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Rezensionen zu
Was der Fluss erzählt

Diane Setterfield

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Märchenhafte Geschichte

Von: Annithrill

15.08.2021

Also, zusammenfassend kann ich sagen; das Buch ist irgendwie anders - wie ein Märchen... Aber von vorne: Die ersten 100 Seiten haben sich für mich wirklich gezogen. Ich bin auch ehrlich, ich habe es nach den ersten Seiten zur Seite gelegt und lange Zeit nicht angerührt, da ich was Flottes in dem Moment brauchte. Im Urlaub, als ich wieder die Ruhe hatte, habe ich gedacht: „nun zieh es durch...“ und ich kann sagen, dass ich froh bin, dies getan zu haben. Die Charaktere und Geschehnisse sowie die Ortsbeschreibungen werden dem Leser so nahe gebracht, dass man sich wirklich ins 19. Jahrhundert reinversetzt fühlt. Auch wurde mir klar, dass die Ausführungen im ersten Teil von großer Bedeutung sind. Diane Setterfield versteht es, die Schicksale der einzelnen Charaktere so detailgetreu zu erzählen, dass man als Leser miträtselt, welches Geheimnis um das Mädchen schwirrt und die einzelnen Menschen drumherum. Die Story bringt auch Krimielemente, was es für mich natürlich noch spannender gemacht hat. Die Sprache, die Diane Setterfield verwendet ist so besonders, bildlich und märchenhaft ohne jedoch kitschig zu sein. Die anfänglichen Schwächen wurden durch das GESAMTE ausgeglichen. Sollte euch das Buch anfangs nicht packen - haltet durch...es lohnt sich! Wirklich! Eine klare Leseempfehlung für entspannte Lesestunden, die den Leser in eine andere Welt eintauchen lassen. Aber Vorsicht ☝🏻 es ist kein Buch für zwischendurch.

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Diese Geschichte wurde von der Hörbuchsprecherin Simone Kabst erzählt. Eine echt großartige Sprecherin und genau passend für diese märchenhafte und düstere Erzählung. Hier hat mich der Klappentext sehr angesprochen. Diese märchenhafte Erzählweise hat mich echt beeindruckt. Ich habe mich sofort in das 19. Jahrhundert hineinversetzt gefüllt. Im länglichen England treffen sich die Einwohner von Radcot gerne im Wirtshaus und erzählen sich alte Geschichte, Legenden und Sagen. Auch Menschen aus anderen Gegenden trifft man hier an, die aus verschiedensten Gründen ins Gasthof gekommen sind. Das Rätsel um das wiedererwachte Mädchen liefert natürlich neues Gesprächsstoff... Wir lernen hier mehrere Personen und Familien kennen, die sich mit dem unbekannten Kind verbunden fühlen und wir erfahren hier über die einzelnen Schicksale der Erzählenden. Es stehlt sich hier die Fragen, zu wem das Mädchen gehört, die ja nicht spricht und so wird man im Laufe der Erzählung neugierig, was es mit dem Mädchen auf sich hat. Ist sie die entführte Tochter? Ist sie die totgeglaubte Schwester oder die Enkeltochter, die man nie kennengelernt hat? Ich habe ständig mitgerätselt und ich lag sowas von daneben. Erst ganz am Schluss ergibt alles ein Sinn und die Fragen werden alle beantwortet. Eine echt schöne Erzählung, bei der man miträtseln kann. Hier und da wurde es ein wenig in die längen gezogen, was aber der Geschichte nicht geschadet hat. Von mir gibt es eine Leseempfehlung bzw. Hörempfehlung und absolut verdiente 4 Sterne.

