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Rezensionen zu
Alles, was wir geben mussten

Kazuo Ishiguro

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Ergreifend mit schwierigem Thema

Von: Jasmin (fluesterndewelt)

18.07.2022

》Alles, was wir geben mussten 《 von Kazuo Ishiguro Mein Interesse an Kazuo's Werken wurde vor Allem durch "Klara und die Sonne" geweckt. Nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass dies als Antwort auf "Alles, was wir geben mussten " sei, stand natürlich fest, dass ich hiermit anfangen muss. Zugegebenermaßen schwang auch ein bisschen Ehrfurcht vor dem Buche mit, da ich Angst hatte, dass seine Sprache zu trocken sein könnte - immerhin ist er Nobelpreisträger der Literatur. Dieses Vorurteil konnte ich allerdings ab der ersten Seite über Bord werfen. Sein Schreibstil nahm mich direkt gefangen und ließ mich erst einmal nur so durch die Seiten fliegen. Die Geschichte handelt von 3 Freunden - Kathy, Ruth und Timmy. Kathy ist diejenige welche sie dem Lesenden erzählt. Hierbei finden immer wieder Wechsel der Zeit statt und hin und wieder sprach sie LeserInnen persönlich an. Gerade diese persönlich Erzählweise gefiel mir sehr, da es mir das Gefühl gab als würde ich einer Freundin zuhören wie sie in Erinnerungen schwelgt. Die Charaktere selbst waren für mich dennoch nicht immer greifbar. Und das Thema des Buches an sich ist gewiss kein Einfaches. Und gar viel schlimmer finde ich, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass so etwas in weiter Zukunft passieren kann. Um niemanden zu spoilern werde ich auf die Thematik hier allerdings nicht eingehen, da sie sonst sehr viel von der Geschichte vorweg nimmt. Abschließend ist zu sagen, dass dieses Buch durchaus Eindruck bei mir hinterließ und im Kopf hängen blieb. Weshalb ich es absolut empfehlen kann!Ich

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Das Buch hat mich schon eher gefesselt, als ich es angefangen habe zu lesen. Das liegt daran, dass ich Teilnehmer eines Philosophie-Enrichment-Kurses war, in welchem wir auch mehrere Filme nach Moral und Ethik und sonstigen philosophischen Werten analysiert haben. „Alles, was wir geben mussten“ war einer dieser Filme. Diesen Streifen habe ich jedoch nur zur Hälfte gesehen, welche mich aber sehr begeistern konnte, und als ich gesehen habe, dass im Heyne-Verlag eine Neuauflage zu diesem Buch erscheinen würde, habe ich mir natürlich ein Rezensionsexemplar gesichert, um endlich diese Geschichte zu Ende verfolgen zu können. Ob das Buch dem Film gerecht wird und wie es mich überzeugen konnte, erfahrt ihr in der folgenden Rezension. Was mich vollständig überzeugen kann – sowohl in Buch als auch Film, logischerweise – ist das packende und erschreckend realistische Szenario. Es wirkt jederzeit glaubhaft und man fragt sich tatsächlich die ganze Zeit, ob und wenn ja, wann die Menschheit diesen nächsten schrecklichen Schritt tun wird. Dabei wird das Szenario aus der Sicht der Probanden erzählt, die die Umstände nicht hinterfragen oder sich dagegen wehren, weil sie nach diesem Schema erzogen wurden. Dem muss man sich bewusst sein, denn eine Rebellion, wie es den heutigen Buchtrends entsprechen würde, findet hier in keiner Weise statt. Daher wirkt das Buch zwar kraftvoll, aber auch hoffnungs- und ausweglos. Hier hätte man die Hintergrundgedanken sämtlicher Figuren stärker beleuchten müssen. Das liegt an dem