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Rezensionen zu
Kalter Sommer

Gianrico Carofiglio

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1992, Süditalien. In Bari bekämpfen sich verschiedene Mafia-Clans. Und es kommt zur Katastrophe: der Sohn eines Mafia Bosses wird tot aufgefunden. Maresciallo Fenoglio übernimmt die Ermittlungen und stößt schon bald an seine Grenzen. Denn der Hauptverdächtige hat Informationen , die in eine ganz andere Richtung weisen. Und nicht nur das Wetter belastet den Fall, es ist ein extrem kalter Sommer für Italien, sondern auch der Einfluss der Mafia auf die Politik erschwert die schnelle Aufklärung. Gianrico Carofiglio weiß wovon er spricht, er hat jahrelang als Staatsanwalt gegen die Mafia gekämpft. Seine Romane sind spannend und exzellent recherchiert. Immer wieder ein Vergnügen.

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Grauzonen

Von: Barbara62

13.07.2019

1992 erschütterten zwei schwere Attentate Italien, die bis heute Spuren hinterlassen haben: Am 23.05. wurde der ehemalige Mafia-Richter und Direktor im Justizministerium Giovanni Falcone mitsamt seinen Begleitern bei Palermo mit Hilfe einer halben Tonne Sprengstoff unter der Autobahn zerrissen, am 19.07. starben auf ähnlich spektakuläre Weise mitten in Palermo sein Richter-Kollege Paolo Borsellino und dessen Leibwächter. Beide Anschläge gingen auf das Konto der sizilianischen Cosa Nostra, die damit vom Verbrechersyndikat zur Terrororganisation wurde. Langfristig führten diese Terroraktionen jedoch zu einem Niedergang der sizilianischen Mafia. Genau zum Zeitpunkt dieser spektakulären Attentate spielt der Krimi - oder der Roman, wie der Verlag ihn bezeichnet - des ehemaligen Antimafia-Staatsanwalts und gebürtigen Barinesers Gianrico Carofiglio. In der eher kleinen Mafiagruppierung „La Società Nostra“ in der apulischen Hauptstadt ist im April 1992 ein interner Krieg zwischen dem Anführer Nicola Grimaldi alias „der Blonde“ oder „Dreizylinder“ und seinem Stellvertreter Vito Lopez ausgebrochen. Kurz darauf wird Grimaldis Sohn auf dem Schulweg entführt, es geht eine Lösegeldforderung ein und kurz darauf wird das Kind tot aufgefunden. Niemand zweifelt an der Täterschaft von Lopez und seinen Anhängern. Maresciallo Fenoglio, 41-jähriger Turiner und seit zehn Jahren der Liebe wegen in Bari, übernimmt die Ermittlungen der Operation "Kalter Sommer". Geschockt und traurig, weil seine Frau Serena ihn vor zwei Monaten vorläufig verlassen hat, taucht er in ein Milieu ein, das er mittlerweile allzu gut kennt. Als sich Lopez der Polizei stellt, weil er als Hauptverdächtiger Grimaldi mehr fürchtet als die Carabinieri und als „wandelnder Toter“ die Kooperation mit der Justiz als „einzige Hoffnung“ sieht, führt Fenoglio die tagelangen Vernehmungen mit dem mehrfachen Mörder. Während der jedoch eine Vielzahl von Verbrechen gesteht, detailliert die Gründung der Gruppe und ihre Struktur darlegt und über die Beziehungen zur Lokalverwaltung und zu einzelnen Politikern berichtet, bestreitet er vehement jegliche Verwicklung in die Entführung. Trotz aller offensichtlicher Indizien kommen auch Fenoglio immer mehr Zweifel und es zeigt sich immer deutlicher, dass Schwarz und Weiß keineswegs immer scharf zu trennen sind und es für die Ermittler jede Menge Grauzonen gibt. Gianrico Carofiglios Bari-Reihe um den Strafverteidiger Guido Guerrieri gehören zu meinen absoluten Lieblingskrimis, vor allem wegen des sympathischen Protagonisten und der ausführlichen Gerichtsszenen. Ob "Kalter Sommer" aus dem Jahr 2016, auf Deutsch 2018, im Untertitel „Ein Fall für Maresciallo Fenoglio“, ebenfalls als Reihe geplant ist, kann ich dem Band leider nicht entnehmen. Mit Sicherheit hat der Protagonist viel Potential für eine Fortsetzung und ich würde gerne mehr über sein Privatleben, seine Arbeit und seine Kollegen erfahren. Auch wenn mir die wörtlichen Vernehmungsprotokolle Vito Lopez‘ im Mittelteil etwas zu lang waren, hat mir auch dieser Krimi gut gefallen. Die gelungene Einbettung der beiden eingangs beschriebenen, realen Mafiamorde in die Geschichte, der Einblick in Mafiastrukturen, die Carofiglio-typischen Erläuterungen zum italienischen Recht und die überraschende Auflösung lohnen die Lektüre allemal.