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Es wird etwas passieren. Diese Ahnung, nein, diese Erkenntnis beschlich sie schon einen Tag vor dem rätselhaften Ereignis, das sie für ein ganzes Jahr in Atem halten sollte. „Sie“ – das sind beispielsweise Joe, der lungenschwache Wirt aus dem Swan, oder Robert Armstrong, der sich große Sorgen um seinen Ältesten macht, desgleichen die von vielen Ängsten geplagte, etwas schrullige Lily White sowie die um ihre verschwundene Tochter trauernde Helena Vaughn. Sie alle – und noch viele Personen mehr – werden von einem mysteriösen Besuch im Swan erschüttert: Da steht doch eines Winternachts Ende des 19. Jahrhunderts ein fremder Mann auf der Schwelle des Gasthauses, blutüberströmt und ein lebloses Kind in den Armen. Die eilig herbeigerufene patente Krankenschwester kann zwar seine Wunden versorgen, für das kleine Mädchen scheint indes jede Hilfe zu spät zu kommen. Kein Puls. Kein Atem. Das Kind ist tot … zumindest denken das alle Anwesenden, bis – ja, bis die Kleine sich plötzlich zu regen beginnt. Sie ist scheu, sie spricht nicht, aber sie ist zweifellos lebendig! Doch wer ist das mysteriöse Mädchen? Robert Armstrong ist sich sicher: seine ihm bis dato unbekannte Enkelin, die kurz zuvor am Fluss zum letzten Mal gesehen wurde. Helena Vaughn ist sich sicher: ihre vor zwei Jahren verschwundene Tochter, die aus ihrem herrschaftlichen Haus am Fluss entführt worden ist. Lily White ist sich sicher: ihre kleine Schwester, die vor fast vierzig Jahren ebenfalls am Fluss verschwand … wer auch immer die Kleine ist, eines scheint festzustehen: „Der Fluss holte wieder Luft und beim nächsten Mal atmete er ein Kind aus.“ (S. 129) Eine zugleich betörende und beängstigende Flusslandschaft, ein rätselhaftes Kind, viele teils undurchsichtige Interessen und noch mehr Gefühle: „Was der Fluss erzählt“ (aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer) ist ein rundum gelungener Schmöker – ja, ich bemühe ganz bewusst dieses etwas angestaubte Wort für eine fesselnde, unterhaltsame, lebendige Lektüre, die ihren Leser*innen nicht zu viel abverlangt und sie gleichzeitig gekonnt in eine andere Welt, eine andere Wirklichkeit entführt. Die Erzählung fließt dahin wie der titelgebende Fluss, windet sich in Biegungen, hält kleine, tückische Strudel bereit und trägt ihre Leser*innen sanft schaukelnd mit sich, einer ungewissen Mündung entgegen. Wer der derzeit vielfach doch recht deprimierenden Realität für eine Romanlänge entfliehen will, ist mit diesem Buch bestens bedient – es ist der perfekte Begleiter für ein Wochenende, an dem man den Alltag vergessen will und sich mit Wolldecke und Tee wohlig auf der Couch einmummelt!

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Man kann die Bewohner von Radcot gut verstehen. Sie lieben Geschichten, sitzen jeden Abend im Wirtshaus Swan am Ufer der Themse in der Höhe von Oxford und erzählen sich Mythen und Sagen. Eines Abends geschieht etwas, das reichlich Stoff für eine neue Legende bietet: Ein schwer verletzter Mann mit einem leblosen, aber unversehrten kleinen Mädchen im Arm stolpert ins Gasthaus und bricht zusammen. Zu welchen Theorien und Spekulationen dies führt, zählt für mich zu den stärksten Momenten der Erzählung. Jeder versucht, mit seinem Wissen den Vorfall zu erklären, Lücken zu füllen und sich einen Reim darauf zu machen, um das Ganze in eigener Manier weiterzuerzählen. Der Vorfall ruft nach und nach neue Figuren auf den Plan: die Krankenschwester Rita, die das Mädchen untersucht; das Ehepaar Vaughn, das seit zwei Jahren seine Tochter vermisst; Robert Armstrong, der sich auf die Suche nach seinem Sohn und seiner Schwiegertochter macht. Ihre Vorgeschichten werden sehr ausführlich erzählt, was im mittleren Teil zu Längen führt. Lässt man sich jedoch auf die langsam mäandernden Erzählstränge ein, kommt man in den Genuss einer wendungsreichen und atmosphärisch dichten Geschichte, besonders in der Hörbuchversion. Zu verdanken ist das vor allem der hervorragenden Sprecherin Simone Kabst, die jede Tonlage trifft, ob kindlich, entsetzt oder boshaft. Nicht nur die unterschiedlichen Charaktere, auch der Fluss mit all seinem Tücken und Geheimnissen wird durch die elegante Prosa von Diane Setterfield zum Leben erweckt. Besonderen Reiz gewinnt der Roman dadurch, dass seit einiger Zeit Storyteller-Communities zum Beispiel auf den schottischen Orkney-Inseln die Tradition des mündlichen Erzählens wieder aufleben lassen.

