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Rezensionen zu
Alles, was wir geben mussten

Kazuo Ishiguro

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Ergreifend mit schwierigem Thema

Von: Jasmin (fluesterndewelt)

18.07.2022

》Alles, was wir geben mussten 《 von Kazuo Ishiguro Mein Interesse an Kazuo's Werken wurde vor Allem durch "Klara und die Sonne" geweckt. Nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass dies als Antwort auf "Alles, was wir geben mussten " sei, stand natürlich fest, dass ich hiermit anfangen muss. Zugegebenermaßen schwang auch ein bisschen Ehrfurcht vor dem Buche mit, da ich Angst hatte, dass seine Sprache zu trocken sein könnte - immerhin ist er Nobelpreisträger der Literatur. Dieses Vorurteil konnte ich allerdings ab der ersten Seite über Bord werfen. Sein Schreibstil nahm mich direkt gefangen und ließ mich erst einmal nur so durch die Seiten fliegen. Die Geschichte handelt von 3 Freunden - Kathy, Ruth und Timmy. Kathy ist diejenige welche sie dem Lesenden erzählt. Hierbei finden immer wieder Wechsel der Zeit statt und hin und wieder sprach sie LeserInnen persönlich an. Gerade diese persönlich Erzählweise gefiel mir sehr, da es mir das Gefühl gab als würde ich einer Freundin zuhören wie sie in Erinnerungen schwelgt. Die Charaktere selbst waren für mich dennoch nicht immer greifbar. Und das Thema des Buches an sich ist gewiss kein Einfaches. Und gar viel schlimmer finde ich, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass so etwas in weiter Zukunft passieren kann. Um niemanden zu spoilern werde ich auf die Thematik hier allerdings nicht eingehen, da sie sonst sehr viel von der Geschichte vorweg nimmt. Abschließend ist zu sagen, dass dieses Buch durchaus Eindruck bei mir hinterließ und im Kopf hängen blieb. Weshalb ich es absolut empfehlen kann!Ich