Schreibstil, der mir leider an der Romanvorlage nicht gefallen hat. Er wirkt sehr distanziert, auch indem er die Leser in Höflichkeitsrede ab und an direkt anspricht. Es ist, als würde in einer Metaebene über das Geschehen berichtet werden und man beobachtet alles von oben. Daher bekommt man keinen lebendigen Einblick in die Figuren, was meiner Meinung nach nötig gewesen wäre. Das hat mir am Film, der die Figuren nah und lebensecht darstellt, wesentlich besser gefallen. In diesem Buch ist die große Handlung die Entwicklung der Dreiecksbeziehung zwischen den Protagonisten Kathy, Ruth und Tommy, und natürlich erwartet man keine spannungsgeladenen und unvorhergesehenen Wendungen. Dies bekommt man auch nicht. Man bekommt eine Lebensgeschichte dreier Personen, deren Leben von bestimmten Umständen geprägt ist. Schade dabei ist, dass man sich nicht in die Figuren hineinversetzen kann, sondern auch beim nachträglichen Revuepassieren wie in der Vogelperspektive das Geschehen vor Augen hat. Manch ein Leser wird diesen distanzierten Schreibstil begrüßen, aber mich hat er hier sehr gestört. Dennoch lässt sich sagen, dass die Figuren mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen sind und sie eine unglaubliche, aber glaubhafte Charakterentwicklung durchmachen. „Alles, was wir geben mussten“ ist ein sehr nachdenklich stimmendes Buch mit einem großartigen Szenario und guten Figuren, das jedoch unter einem zu distanzierten Schreibstil zu leiden hat und dem Leser dadurch emotionale Verbundenheit mit den Protagonisten verwehrt bleibt, was ich sehr schade finde. Dennoch kann ich jedem, der sich nach dem Klappentext angesprochen fühlt, eine Leseempfehlung aussprechen.

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Autor: Kazuo Ishiguro Originaltitel: Never let me go Erscheinungsjahr: Großbritannien 2005 Deutscher Verlag: Karl Blessing Verlag (Hardcover), btb (Taschenbuch) Übersetzung aus dem Englischen: Barbara Schaden Genre: Moderne Science Fiction, Coming of age, Drama "Vor ein paar Tagen führte ich ein Gespräch mit einem meiner Spender, der sich beklagte, wie überraschend schnell die Erinnerungen aus dem Gedächtnis verschwinden, sogar die kostbarsten. Das kann ich nicht bestätigen. Ich wüsste nicht, wie die Erinnerungen, die mir die liebsten sind, je verblassen sollten. Ich habe Ruth verloren, dann habe ich Tommy verloren, aber meine Erinnerungen an sie werden für immer bleiben. Verloren habe ich wohl auch Hailsham. Man hört zwar noch gelegentlich, dass irgendein ehemaliger Hailshammer es zu finden versucht - oder vielmehr den Ort, an dem es einmal war. Hin und wieder kommen einem auch Gerüchte zu Ohren, was aus Hailsham geworden sei - ein Hotel, eine Schule, eine Ruine. Ich persönlich habe nie versucht, es zu finden, obwohl ich ständig kreuz und quer über Land fahre. Ich muss wirklich nicht unbedingt wissen, wie es jetzt dort aussieht." - Kathy H. "Alles, was wir geben mussten". Was kann man sich unter solch einem Titel vorstellen? Geschweige, was wird man wohl von dem Originaltitel "Never let me go" erwarten können? Eine Geschichte über eine Familie die all Ihr Hab und Gut verpfänden mussten? Eine kitschige Liebesgeschichte über ein Pärchen, was am Ende der Geschichte endlich zueinander findet? Alles falsch. Auch wenn der deutsche Titel sich komplett von dem englischen unterscheidet, so finde ich ihn dennoch charmant. Und vielleicht sogar etwas besser