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Inhalt: England, Ende des 19. Jahrhunderts. Es war die Nacht der Wintersonnenwende - die längste Nacht im Jahr, die Zeit in der Tag und Nacht verschwimmen und unerwartete Dinge geschehen können - als sich die Tür des uralten Wirtshauses an der Themse öffnet und ein schwer verletzter Mann mit einem toten Kind auf dem Arm hineinstolpert. Schnell wird Rita, Hebamme und Krankenschwester, gerufen und kurze Zeit später lebt das Kind wieder. Ein Wunder? Zu wem gehört das Kind? Eine lange Spurensuche beginnt… Meine Meinung: Die Geschichte hat mir von der Grundidee sehr gut gefallen, genauso wie die märchenhafte Erzählweise und die besondere Atmosphäre. Ich mag sehr gerne etwas mystische Geschichten, die einen Bezug auf alte Sagen und Legenden haben. Die Menschen in den Wirtshäusern erzählen gern alte Geschichte, so wie die von dem Fährmann Quietly, der die Menschen, die aus den verschiedensten Gründen im Fluss treiben, ans Ufer bringt. Entweder an die Seite der Toten oder an die der Lebenden. Mit dem Rätsel um das wiedererwachte Mädchen gibt es nun neuen Gesprächsstoff. Es werden in diesem Buch die Geschichten von mehreren Menschen erzählt, die sich auf unterschiedlichste Art mit dem Kind verbunden fühlen und der Leser erfährt von Einzelschicksalen, die ans Herz gehen. Zu wem gehört das kleine Mädchen, das nicht spricht? Ist das Kind die entführte Tochter, die unbekannte Enkeltochter oder vielleicht die totgeglaubte Schwester? Warum fühlt die Kleine sich so sehr vom Fluss angezogen? Im Laufe der Geschichte wurde ich immer neugieriger und wollte unbedingt wissen, zu wem das Kind gehört. Erst gegen Ende des Buches laufen die Geschichten zusammen und alle Fragen werden restlos gelöst. Mit meinen Vermutungen lag ich völlig falsch. Diane Setterfield hat alle Charaktere sehr sorgfältig ausgewählt. Sie sind alle interessant, vielschichtig und wirken authentisch. Besonders gut haben mir Rita und der Fotograf Daunt gefallen. Fazit: Eine schöne mystische Geschichte mit einem tollen Schreibstil, die aber leider auch einige Längen hat, so dass mein Lesefluss häufiger ins Stocken geriet.

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England späten 19. Jahrhundert Zwischen Cricklade und Oxford, entlang der Themse, leben meist abergläubische, arme aber glückliche Menschen. Die genießen nach getaner Arbeit deren Lebensabende mit reichlich alkoholischen Getränke in der Stube des Gasthauses von Swan und erzählen die Geschichten. Meist drehen sich die Geschichten um den Fluss, doch bei einer stürmischer Winternacht stummen die Erzähler auf ein mal. Plötzlich stolpert ein fremder, schwerverletzter Mann in die Stube, in seinem Armen ein lebloses, kleines Mädchen. Die Wirtsleute alarmieren die Krankenschwester Rita, die allerdings nur den Tod das Mädchen feststellen kann. Doch als Rita stunden später herausfinden versucht, woran das Mädchen gestorben ist, merkt sie, dass es sich bewegt und atmet. Wie heißt es Mädchen? Wie kann man von Tod wiederauferstehen? Welche Familie gehört das Mädchen?... Die Geschichte dreht sich um die Fragen. Es gibt mehrere Familien, die behaupten, gehört das Mädchen denen und mittendrin rätselt Rita über das wiederauferstehen. Erzählt wird die ganze aus viele Perspektiven, sodass man neben der Wahrheit suche, die Schicksale die Familien kennenlernt. Die Figuren sind sehr unterschiedlich aber trotzdem passen sie zusammen hervorragend in die Story. Obwohl das Buch ein oder andere Länge hat, Dank den märchenhaften Erzählstil und gut gelungene Krimi Anteil liest man das Buch schnell durch. Wer mystische, sagenhafte, kriminelle Geschichten mag, dem kann ich das Buch weiterempfehlen.