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Autor: Kazuo Ishiguro Originaltitel: Never let me go Erscheinungsjahr: Großbritannien 2005 Deutscher Verlag: Karl Blessing Verlag (Hardcover), btb (Taschenbuch) Übersetzung aus dem Englischen: Barbara Schaden Genre: Moderne Science Fiction, Coming of age, Drama "Vor ein paar Tagen führte ich ein Gespräch mit einem meiner Spender, der sich beklagte, wie überraschend schnell die Erinnerungen aus dem Gedächtnis verschwinden, sogar die kostbarsten. Das kann ich nicht bestätigen. Ich wüsste nicht, wie die Erinnerungen, die mir die liebsten sind, je verblassen sollten. Ich habe Ruth verloren, dann habe ich Tommy verloren, aber meine Erinnerungen an sie werden für immer bleiben. Verloren habe ich wohl auch Hailsham. Man hört zwar noch gelegentlich, dass irgendein ehemaliger Hailshammer es zu finden versucht - oder vielmehr den Ort, an dem es einmal war. Hin und wieder kommen einem auch Gerüchte zu Ohren, was aus Hailsham geworden sei - ein Hotel, eine Schule, eine Ruine. Ich persönlich habe nie versucht, es zu finden, obwohl ich ständig kreuz und quer über Land fahre. Ich muss wirklich nicht unbedingt wissen, wie es jetzt dort aussieht." - Kathy H. "Alles, was wir geben mussten". Was kann man sich unter solch einem Titel vorstellen? Geschweige, was wird man wohl von dem Originaltitel "Never let me go" erwarten können? Eine Geschichte über eine Familie die all Ihr Hab und Gut verpfänden mussten? Eine kitschige Liebesgeschichte über ein Pärchen, was am Ende der Geschichte endlich zueinander findet? Alles falsch. Auch wenn der deutsche Titel sich komplett von dem englischen unterscheidet, so finde ich ihn dennoch charmant. Und vielleicht sogar etwas besser als den Originaltitel. Doch ähnlich wie bei der Übersetzung des Romans von Haruki Murakami "Naokos Lächeln", wird der Inhalt etwas zweckentfremdet. Denn wie bereits "Norwegian Wood", ein fantastischer Song der Beatles, ist auch "Never Let Me Go" ein Song der den Leser die gesamte Zeit über durch die Geschichte begleitet. Hier handelt es sich allerdings um einen fiktiven Song, gesungen von der ebenso fiktiven Sängerin Judy Bridgewater. Von vielen Kritikern wird Alles, was wir geben mussten als einer der herausragendsten Romane seit der Jahrtausendwende bezeichnet. Ishiguro zeichnet eine pessimistische Zukunftsvision. Allerdings gibt es hier keine Raumschiffe oder Außerirdische. Die Geschichte spielt in einer modernen Zeit. Sie könnte sogar jetzt in diesem Moment spielen. Im ersten Teil des Romans wird noch gar nicht klar, worauf der Japaner eigentlich hinaus will. Haben wir es etwa mit einer typischen Geschichte des Erwachsenwerdens zu tun? Hätte ich nicht bereits vorher gewusst, in welche Richtung die Geschichte einschlagen wird, hätte ich genau diese Vermutung gehabt. Allerdings sollte alles anders kommen. Und das Endergebnis ist eine hoffnungslose wie düstere und gleichzeitig auch todtraurige Zukunft. Es gibt keinen Ausweg aus dieser Zukunft. Und all dies hat mich nicht nur beinahe zu Tränen gerührt, auch hat mich all Geschehene sehr nachdenklich gestimmt. Alles, was wir geben mussten ist ein herausragendes Werk. Und es bereichert die englische Literatur in allen Hinsichten. Die Geschichte wird erzählt von Ich-Erzählerin Ruth H. Diese arbeitet seit beinahe zwölf Jahren als Betreuerin für ehemalige Kollegiaten aus ihrem alten Internat. In 8 Monaten, so sagt sie, werde auch sie zur Spenderin werden. Dann könne sie all das hinter sich lassen und endlich mit allem Frieden schließen. Kathy beginnt ihre Geschichte zu erzählen. Sie erzählt sie den "normalen" Menschen. Der Gesellschaft von der sie nie ein Teil war. Ein letztes mal resümiert sie über ihr komplettes Leben. Von ihrer Zeit als Schülerin auf dem Hailsham Internat, über ihre Zeit in einer Wohngemeinschaft mit ihren besten Freunden bis hin zu der Zeit, wo sie als Betreuerin das ganze Land bereiste. Schon bald wird auch Kathy Spenderin sein. Und auch sie wird abschließen. Beinahe könnte man meinen Autor Kazuo Ishiguro sei tatsächlich eine Frau. So gefühlvoll und einfühlsam schlüpft er in die Rolle seiner Protagonistin. Diese erzählt beinahe nüchtern und als wäre es das gängigste in der Welt von ihren Ereignissen, die sie in den letzten rund dreißig Jahren erlebt hat. Schon immer stellten sich Kathy und ihr Kumpel Tommy viele Fragen über die geheimnisvolle Einrichtung Hailsham. Wieso werden die eigentlichen Lehrer Betreuer genannt? Was hat es mit der seltsamen Galerie auf sich wofür Madame die ganzen kunstvollen Arbeiten der Schüler einsammelt? Und wieso verhält sich Miss Lucy eigentlich immer so seltsam und redet davon, dass die Kollegiaten die Wahrheit über ihre Bestimmung erfahren sollten? Viele merkwürdige Dinge geschehen in Hailsham. Doch ist man im Alter eines Teenagers, scheint dies doch das unwichtigste der Welt zu sein. Immerhin gibt es die alltäglichen Sorgen, die man so hat, seine Interessen und die Liebe. Wen interessiert da schon was die Erwachsenen vor einem verheimlichen? Doch die Welt sieht anders aus. Hinter den Toren von Hailsham wartet auf Kathy, Ruth und Tommy nur der unausweichliche Tod. Und sie können rein gar nichts daran ändern. Ich will nicht all zu viel über den weiteren Verlauf der Handlung verraten. Einiges davon wird einem bereits direkt auf den ersten Seiten erklärt. Später wird man den bizarren Twist sogar selbst erahnen können. Doch bereits auf diesen ersten Seiten spürt man, dieser Geschichte haftet etwas ganz besonderes an. Obwohl Erzählerin Kathy teilweise über völlig belanglose Dinge aus ihrer Kindheit schreibt, weiß man ganz genau, all das wird für den weiteren Verlauf der Geschichte wohl noch relevant werden. Und in der Tat, einiges bleibt bedeutungslos von dem, was Kathy erzählt. Allerdings dienen all diese Passagen dazu, dass wir uns noch mehr den Charakteren anvertrauen, sie zu schätzen wissen, ihre Probleme nachvollziehen können. Das erschreckende an Ishiguros Dystopie ist einfach, wie realitätsnahe das ganze Szenario doch ist. Der bloße Gedanke an solch eine Zukunft lässt mich erschaudern. Aufgeteilt ist der Roman in 3 Abschnitte. Jeder Abschnitt stellt dabei einen Lebensabschnitt der Protagonisten dar. Immer unausweichlicher wird das Schicksal der jungen Leute. Und irgendwann akzeptieren sie ihr Schicksal. Immer dabei ist irgendwie dieser Song, Never let me go. Da der Song rein fiktiv ist (zumindest war er das vor der Verfilmung), ließ er nicht nur von seinem Text her viele Interpretationen zu. Auch der Leser selbst dürfte sich seine komplett eigene Version während des Lesens komponiert haben. Wie ein Reisebegleiter folgt uns dieses Musikstück. Einfach beeindruckend wie präsent etwas sein kann, was gar nicht existiert. Resümee Alles, was wir geben mussten ist eine Geschichte über Träume, Hoffnung und Einsamkeit. Kazuo Ishiguro schafft es meisterhaft den Leser in die Geschichte zu integrieren, als ob dieser Teil jener Welt wäre. Dem System gibt es kein Entkommen. Es ist aussichtslos. Kathy schreibt ihre Geschichte nieder, damit wir einen Einblick von einer Welt bekommen, die uns ewig verwehrt bleiben wird (und hoffentlich Fiktion bleibt). Zerplatzte Träume sind ein geringer Preis dafür, wenn man weiß, dass man ein langes und erfülltes Leben führen darf. Kathy und ihre Freunde mussten alles geben. Alles was sie je besaßen. Ihnen wird nichts bleiben, bis auf ihre Erinnerungen.