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„Soeben ist ein Anruf eingegangen. In Enziteto ist eine Schießerei auf offener Straße…..im Gang“. Und als die Carabinieri anlangen, mit Verstärkung, ist der Spul bereits vorbei. Die Straße übersät mit Munitionshülsen, aber natürlich hat keiner der Anwohner etwas gesehen oder bemerkt. Was das Problem im Kampf gegen die Mafia an sich ist. Angst, Ehre, Schweigen um jeden Preis, selbst wenn das eigene Kind entführt wird, eine Unsumme an Lösegeld bezahlt wurde und das Kind dennoch nur noch tot aufgefunden werden kann. Allerdings, wenn es der Sohn eines der Mafia-Chefs von Bari ist, dann ist dem Carabinieri Fenoglio umgehend klar, dass hier das letzte Wort nicht gesprochen sein wird. Und auch der leitenden Staatsanwältin geht ein ungutes Licht auf, als der Hauptverdächtige „Konkurrent“ des Mafia-Bosses, Lopez, sich der Polizei zur Verfügung stellt und die „Omerta“ ganz weit nach hinten rückt, um intern auszupacken. Der Mann hat eh nichts mehr zu verlieren, die halbe Mafia der Stadt macht bereits Jagd auf ihn. Als ehemaliger Staatsanwalt im Bereich des organisierten Verbrechens ist Carofiglio Insider und bewandert genug, um detailliert die Organisation, das Vorgehen, den „Alltag“ der Mafia geschickt in den Thriller mit einfließen zu lassen. Decknamen, das Wissen um mannigfaltige Gewalttaten, die vermeintliche Ehre, die vor allem eine Verteidigung der eigenen Macht darstellt, all das liest sich realistisch, packend und gut. IN Verbindung mit dem Mord an einem unschuldigen Kind und der Bedrohung für die Staatskräfte, die an jeder Ecke lauert, entfaltet sich ein attraktives Puzzle mit Spannung und Tempo. Ein Gesamtbild, in dem auch der „menschliche Faktor nicht zu kurz kommt. Die leiden einer Mutter, Freundschaften und Feindschaften und auch der Carabinieri Fenoglo zeigt menschlich allzu menschliches in Bezug auf seine Ehe, die gerade pausiert und öffnet sich gar Kollegen gegenüber, was in früheren Zeiten unvorstellbar gewesen wäre. „Ich weiß, du magst mich nicht. Ich mag mich auch nicht, und das schon seit einer ganzen Weile. Ich kanns dir also nicht übelnehmen“. „Es ist, als hättest du eine Art Superkraft…… Das macht mich sauer, und ich bewundere es. Vielleicht macht es mich sauer, weil ich es bewundere“. Aber alle vermeintlichen Superkräfte nutzen zunächst nicht, wenn lange unklar bleibt, was da eigentlich für ein Spiel gespielt wird, wer den Tod des Jungen verschuldet hat und das man Grimaldi, die örtliche Mafia-Größe, einfach nicht wirklich zu fassen bekommt auf seinem verborgenen Feldzug der Rache und seiner Bedrohung gegen Staatsanwältin und überhaupt jeden, der meint, sich ihm in den Weg stellen zu müssen. Mit der Besonderheit im Stil, dass Carofiglio großen Wert auf realistische Abläufe legt und phasenweise das Tempo des Romans zurücknimmt gegenüber der eher ruhigen, schrittweisen Ermittlungstätigkeit der Polizei vor Ort anzuführen. Dadurch gewinnt der Roman an sachlicher Tiefe und führt den Leser gut ein in die Welt des Mafia-bedrohten, teils -bestimmten Lebens in Süditalien, dieser Realismus benötigt aber auch die entsprechende Geduld und Ruhe des Lesers bei der Lektüre. Schnellschüsse finden sich in diesem Werk nicht. Eine empfehlenswerte Lektüre.

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Gianrico Carofiglio war viele Jahre Staatsanwalt und war an der Antimafia-Kampagne des italienischen Staates beteiligt. Ich kann also getrost davon ausgehen, dass er weiß, wovon er schreibt. Natürlich wird für einen Roman immer ein gewisses Maß an Fiktion dazugepackt, denn ein reiner Polizeibericht liest sich vermutlich nicht sonderlich spannend. Mafiamethoden In Kalter Sommer ist die Mischung aus Realität und Fiktion gut gelungen. Ich vermag mich recht gut in die verschiedenen Situation hineinversetzen und das Wissen, das dieser Geschichte wahre Begebenheiten zu Grunde liegen sorgen per se schon für eine gewisse Spannung. Auch die recht schonungslose Schilderung diverser Mafia-Größen und ihrer Methoden lassen immer mal wieder eine leichte Gänsehaut aufkommen. Roman vs. Krimi Nun ist dieses Buch als Roman veröffentlicht worden und nicht als Krimi. Das hat auch so seine Berechtigung, denn auch wenn einzelne Passagen sehr spannend sind, fehlt ein gewisser Spannungsbogen. Vermutlich liegt das daran, dass tatsächliche Polizeiarbeit einfach nicht so wahnsinnig aufregend ist. Aber in Kalter Sommer verliert sich viel Spannung in zu vielen Details der Ermittlungsarbeit. Insgesamt spannend Trotzdem ist das Buch in seiner Gesamtheit spannend zu lesen und man erfährt sehr viel über die Arbeit und auch die Gefahr, die die Ermittlungen gegen die Mafia so mit sich gebracht haben. Mit der allgemeinen Globalisierung hat sich auch die Mafia und andere vergleichbare Organisationen globalisiert und ihre Gegner werden offenbar niemals arbeitslos. Aber wir Leser werden dafür sicher auch weiter mit spannenden Geschichten versorgt :-) Mein Fazit: Kalter Sommer ist ein spannender Roman über die Arbeit der Carabinieri in Italiens Süden und deren Kampf gegen die Mafia. Es ist kein Krimi (und behauptet das auch nicht) aber trotzdem sehr spannend zu lesen.

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