als den Originaltitel. Doch ähnlich wie bei der Übersetzung des Romans von Haruki Murakami "Naokos Lächeln", wird der Inhalt etwas zweckentfremdet. Denn wie bereits "Norwegian Wood", ein fantastischer Song der Beatles, ist auch "Never Let Me Go" ein Song der den Leser die gesamte Zeit über durch die Geschichte begleitet. Hier handelt es sich allerdings um einen fiktiven Song, gesungen von der ebenso fiktiven Sängerin Judy Bridgewater. Von vielen Kritikern wird Alles, was wir geben mussten als einer der herausragendsten Romane seit der Jahrtausendwende bezeichnet. Ishiguro zeichnet eine pessimistische Zukunftsvision. Allerdings gibt es hier keine Raumschiffe oder Außerirdische. Die Geschichte spielt in einer modernen Zeit. Sie könnte sogar jetzt in diesem Moment spielen. Im ersten Teil des Romans wird noch gar nicht klar, worauf der Japaner eigentlich hinaus will. Haben wir es etwa mit einer typischen Geschichte des Erwachsenwerdens zu tun? Hätte ich nicht bereits vorher gewusst, in welche Richtung die Geschichte einschlagen wird, hätte ich genau diese Vermutung gehabt. Allerdings sollte alles anders kommen. Und das Endergebnis ist eine hoffnungslose wie düstere und gleichzeitig auch todtraurige Zukunft. Es gibt keinen Ausweg aus dieser Zukunft. Und all dies hat mich nicht nur beinahe zu Tränen gerührt, auch hat mich all Geschehene sehr nachdenklich gestimmt. Alles, was wir geben mussten ist ein herausragendes Werk. Und es bereichert die englische Literatur in allen Hinsichten. Die Geschichte wird erzählt von Ich-Erzählerin Ruth H. Diese arbeitet seit beinahe zwölf Jahren als Betreuerin für ehemalige Kollegiaten aus ihrem alten Internat. In 8 Monaten, so sagt sie, werde auch sie zur Spenderin werden. Dann könne sie all das hinter sich lassen und endlich mit allem Frieden schließen. Kathy beginnt ihre Geschichte zu erzählen. Sie erzählt sie den "normalen" Menschen. Der Gesellschaft von der sie nie ein Teil war. Ein letztes mal resümiert sie über ihr komplettes Leben. Von ihrer Zeit als Schülerin auf dem Hailsham Internat, über ihre Zeit in einer Wohngemeinschaft mit ihren besten Freunden bis hin zu der Zeit, wo sie als Betreuerin das ganze Land bereiste. Schon bald wird auch Kathy Spenderin sein. Und auch sie wird abschließen. Beinahe könnte man meinen Autor Kazuo Ishiguro sei tatsächlich eine Frau. So gefühlvoll und einfühlsam schlüpft er in die Rolle seiner Protagonistin. Diese erzählt beinahe nüchtern und als wäre es das gängigste in der Welt von ihren Ereignissen, die sie in den letzten rund dreißig Jahren erlebt hat. Schon immer stellten sich Kathy und ihr Kumpel Tommy viele Fragen über die geheimnisvolle Einrichtung Hailsham. Wieso werden die eigentlichen Lehrer Betreuer genannt? Was hat es mit der seltsamen Galerie auf sich wofür Madame die ganzen kunstvollen Arbeiten der Schüler einsammelt? Und wieso verhält sich Miss Lucy eigentlich immer so seltsam und redet davon, dass die Kollegiaten die Wahrheit über ihre Bestimmung erfahren sollten? Viele merkwürdige Dinge geschehen in Hailsham. Doch ist man im Alter eines Teenagers, scheint dies doch das unwichtigste der Welt zu sein. Immerhin gibt es die alltäglichen Sorgen, die man so hat, seine Interessen und die Liebe. Wen interessiert da schon was die Erwachsenen vor einem verheimlichen? Doch die Welt sieht anders aus. Hinter den Toren von Hailsham wartet auf Kathy, Ruth und Tommy nur der unausweichliche