In ‚Macht und Rebel‘, dem zweiten Buch der Skandinavischen Misanthropie von Matias Faldbakken geht es um Exzess. Drogen, Gewalt und Sex werden bis zur ästhetischen und moralischen Geschmacksgrenze gereizt. Es handelt von zwei Männern, die ebenso gegensätzlich wie ähnlich sind. Der eine, Rebel, ist ein Prokrastiniere ersten Ranges mit linker Vergangenheit und anarchischer No-Future Attitüde. Als einzig verbleibende Möglichkeit des Protestes in einer Mainstream-Gesellschaft des Freedom of Speach, in der nichts mehr schocken kann und jede Meinung erlaubt ist, sieht Rebel die Hinwendung zum Nazitum.
Macht hingegen ist knallharter Geschäftsmann, der seine Wurzeln in der linken Szene hat und diese nutzt, um Firmen bei Imageproblemen zu helfen. Subversion als Marketingtool. Beide vereint der Hass auf die skandinavische Konsenskultur - die Gutmenschengesellschaft, in der es keine Probleme gibt und jeder nach eigenen Wünschen glücklich werden darf.
Das Buch quillt über vor Gewalt, Pädophilie, Drogen und Antisemitismus, aber ist dennoch erstaunlich gut lesbar. Anders als der Vorgänger ist dieser Roman gut. Keine hohe Literatur, sondern trash - aber guter trash. Immerhin erscheinen die Figuren stringent und glaubwürdig gezeichnet. Die Handlung ist dabei unwichtig. Rebel und Macht finden zusammen auf geschäftlicher und freundschaftlicher Ebene und sorgen dafür, dass Alles um sie herum in einer epischen Schlacht jeder gegen jeden zugrunde geht und sie unbeschadet bleiben.
Der Autor hat sein Schreiben im zweiten Buch deutlich verbessert. Die Dialoge sind runder, und der Plot weist Überraschungen auf. Dennoch ist es ein Buch, dass ich unter Vorbehalt nur Lesern mit Splattermovie-Erfahrung empfehlen würde, die gefestigt genug sind, die tiefbraune Tonalität nicht an sich ranzulassen. Denn es kann nicht übersehen werden, wie sehr die Protagonisten Macht und Rebel in ihrer Weltanschauung Anders Breivik gleichen. Ein Buch ohne Moral, einzig Provokation und Zerstörung zählen für Faldbakken, und das ist gar nicht so schlecht.
Morgen gibt es mehr, mit dem dritten Teil ‚Unfun‘.