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„Manche Geschichten behält man besser für sich. Manche Geschichten erzählt man sich laut, andere im Flüsterton, und wieder andere überhaupt nicht.“ Im „Swan“ erzählt man sich gern Geschichten. Geschichten, die manchmal schon so oft weitergetragen worden sind, dass man den Wahrheitsgehalt nicht mehr so genau feststellen kann. Aber diese Geschichte hier, die ist niegelnagelneu und kann noch nie erzählt worden sein! Daher sind die Bewohner von Radcot, dem Dorf des „Swan“ dieses Mal noch interessierter. Zudem scheint etwas nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Denn wie lässt es sich sonst erklären, dass ein tot aus dem Fluss geborgenes Mädchen am nächsten Tag wieder lebt? Neben diesem Mysterium umtreibt die Bevölkerung die Frage, wer das Mädchen überhaupt ist, denn mehrere Personen behaupten, sie zu kennen, respektive in einem verwandtschaftlich nahen Verhältnis zu ihr zu stehen. Wie das Wasser des Flusses tagtäglich am Dorf vorbeiströmt, dessen ruhiger Verlauf durch abenteuerliche Passagen gestört wird, wenn es sich in einem Strudel verfängt oder auch mal wie ein Wasserfall herniederstürzt, um später gemächlich weiterzufließen, so verläuft auch diese Geschichte überwiegend ruhig, ist aber mit einigen erzählerischen Stromschnellen versetzt. „Wenn man nur ein wenig unter die Oberfläche ging, war einem das Leben ein Rätsel und nicht selten drifteten Ursachen und Wirkungen auseinander.“ In „Was der Fluss erzählt“ fließen mehrere kleine Bächlein schließlich zu einem starken Strom zusammen. Denn zunächst verlaufen die einzelnen Geschichten, die alle mehr oder weniger mit dem mysteriösen Mädchen zu tun haben, unbeteiligt aneinander vorbei. Sie alle haben stille und aufregende Phasen, nach und nach versteht man die Zusammenhänge, die die Bewohner des Landstrichs verbinden, und lernt einige der Protagonisten sehr gut kennen und mögen. Der Erzählstil ist leicht, behäbig und stellenweise sehr verwunschen bis hin zu mystisch, fast schon betörend. Das alles setzt die Sprecherin Simone Kabst beeindruckend um. Auch, wenn die Erzählung stellenweise nur sehr langsam strömte, konnte ich mich ihr durch die fesselnde Umsetzung nicht entziehen! Sehr atmosphärisch wird man in Wort aber auch Ton in das dörfliche England des späten 19. Jahrhunderts versetzt und taucht tief ein in all die Familiengeschichten, die schließlich so manche Überraschung offenbaren. Manchmal war es mir inhaltlich zu sehr in die Länge gezogen, aber die Highlights, die die Autorin mit neuen Wenden gesetzt hat, aber auch mit ihren Stippvsiten in Medizin und Fotografie erfreuten mich dann doch immer wieder! Inhalt Eine stürmische Winternacht im England des späten 19. Jahrhunderts: In der Gaststube des „Swan“ sitzen die Bewohner von Radcot zusammen und wärmen sich an ihren Geschichten und Getränken, als ein Mann mit einem leblosen Mädchen im Arm hereinstolpert, das er aus der Themse geborgen hat. Die herbeigerufene Krankenschwester kann nur noch den Tod feststellen. Als sie jedoch ein paar Stunden später erneut nach dem Kind schaut, bemerkt sie, dass es wieder atmet. Ein Wunder oder gar Zauberei? Oder gibt es eine medizinische Erklärung? (Die Rezension ist meinem Bücherblog Irve liest entnommen.) Viel dringlicher wird jedoch bald die Frage: Woher kommt das mysteriöse Mädchen und welche Rolle spielt der Fluss in seiner Geschichte ...?