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Es gibt eine ewig ungeklärte Frage, über die Gelehrte seit Jahrtausenden streiten: Zuerst das Buch lesen oder erst die Verfilmung schauen? Spaß beiseite: Generell bevorzuge ich es, zuerst das Buch zu lesen. Aber es gibt auch Ausnahmen - manchmal funktioniert es andersrum besser. Im Fall von "Alles was wir geben mussten" verhielt es sich so: Den Film habe ich vor Jahren im Kino gesehen und war hin und weg. Bis heute ist es einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Dennoch hat es eine Weile gedauert, bis ich auch zum Buch gegriffen habe - warum kann ich gar nicht so genau sagen. Jetzt aber habe ich es gelesen und ich wurde nicht enttäuscht. Freudestrahlend kann ich verkünden, dass die Geschichte in beiden Medien herausragend ist. Aber immer langsam mit den jungen Pferden. Worum geht es denn überhaupt? Kathy wächst mit ihren Freunden Ruth und Tommy im Internat Hailsham auf. Abgeschieden von der Außenwelt hat Hailsham seine ganze eigenen Regeln und Strukturen. Die Schüler der Einrichtung haben eine Bestimmung, deren Tragweite sie in jungen Jahren noch nicht wirklich fassen können. Dennoch entwickeln sich in diesem alles andere als normalen Szenario Teenager mit normalen Bedürfnissen. Je älter die drei werden, desto komplizierter werden ihre Beziehungen untereinander. Wie stark sind Freundschaften, wenn die Liebe dazwischen funkt? Es ist sehr schwierig dieses Buch zu beschreiben ohne zu viel zu verraten. Ich hoffe ich konnte euch neugierig auf die Story machen, ohne alles vorweg zu nehmen. "Alles was wir geben mussten" ist eine ruhige Geschichte mit emotionaler Tiefe - Action sucht man hier vergeblich. Stattdessen hält uns das Buch einen Spiegel vor, stellt existentialistische Fragen wie Was macht uns zu Menschen? und Wie nutzt man die Zeit, die einem bleibt, am Besten? Wer dieses Buch liest, sollte mit unbequemen Gedanken rechnen - eine Neujustierung des eigenen moralischen Kompasses liegt im Bereich des Möglichen. Ich mag "Alles was wir geben mussten" besonders für seine poetische Kraft, die in jeder Seite steckt. Für mich sind Buch und Film gleichermaßen Meisterwerke. Welches ihr zuerst konsumieren solltet? Schwer zu sagen. Am Besten versucht ihr euch an beidem und bildet euch eure eigene Meinung.

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