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Rezensionen zu
Außer Dienst

Helmut Schmidt

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Helmut Schmidt, der zu den wohl angesehensten Persönlichkeiten der deutschen Politik gehört und über Parteigrenzen hinweg große Anerkennung genießt hat 25 Jahre nach seinem Ausscheiden aus der Politik und allen öffentlichen Ämtern Bilanz gezogen – um am Lebensende einmal zusammenzufassen, „was ich glaube, im Laufe der Jahrzehnte politisch gelernt zu haben“. Dabei spricht er über prägende Erfahrungen, eigene Fehler und Versäumnisse, seinen Glauben sowie über Herausforderungen in einer zusehends globalisierten Welt. In die Politik sei Schmidt eigenen Aussagen zufolge eher zufällig gekommen und aus eigenem Willen dort geblieben und betont, er habe seine (politischen) Ämter zumindest nicht bewusst angestrebt. Allerdings, so schreibt er, sei er sich nach der Lektüre einiger Fachbücher nicht mehr so sicher („unbewusst könnte ich die Ämter vielleicht gewollt haben.“) Schmidt plädiert dafür, dass Politiker und Menschen lernen müssen, fremde Menschen und Kulturen zu fragen, sowie ihnen zuzuhören, um Vorurteile abzubauen. Denn Zuzuhören sei eine Fähigkeit, die jedem Politiker zu wünschen sei. Von nachfolgenden Generationen fordert er, ein Bewusstsein für eine gute Nachbarschaft zu den die eigene Nation umgebenden Staaten zu entwickeln und eine gleichbleibende Balance zwischen Bund und Ländern als einer der entscheidendsten Lehren der deutschen Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu entwickeln. Zudem fordert er als weitere Lehre aus der deutschen Geschichte, sich der bleibenden Hypothek der Vernichtung der Juden bewusst zu werden. Deutschland hätte aus der Geschichte gelernt, wenn die Politiker jeglicher Großmannssucht widerstehen würden. In seinem Buch kommt Helmut Schmidt auch auf Fehler, die einem in einem so aufreibenden und anstrengenden Berufsfeld wie das des Politikers passieren, zu sprechen. Dabei steht, vielleicht nicht ganz zufällig, das Verhältnis zu seiner Partei und zu Willy Brand, das zerrüttet war, im Mittelpunkt. So schreibt der Bundeskanzler a.D., sein vielleicht größter Fehler sei es gewesen, dass er mit dem Antritt als Kanzler nicht auch die Parteiführung der SPD für sich beansprucht habe. Denn Brandt, der diese nicht aus der Hand gegeben habe, hätte, so Schmidt, die Entwicklung der Spaltung der Partei in Folge des NATO Doppelbeschlusses und die Auflösungserscheinungen am linken Rand gefördert. Als Brandt 1992 starb, hätte er das Gefühl gehabt, einen Freund verloren zu haben. Aber auch ein Blick auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in Deutschland kommt in dem Buch nicht zu kurz. Dabei seien die internationale Einhaltung der Rüstungsbeschränkungen, die Friedenssicherung zwischen dem Islam und der westlichen Welt sowie die „Bündnispolitik“ die größten Herausforderungen der Zukunft. Denn durch neue, genauso komplexe Probleme wie zu Zeiten des kalten Krieges sei das Rüstungsproblem von der Bildfläche verschwunden.Für die Integration von muslimischen Mitbürgern sowie die Partizipation aller am politischen und alltäglichen Leben sei die Erarbeitung langfristiger und Strategien notwendig. Dabei müsse sich Deutschland auf ein starkes und geeintes Europa und eine starke Partnerschaft mit Amerika berufen. Helmut Schmidt hat mit „Außer Dienst – Eine Bilanz“ ein Buch geschrieben, in dem er sich mit autobiographischen Passagen unterlegt kritisch mit der eigenen Politik genauso beschäftigt wie mit zukünftigen Problemen und Herausforderungen etwa der Fortführung der europäischen Integration. Dabei kommt das Buch, das durch das Einstreuen persönlicher Anekdoten und Geschichten seinen besonderen Reiz entwickelt, mit einem Lehrerhaften und pädagogischen Duktus daher, an dem man merkt, das Schmidt einen guten Lehrer abgegeben hätte. „Außer Dienst – Eine Bilanz“ ist ein sehr persönliches und gleichzeitig ein sehr politisches Buch geworden, dass sich zu lesen lohnt.

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