Tod. Und sie können rein gar nichts daran ändern. Ich will nicht all zu viel über den weiteren Verlauf der Handlung verraten. Einiges davon wird einem bereits direkt auf den ersten Seiten erklärt. Später wird man den bizarren Twist sogar selbst erahnen können. Doch bereits auf diesen ersten Seiten spürt man, dieser Geschichte haftet etwas ganz besonderes an. Obwohl Erzählerin Kathy teilweise über völlig belanglose Dinge aus ihrer Kindheit schreibt, weiß man ganz genau, all das wird für den weiteren Verlauf der Geschichte wohl noch relevant werden. Und in der Tat, einiges bleibt bedeutungslos von dem, was Kathy erzählt. Allerdings dienen all diese Passagen dazu, dass wir uns noch mehr den Charakteren anvertrauen, sie zu schätzen wissen, ihre Probleme nachvollziehen können. Das erschreckende an Ishiguros Dystopie ist einfach, wie realitätsnahe das ganze Szenario doch ist. Der bloße Gedanke an solch eine Zukunft lässt mich erschaudern. Aufgeteilt ist der Roman in 3 Abschnitte. Jeder Abschnitt stellt dabei einen Lebensabschnitt der Protagonisten dar. Immer unausweichlicher wird das Schicksal der jungen Leute. Und irgendwann akzeptieren sie ihr Schicksal. Immer dabei ist irgendwie dieser Song, Never let me go. Da der Song rein fiktiv ist (zumindest war er das vor der Verfilmung), ließ er nicht nur von seinem Text her viele Interpretationen zu. Auch der Leser selbst dürfte sich seine komplett eigene Version während des Lesens komponiert haben. Wie ein Reisebegleiter folgt uns dieses Musikstück. Einfach beeindruckend wie präsent etwas sein kann, was gar nicht existiert. Resümee Alles, was wir geben mussten ist eine Geschichte über Träume, Hoffnung und Einsamkeit. Kazuo Ishiguro schafft es meisterhaft den Leser in die Geschichte zu integrieren, als ob dieser Teil jener Welt wäre. Dem System gibt es kein Entkommen. Es ist aussichtslos. Kathy schreibt ihre Geschichte nieder, damit wir einen Einblick von einer Welt bekommen, die uns ewig verwehrt bleiben wird (und hoffentlich Fiktion bleibt). Zerplatzte Träume sind ein geringer Preis dafür, wenn man weiß, dass man ein langes und erfülltes Leben führen darf. Kathy und ihre Freunde mussten alles geben. Alles was sie je besaßen. Ihnen wird nichts bleiben, bis auf ihre Erinnerungen.

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Vor dem Lesen dieser Rezension: Sie enthält Spoiler und könnte eventuell die Leselust auf den Roman verderben. Tja, nun. Selten habe ich mich so schwer getan, etwas über einen Roman zu schreiben. Vor allem, da ich nach der Lektüre von Was vom Tage übrig blieb sehr gespannt auf dieses Buch war, dessen Verfilmung ja auch eher positiv besprochen wurde. Zudem eine Dystopie, was konnte also groß schiefgehen? Nun, so ziemlich alles. Die Geschichte in "Alles, was wir geben mussten" wird von Kathy B. erzählt, einer, wie anzunehmen ist, jungen Frau, die in einem Internat aufwuchs. Sie erzählt von dieser Zeit und ihrem täglichen Leben dort, von der Schule und von ihren Freunden, insbesondere von Ruth und Tommy. Kathy und Ruth sind beste Freundinnen, Tommy ist ein jähzorniger Junge, der sich aber im Laufe der Zeit fängt und mit Ruth zusammenkommt. Kathy erzählt von ihrer Kindheit und Jugend in dem Institut, Hailsham, von ihren „Aufsehern“, von ihren Tauschmärkten, auf denen sie ihre eigenen „Kunstwerke“ gegen andere tauschen, von „Madame“, die regelmäßig vorbeikommt und „Kunstwerke“ für ihre