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Was ist Phantasie, was Wirklichkeit? In Diane Setterfields neuem Roman „Was der Fluss erzählt“ geht es nicht immer mit rechten Dingen zu. „Es war einmal ein Wirtshaus, das stand friedlich in Radcot am Ufer der Themse, etwa vierzig Meilen stromabwärts von der Quelle“ – so beginnt die Geschichte. Wir befinden uns im späten 19. Jahrhundert in einem kleinen Dörfchen in Südengland, in einem Gasthaus namens „Swan“. Wenn die Arbeit auf den Feldern und am Fluss getan ist, treffen sich die Männer dort auf ein oder zwei Krüge Bier; und sie erzählen sich mit Vorliebe Geschichten. Es ist also gefundenes Fressen für die phantasievolle Gemeinschaft, als eines Abends die schwere Holztür auffliegt und ein Mann im Türrahmen steht – im Arm ein kleines Mädchen, das offensichtlich nicht mehr lebt. Bevor er erklären kann, wer er ist und was passiert ist, fällt er in Ohnmacht. Und obwohl Rita, die im Dorf für alle medizinischen Angelegenheiten hinzugerufen wird, unmissverständlich den Tod des kleinen Mädchens feststellt: kurz darauf beginnt die Kleine wieder zu atmen und steht auf. Wie kann das sein? Wie es sich für einen echten viktorianischen Schmöker gehört – denn auch wenn das Buch in diesem Jahr geschrieben wurde, liest es sich teilweise, als käme es direkt aus dem 19. Jahrhundert – wird es eine Weile dauern, bis wir das erfahren. Zunächst holt der allwissende Erzähler, der sich gelegentlich direkt an die Leser*innen wendet, etwas aus, beschreibt die Ereignisse und Wege der wichtigsten beteiligten Personen, bevor das rätselhafte Kind in ihr Leben trat. Da sind die Armstrongs, deren ältester Sohn Robin ihnen immer wieder Sorgen bereitet; da ist die Heilerin und Hebamme Rita, die bei Nonnen aufwuchs und sich geschworen hat, niemals selbst ein Kind in die Welt zusetzen; da ist Lily, die in einem heruntergekommenen Cottage wohnt und sich selbst nichts gönnt; und da ist das Ehepaar Vaughan, dessen Tochter Amelia vor zwei Jahren entführt wurde und seitdem nicht wieder aufgetaucht ist. Könnte das fremde Mädchen diese Amelia sein? Diane Setterfield lässt die einzelnen Lebenswege nach und nach – wie einen Fluss und seine Nebenarme – ineinanderfließen: „Leach, Churn und Coln haben jeweils ihr eigenes Wegstück zurückgelegt, bevor sie in die Themse münden und deren Wassermassen anschwellen lassen. Genauso hatten die Vaughans und die Armstrongs und Lily White in den Jahren und Tagen, bevor sie sich in diese Erzählung einfügten, ihre je eigene Geschichte gehabt, und nun kommen wir an den Punkt, da sich ihre Wasserläufe vereinen.“ Sie alle erheben Ansprüche auf die Kleine: die Armstrongs vermuten in ihr Alice, ihre Enkeltochter, die sie noch nie kennengelernt haben. Für Mrs. Vaughan ist es ohne Zweifel Amelia und Lily White sieht in der Kleinen ihre Schwester Ann – was zumindest rein rechnerisch direkt auszuschließen ist, denn Lily ist bereits über Vierzig. Auf den folgenden knapp 600 Seiten wird das Rätsel nun von allen Seiten und aus vielfältiger Perspektive, atmosphärisch sehr anschaulich erzählt, angegangen. Das hat gelegentlich etwas von einem Schauerroman mit immer wieder anschwellender Spannungskurve, ohne dass das Geschehen jedoch sofort aufgeklärt wird – als Leser*in wirft man über weite Strecken seine eigenen Theorien in den Ring. „Weite Strecken“ ist auch ein Stichwort, denn: Diane Setterfield lässt sich sehr viel Zeit mit der Charakterisierung der Beteiligten (auch damit schreibt sie „viktorianisch“), sie baut immer weitere Nebenschauplätze auf und erzählt lang zurückliegende Ereignisse in einer satten und teilweise süffigen Sprache (ziemlich gut übersetzt von Anke & Eberhard Kreutzer), was dazu führt, dass die Aufmerksamkeit manchmal versickert wie ein schwacher Nebenarm der Themse. „Sie saßen am Ufer. Solche Geschichten erzählte man besser am Fluss als in einem geschlossenen Raum. Drinnen stauen sich Worte zwischen den vier Wänden an und lasten dann vielleicht zu schwer auf dem, was noch zu sagen wäre. Am Fluss hingegen nimmt die Luft die Geschichte mit auf eine Reise, ein Satz weht davon und macht Platz für den nächsten.“ Wenn wir letztendlich erfahren, um wen es sich bei dem zunächst toten und dann wieder lebenden Kind handelt, kommt das tatsächlich noch einmal einer Überraschung gleich. Was der Fluss erzählt ist ohne Frage ein ausgezeichnet konstruierter Roman, in den man für ein paar Stunden versinken kann; dem Spannungsbogen des Romans hätten aber ein paar Seiten weniger keinen Abbruch getan.

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