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Rezension zu
Dunkler Sommer

Wunderbar elegant geschriebener Coming-of-Age-Krimi voller Liebe und Gewalt

Von: Dirk Hoffmann
09.09.2018

Aaron Holland Broussard steht im Frühling 1952 am Ende seines Junior-Jahrs an der Highschool in Houston, als er an einem Frühlingssamstag im fünfzig Kilometer entfernten Galveston mit seinen Freunden am Strand abhängt. Wenig später lernt er vor einem Drive-in die siebzehnjährige Valerie Epstein kennen und verliebt sich augenblicklich in sie. Grady Harrelson, mit dem sie vor Aarons Augen gerade Schluss gemacht hat, ist von Aarons Benehmen alles andere als begeistert und setzt seinem Kontrahenten ordentlich zu. Schließlich ist sein Vater nicht nur fett im Ölgeschäft, sondern unterhält auch Beziehungen zur Mafia in Galveston. Doch weder Aaron noch sein unbesonnener Freund Saber Bledsoe lassen sich von Grady, seinem Kumpel Vick Atlas und dessen Vater zur Raison bringen. Als erst eine mexikanische Prostituierte mit gebrochenem Genick aufgefunden wird und dann Gradys pinkfarbener Cadillac gestohlen wird, in dem sich fast eine Million Dollar Mafia-Kohle befindet, ist das erst der Anfang einer Reihe von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Morddrohungen und Todesfällen. Aaron lässt allerdings nicht locker, um die Hintergründe der Gräueltaten in Erfahrung zu bringen, muss aber auch um das Leben seiner Liebsten fürchten … „Ich hatte geglaubt, dass die Menschen, die so viel Leid über uns gebracht hatten, irgendwann dafür zur Verantwortung gezogen würden. Tatsache war aber, dass Valerie beinahe bei lebendigem Leib verbrannt worden war, aber niemand deswegen im Gefängnis saß. Ich bezweifelte sogar, dass die Polizei die richtigen Personen befragt hatte, um die Tat aufklären zu können.“ (S. 330) Mit seinen Reihen um Dave Robicheaux, Hackberry Holland und Billy Bob Holland hat sich der aus Louisiana stammende Schriftsteller James Lee Burke in die Herzen anspruchsvoller Krimifans geschrieben. Mit seinem neuen Roman bewegt sich Burke weiterhin im Terrain des Holland-Clans, denn der mittlerweile verstorbene Hackberry Holland war der Vater von Aarons Mutter und hatte als Texas Ranger immerhin John Wesley Hardin hinter Schloss und Riegel gebracht. Das familiäre Erbe aus dem gewalttätigen Potenzial und Bekanntschaften mit der Mafia ist auch an dem jungen Aaron nicht spurlos vorübergegangen. Mit dem rechten Herz am Fleck, viel Mut und jugendlichem Übermut begibt er sich immer wieder in Situationen, von dem ihm nicht nur seine Eltern und der krebskranke Detective Merton Jerks abraten, sondern auch die Leute, mit denen sich Aaron lieber nicht anlegen sollte. Burke beschreibt dieses eindringliche, gewalttätige Coming-of-Drama vor dem Hintergrund des Koreakrieges und lässt in seinen Plot immer wieder die militärische Vergangenheit einiger Protagonisten einfließen, thematisiert aber vor allem die weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich, den anhaltenden Rassismus und die undurchsichtigen Mafia-Geschäfte, die die Auflösung vor allem der jüngsten Morde so knifflig machen. „Dunkler Sommer“ ist aber auch ein wunderbarer Roman über die Liebe und den unerschütterlichen Willen, das Richtige zu tun – auch wenn die Mittel dazu nicht immer christlicher Nächstenliebe entspringen. Dazu sorgen die atmosphärisch stimmige Gesellschaftsstudie und die fein gezeichneten Charakterisierungen auch der weiblichen Figuren dafür, dass „Dunkler Sommer“ zweifellos zu den besten Werken des preisgekrönten Autors zählt.

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