Galerie mitnimmt. Sie wundern sich darüber, bekommen sie doch keinen Gegenwert, und Madame ist ihnen auch unheimlich, sieht sie sie doch eher an, als seien sie wilde Tiere. Im Laufe der Erzählung gibt es also einen kleinen Hinweis nach dem anderen, aber es dauert sehr lange, bis der Leser weiß, was los ist. Der Roman ist in drei Teile geteilt, der erste erzählt von der Schulzeit, der zweite von der Zeit danach, und der dritte dürfte Kathys unmittelbare Vergangenheit darstellen. Langsam, sehr langsam entziffert sich der Leser also, was Kathy sagen will, nämlich dass sie alle Klone sind, die nur dem Zweck dienen sollen, ihre Organe zu spenden. Diese Spenden erfolgen anscheinend Stück für Stück, wobei manche nach der zweiten „abschließen“, manche bis zur vierten durchhalten, wonach ihnen alle bleibenden Organe entnommen werden und sie dann „abschließen“. Nun braucht man aber nicht zu denken, dass irgendeiner der Klone damit größere Probleme zu haben scheint. Sie nehmen alles hin, wie es ist, und tun das, was sie tun sollen. Gerade Kathy ist sehr ergeben, nicht nur ihrer Zukunft, sondern ihrer ganzen Welt gegenüber. Ihr Erzählstil ist äußerst ruhig, emotionslos, wie ein Bericht. Und so berichtet sie, wie sie Ruth und Tommy hilft, wie sie sie wieder zusammenbringt, wie sie emotionale Momente mit Tommy verbringt, aber auch, wie sie nie etwas sagt, bis Ruth den beiden schließlich die Erlaubnis gibt, zusammen zu sein, sehr spät erst allerdings, als Tommy schon angefangen hat zu spenden. Nun ja, dann haben sie halt dann eine schöne Zeit. Ebensowenig stellt Kathy jemals eine Frage zu ihrer „Aufgabe“. Sicher, sie wundern sich alle, wissen unterbewußt, dass mit ihnen etwas anders ist, aber sie graben lieber nicht zu tief. Zufällige Bemerkungen ihrer „Aufseher“ werden zwar registriert, aber nicht weiter hinterfragt. Als sie aus der Schule entlassen werden, erfahren sie gerüchteweise, dass Paare, die nachweisen können, dass sie sich wirklich lieben (wie auch immer das funktionieren soll), sich zurückstellen lassen können. Aber auch da forschen sie nie nach, bis Ruth ihnen sagt, sie sollen es tun. Auch das wieder viel später. Als sie dann schließlich hinter einige Geheimnisse von Hailsham kommen, auch das eher zufällig, wissen sie zwar mehr, nehmen aber auch das hin. So ist dies ein Roman über „Schafe“, die sich willig zur Schlachtbank führen lassen, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Organspende wird hier in diesem Sinne dargestellt. Ich weiß allerdings beim besten Willen nicht, warum man ihnen ein Organ nach dem anderen entnimmt und sie sich dann erholen lässt, wobei, wenn man es so betrachten wollte, es sicherlich besser wäre, wenn schon, dann alle auf einmal zu entnehmen und den Körper keiner Regeneration auszusetzen, zumal es ja auch nicht lange weitergehen kann und dann doch alle entnommen werden. So hat diese ganze Sache natürlich einen Beigeschmack, der sich, wie ich mir vorstelle, doch in dem einen oder anderen Kopf festsetzt und Menschen davon abhält, einen Ausweis auszufüllen. Als ein Mensch, der in unmittelbarem Umfeld eine Spende miterlebt hat, kann ich das absolut nicht nachvollziehen. Ich habe den Ausweis, seit ich 18 bin, und wenn ich tot bin, können sie gerne alles von mir haben, ich brauche es dann nicht mehr. Aber andere Menschen schon. Andere Menschen können dann weiterleben. Andere Menschen können bei ihren Familien bleiben, oder