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Rezensionen zu
Tannöd

Andrea Maria Schenkel

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Inhalt: Tannöd. Auf einem abgelegenen Hof hat sich eine schreckliche Tat ereignet. Die gesamte Familie Danner, die den Hof bewirtschaftete, ist ermordet worden. Die Dorfgemeinschaft steht vor einem Rätsel. Was hat sich auf dem Hof zugetragen? Eine Spurensuche beginnt. Persönliche Meinung: Der Kriminalroman „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel ist eine literarische Verarbeitung des bis heute ungeklärten Hinterkaifeck-Sechsfachmordes (Im Jahr 1922 wurden die sechs Bewohner des Einödhofes Hinterkaifeck von einem Unbekannten mit einer Hacke getötet. Im Vorfeld und im Nachgang des Mordes kam es zu einzelnen seltsamen Begebenheiten, die bis heute nicht aufgeklärt werden konnten). Dementsprechend finden sich in „Tannöd“ Versatzstücke des realen Mordfalles und auch die Handlung orientiert sich an dessen Chronologie. Der Krimi ist allerdings keine Dokumentation und kein Sachbuch, weshalb er sich literarische Freiheiten nimmt. So spielt die Handlung nicht 1922, sondern im Deutschland der Nachkriegszeit. Auch bleibt der Fall nicht ungelöst; zuletzt wird ein Täter präsentiert. Besonders interessant ist die Erzählweise von „Tannöd“, da sie vergleichsweise komplex und fast schon experimentell ist. Erzählt wird die Handlung von unterschiedlichen Erzählinstanzen. Angestoßen wird das Ganze von einem unbekannten Ich-Erzähler, der als Kind seine Ferien in Tannöd verbracht hat, und nun als Erwachsener zurückkehrt, um von den Einheimischen zu erfahren, was auf dem Hof der Danners geschehen ist. Im Folgenden tritt der Ich-Erzähler völlig zurück und taucht nicht mehr auf. Zu Wort kommen andere Figuren: die einzelnen Dorfbewohner – und zwar in Form von Zeugenaussagen (Ich-Form). Interessant ist dabei, dass die Figuren jeweils andere Vermutungen haben, was sich auf dem Hof zugetragen haben könnte, sodass sie sich auch widersprechen. Während die Meinung der Krämerin bspw. von dem dörflichen Klatsch und Tratsch beeinflusst ist, sieht der Priester den Fall aus einer religiös geprägten Perspektive. Die Zeugenaussagen unterscheiden sich außerdem sprachlich: Jede Figur schlägt einen individuellen Ton ein, der sich in Wortwahl, Satzbau und Erzählduktus niederschlägt. Dadurch ist „Tannöd“ gewissermaßen – unabhängig von der Krimihandlung – ein Sittengemälde bzw. eine kleine Charakterstudie des engen dörflichen Mikrokosmos. Doch zurück zur Erzählweise: Im Wechsel mit den Zeugenaussagen finden sich Sequenzen, die in der Mordnacht spielen. Hier nimmt ein personaler Erzähler nach und nach die Perspektiven der Mitglieder der Danner-Familie ein und erzählt ihre letzten Stunden. Durch dieses diskontinuierliche Erzählen bricht „Tannöd“ bewusst immer wieder mit dem Handlungsfluss. Die Zeugenaussagen und die Sequenzen, die in der Mordnacht spielen, entfalten sich nicht chronologisch, sondern von hinten nach vorne. „Tannöd“ ist also kein Detektivroman, in der wir einer Ermittlerfigur in einem mehr oder weniger linearen Handlungsstrang folgen und mit ihr rätseln. Der Krimi ist allerdings dennoch sehr gut durchdacht und komponiert. Die Sequenzen sind kleine Steinchen, die Stück für Stück ein Mosaikbild entstehen lassen. Nicht immer weiß man direkt, welches Steinchen auf welchen Platz gehört, aber am Ende entsteht ein stimmiges und vollständiges Bild. Insgesamt ist „Tannöd“ eine interessante literarische Bearbeitung des Hinterkaifeck-Mordfalles, die durch eine spannende Erzählweise, bei der jede Figur ihre eigene Stimme erhält, besticht.

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