Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Sommer 1927

Bill Bryson

(1)
(1)
(0)
(0)
(1)
€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

Die Unwahrheit und schlechte Recherche

Von: Urs Heßling

23.04.2015

Vorsicht, Spoiler! Ich war bisher von Brysons Büchern begeistert, voll von Fakten, gut lesbar, mit Humor geschrieben. Mit diesem Buch hat sich meine Meinung geändert. Auf Seite 222 stellt Bryson folgende Behauptungen im Zusammenhang des 1. Weltkriegs im Jahre 1915 auf: - Deutschland habe gedroht, Passagierschiffe auf dem Meer unter Beschuß zu nehmen - die Lusitania sei in neutralen Gewässern versenkt worden. - die Versenkung sei Anlaß zu einem nationalen Feiertag gewesen. Alle drei Behauptungen sind falsch. Am 4.2.1915 erklärte die deutsche Admiralität die Gewässer rund um die britischen Inseln zur "Kriegszone", in der "feindliche Handelsschiffe" ggf. ohne Warnung angegriffen würden. Das Wort "Passagierschiff" kommt im Text nicht vor. Die Lusitania wurde in einem Abstand von ca. zwölf Seemeilen von der Irischen Küste versenkt, also nicht in den Hoheitsgewässern. Das hätte aber auch keinen Unterschied gemacht, denn Irland war als unabhängiges Land nur im Zweiten (!) Weltkrieg neutral, im Ersten Weltkrieg unter britischer Herrschaft aber nicht. Der angebliche "Feiertag" ist nichts Anderes als eine geschickte britische Propagandalüge, die nach der Versenkung veröffentlicht wurde, um die Stimmung weiter anzuheizen. Komplettiert wird das Konstrukt der Unwahrheit durch das Verschweigen der Tatsache, daß die Lusitania zum Zeitpunkt der Versenkung mit Wissen und Billigung der US-Zollbehörden Munition und Sprengstoff für die britische Armee geladen hatte. Es ist möglich, daß diese Ladung nach dem Torpedotreffer explodierte und den Untergang beschleunigte. Verschwiegen wird weiterhin die nicht bewiesene, aber auch nicht widerlegte Theorie, daß die Lusitania durch Abzug ihres Geleitschiffs "Juno" und durch geänderte Kursbefehle möglicherweise bewußt gefährdet wurde, um durch ihre Versenkung die Stimmung in den USA zu beeinflussen. Die entsprechenden britischen Papiere sind angeblich immer noch als "Geheim" eingestuft. Alles in allem : schlecht recherchierte Daten, deren Veröffentlichung weniger als ein Jahr vor dem 100sten Jahrestag der Katastrophe einen bitteren Geschmack im Mund hinterlassen. Urs Heßling

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.