welche gründen, oder ihre Leben weiterleben. Würden mehr Menschen so denken, bräuchte man sich über solche Szenarien keine Gedanken zu machen. So einfach ist das. Ich habe, als ich das Buch zuschlug, andere Meinungen darüber gelesen, weil ich so unglaublich erzürnt war und wissen wollte, wie es ankam (tatsächlich hauptsächlich positiv). Viele sprechen von einer Parabel auf die Gesellschaft, die Menschen, die sich nicht wehren, die ihr Leben tagein, tagaus leben ohne eine Nachfrage. Das mag ja sein, aber ich bezweifle, dass diese Menschen das Buch erreicht und sie aufrüttelt. Oder geht es vielmehr darum, dass Gentechnik die Ausgeburt der Hölle ist? Dass aber gezeigt werden soll, dass Klone auch menschliche Menschen sind, und man sich deshalb viele Gedanken darüber machen sollte, ob man sie erschafft? Geschenkt. Ich weiß wirklich nicht, was ich über diesen Roman sagen soll, außer, dass ich es für eine riesige Zeitverschwendung halte, dieses Manifest des Übersichergehenlassens zu lesen, und für eine riesige Unverschämtheit, das vor einem Thema auszubreiten, das Menschen davon abhalten könnte, Menschenleben zu retten. Das einzig Gute war, dass ich bemerkt habe, dass ich nach meinem Umzug keinen aktuellen Ausweis mehr hatte. Man bekommt sie beim Arzt, in Apotheken, beim Blutspenden, als Download. Und wenn Ishiguro Eindruck hätte machen wollen, hätte er eine Heldin kreieren sollen, die um sich, ihr Leben, ihre Liebe kämpft, damit man beim Zuschlagen des Buches wenigstens nicht das Gefühl hat, in einen dumpfen Wattebausch gesteckt worden zu sein, und sich feste schütteln will, damit irgendeine Bewegung entsteht. Wie gesagt, mir ist klar, dass viele Leser diesen Roman für unglaublich gut und unglaublich weise halten, aber ich weiß nicht warum. Und, mich wird auch keiner vom Gegenteil überzeugen können, deswegen bitte ich darum, mir dies zu ersparen.

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Der Roman "Alles, was wir geben mussten" wurde von Kazuo Ishiguro geschrieben und erschien als Neuauflage 2016 im Heyne-Verlag. Das Buch hat 349 Seiten und wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte spielt größtenteils in der Vergangenheit. Die Ich-Erzählerin heißt Kathy und erzählt in Rückblenden die Geschichte von sich und ihren 2 besten Freunden Tommy und Ruth. Es geht um Themen wie Freundschaft oder die Bestimmung über das eigene Leben. Tommy, Ruth und Kathy leben seit sie denken können in einem Internat namens Hailsham. Ein Leben vor Hailsham gibt es für sie nicht. Sie halten sich an die Regeln, die für jeden Kollegiaten selbstverständlich sind. Doch mit der Zeit und je älter sie werden kommen immer mehr Fragen auf, die ihnen von den Aufsehern nicht beantwortet werden. Zudem wird um ihre Zukunft ein großes Geheimnis gemacht. Sie wissen nur, dass sie einen Zweck erfüllen müssen und niemals über ihr eigenes Leben bestimmen können werden. Sie kennen diesen Zweck nur als "die Spende" und in ihren Jahren in Hailsham spinnen sie sich so einige Theorien darüber zusammen. Doch sie waren noch Kinder, wie hätten sie wissen sollen, welche grausame Wahrheit wirklich hinter "der Spende" steckt und wie diese ihr ganzes Leben beeinflusst. Wenn ihr erfahren wollt, was hinter diesen ganzen Dingen steckt, müsst ihr das Buch selbst lesen. Empfehlen würde ich das Buch Lesern ab 16 Jahren, da man eine gewisse Reife haben sollte. Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Es ist eine sehr ruhige Geschichte, die nicht mit Spannung fesseslt, aber dafür mit den Bildern die sie erzeugt und den Fragen die sie aufwirft. Die Charaktere sind mir richtig ans Herz gewachsen. Man erlebt mit, wie sie erwachsen werden, wie sie sich verändern und auch wie sich ihre Beziehung zueinander verändert. Man erlebt mit wie sie auf die unterschiedlichsten Weisen mit ihrem unausweichlichen Schicksal umgehen. Sie entdecken ihre Gefühle, Werte wie Nächstenliebe und Freundschaft und all das macht diese Charaktere so greifbar. Das Ende hat mich schockiert, fasziniert und zum Nachdenken angeregt. Es war einfach großartig. Jeder, der tiefe und greifbare Charaktere mag und den eine ruhige Stimmung nicht stört, sollte dieses Buch lesen. Dieses Buch fesselt nicht durch Spannung und Brutalität, sondern durch seine ernste Geschichte und greifbare, gut ausearbeitete Charaktere, die man einfach ins Herz schließt. Mir hat nicht viel gefehlt, aber dieses kleine gewisse Etwas schon. Deshalb bekommt das Buch von mir 4 Sterne.

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Es gibt eine ewig ungeklärte Frage, über die Gelehrte seit Jahrtausenden streiten: Zuerst das Buch lesen oder erst die Verfilmung schauen? Spaß beiseite: Generell bevorzuge ich es, zuerst das Buch zu lesen. Aber es gibt auch Ausnahmen - manchmal funktioniert es andersrum besser. Im Fall von "Alles was wir geben mussten" verhielt es sich so: Den Film habe ich vor Jahren im Kino gesehen und war hin und weg. Bis heute ist es einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Dennoch hat es eine Weile gedauert, bis ich auch zum Buch gegriffen habe - warum kann ich gar nicht so genau sagen. Jetzt aber habe ich es gelesen und ich wurde nicht enttäuscht. Freudestrahlend kann ich verkünden, dass die Geschichte in beiden Medien herausragend ist. Aber immer langsam mit den jungen Pferden. Worum geht es denn überhaupt? Kathy wächst mit ihren Freunden Ruth und Tommy im Internat Hailsham auf. Abgeschieden von der Außenwelt hat Hailsham seine ganze eigenen Regeln und Strukturen. Die Schüler der Einrichtung haben eine Bestimmung, deren Tragweite sie in jungen Jahren noch nicht wirklich fassen können. Dennoch entwickeln sich in diesem alles andere als normalen Szenario Teenager mit normalen Bedürfnissen. Je älter die drei werden, desto komplizierter werden ihre Beziehungen untereinander. Wie stark sind Freundschaften, wenn die Liebe dazwischen funkt? Es ist sehr schwierig dieses Buch zu beschreiben ohne zu viel zu verraten. Ich hoffe ich konnte euch neugierig auf die Story machen, ohne alles vorweg zu nehmen. "Alles was wir geben mussten" ist eine ruhige Geschichte mit emotionaler Tiefe - Action sucht man hier vergeblich. Stattdessen hält uns das Buch einen Spiegel vor, stellt existentialistische Fragen wie Was macht uns zu Menschen? und Wie nutzt man die Zeit, die einem bleibt, am Besten? Wer dieses Buch liest, sollte mit unbequemen Gedanken rechnen - eine Neujustierung des eigenen moralischen Kompasses liegt im Bereich des Möglichen. Ich mag "Alles was wir geben mussten" besonders für seine poetische Kraft, die in jeder Seite steckt. Für mich sind Buch und Film gleichermaßen Meisterwerke. Welches ihr zuerst konsumieren solltet? Schwer zu sagen. Am Besten versucht ihr euch an beidem und bildet euch eure eigene Meinung.

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