ein Leben für die Justiz so spannend auf, dass man den Roman kaum noch aus der Hand legen kann. Durch Thirzas speziellen Charakter wird das Buch noch kurzweiliger und selbst komplizierte Stellen über rechtsphilosophische Diskussion schreibt sie so klar und fesselnd, dass man sich keinesfalls abgeschreckt fühlt. Thirza wächst einem ans Herz und ihr uneingeschränktes Streben nach Gerechtigkeit schafft großen Respekt vor dieser Figur. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Roman verbunden mit der Bitte, sich nicht abschrecken zu lassen vom vielleicht schwierigen Thema, denn Petra Morsbach macht es dem Leser unglaublich leicht, sich darauf zu einzulassen.

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Thirza Zornigers Start ins Leben war schon nicht besonders glücklich. Ihr Mutter träumte von der Karriere in der Justiz, genau wie ihr Vater, aber als sie den Schauspieler Carlos Zorniger trifft, gibt sie die beruflichen Ambitionen zugunsten der Ehe auf. Diese ist kurz und schmerzvoll und der Rest des Lebens wird nicht besser. Die Tochter verbringt die meiste Zeit bei Großvater und den alten Tanten, wo sie zur cleveren und ambitionierten jungen Frau heranwächst. Es folgen Stationen in der Justiz, ihr Fleiß und Scharfsinn werden geschätzt und der Aufstieg geht stetig voran. Umgänglich mit den Kollegen und bedacht in der Arbeit vergehen die Jahre. Nur in der Liebe wollen die Dinge nicht so richtig klappen. Spät erst trifft sie mit Max auf einen Mann, mit dem sie ihr Leben und ihre Erlebnisse im Justizpalast teilen möchte, auch wenn sie lange dem Glück nicht trauen will. Und langsam neigt sich auch schon ihr Leben dem Ende entgegen, ein Leben, das maßgeblich von den Verfahren und ihren Urteilen bestimmt wurde, für sie als Person, bisweilen aber auch für große Firmen und das Land relevant. Petra Morsbachs Roman schafft eine geschickte Verbindung von der Geschichte einer Frau der Nachkriegszeit, die beharrlich auch gegen Widerstände ihren Weg geht und einem Blick auf die deutsche Justiz, der mal hoffnungsvoll, mal desaströs ausfällt. Immer begleitet wird die Handlung von einem Erzähler, der sich weitgehen dezent im Hintergrund hält, aber ab und an aber mit ironischen Spitzen („Lästern ist ein Laster, aber entlastend“, S. 83) oder gar zynischen Anmerkungen für ein Schmunzeln beim Leser sorgt. Schon früh realisiert Thirza, dass sie Kinderlos bleiben und somit im Alter allein sein wird. Ein Umstand, der sich nun einmal nicht ändern lässt und durch ihren beruflichen Erfolg noch verstärkt wird. Ohne einen konkreten Weg gezielt zu verfolgen, gelingt ihr doch der Weg durch die Kammern an immer höhere Positionen, ein wenig Glück gehört auch dazu, das Thirza in dieser Hinsicht hold stets ist. Da Liebe nicht in den Grundrechtekatalog gehört, wie der Erzähler feststellt, muss sie sich auf diesem Gebiet verwirklichen. Aber wie auch Max fragt sich Thirza, ob das das richtige Leben war und sie es sinnvoll und glücklich machend genutzt hat und nachdem sie selbst mit Krankheit konfrontiert wird, muss sie erkennen: „Hier beginnt der Übergang in ein anderes Spiel. Eines mit härteren Regeln, ohne Berufungsmöglichkeit, mildernde Umstände und rechtliches Gehör. Und ohne Gnade.“ (S. 472) Die Justiz hat ihr viel gegeben im Leben und immer war sie auf der Suche nach Gerechtigkeit und Ausgleich. Leiden verhindern, Recht zuerkennen, maßvoll auch gerecht urteilen – aber wird das Schicksal sich ihr gegenüber genauso verhalten? Sie ist das Sinnbild der erfolgreichen und stark verkopften Frau, die sich keinen intensiven Emotionen hingibt. Sie erkennt früh, dass sie beruflich den Männern in nichts nachsteht, gerät jedoch immer wieder an Herren, die in klassischen Klischees verhaftet sind und sie nicht als ebenbürtig anerkennen. Neben diesen privaten Aspekten Thirzas steht jedoch vor allem die Justiz im Vordergrund des Romans. Immer wieder werden Fälle skizziert und der Alltag der Richter aufgezeigt. Sehr deutlich wird hier deren Überlastung. Sie können das vorgegebene Pensum niemals bewältigen und suchen entsprechende Ausweichstrategien: wegducken, beschleunigen, weniger sorgfältig arbeiten. Man hat Verständnis für sie und hofft, dass man selbst nie der Fall ist, der gerade so abgehandelt wird. Auch die bisweilen auftretende Situation, dass die Gesetze schlichtweg für einen Fall nicht passen und dass diese Zwickmühle nur mit dem sogenannten „Sauhundprinzip“ – der schlichten Frage danach, wer gut und wer böse ist - beantwortet werden kann, ist nachvollziehbar, wenn auch bedenklich. Auch ein weiterer Missstand wird deutlich bekannt: „Tja, die Staatsanwaltschaft ist immer dann besonders überlastet, wenn es um höhere Kreise geht. Wir haben eine Zweiklassen-Justiz“ (S. 54) stellt der Erzähler schon früh fest. Am Beispiel der Familie Strauß wird dies später noch viel detaillierter erläutert und lässt einem als Leser schon stirnrunzelnd zurück, wenn man sonst keinen tieferen Einblick in die Vorgänge der Gerichtsbarkeit hat. Ein großer Roman über eine starke Frau in einem männerdominierten und hart umkämpften Umfeld. Erzählt in unterhaltsamen Ton, der nie – trotz vieler juristischer Details – tröge oder gar langweilig wird, sondern im Gegenteil die spannenden Seiten der Richterarbeit aufzeigt.

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