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Rezension zu
Teich

Claire-Louise Bennett, Teich

Von: Susanne Becker
23.07.2018

"Pfannengericht Haben eben mein Abendessen in den Müll geworfen. Ich wusste schon während des Kochens, dass ich das tun würde, deswegen habe ich alles hineingerührt, was ich nicht mehr sehen will." Ich mag Bücher, in denen Autorinnen oder Autoren einen eher zurückgezogenen, einen einfachen Lebensstil, möglichst ihren eigenen, beschreiben. Ich mag es, wenn sie in einsamen Häusern leben und mit jedem Staubkorn eine Beziehung eingehen, über die sie etwas sagen können. Das ist wie bei Handke und natürlich sowieso wie bei Karl-Ove Knausgard. Die Bücher dieser Autor*innen haben in der Regel keine weitere Handlung, scheinbar. Aber im Laufe der Lektüre enthüllt sich dann etwas aus dem tiefsten Inneren des Autors, oder auch aus dem menschlichen Leben allgemein, welches wie das Aufleuchten einer Wahrheit in einer langen Meditationssitzung scheint. Und vielleicht sind diese Bücher ja auch eher Meditationen als Ergebnisse einer "creative writing" Klasse. Das Erzählen ist wie ein gleichmäßiges Plätschern, ein ruhiges Schwimmen in einem, ja, zum Beispiel, grünen Teich, den man ganz für sich alleine hat, über einem blauer Himmel, nur Grillen und das Plätschern des Wassers. Das Lesen solcher Bücher empfinde ich genauso. Ab und an leuchten Weisheiten auf wie zum Beispiel: "Die Liebe muss überraschen" oder auch: "Im Grunde weiß jeder, dass vor allem das, was nicht passiert ist, unser Leben prägt..." Teich von Claire-Louise Bennett, 2018 im Luchterhand Verlag erschienen, ist ein solches Buch. Eine Frau lebt alleine in einem Cottage an der irischen Küste. Sie denkt über das Leben nach. Sie schreibt, scheinbar frei assoziierend, ihre Gedanken und Begegnungen nieder. Sie schreibt über das Cottage, seine Geschichte, die Nachbarn, ihr Verhältnis zu den Nachbarn, was sie isst, wie das Wetter ist, wie sie einkauft, bügelt, einen Mann trifft... Das Buch hat mich von Anfang an besonders an Knausgards Jahreszeiten-Bücher erinnert, die ich ebenfalls gerade lese. Und es kommt vermutlich nicht zufällig, das Knausgard Bennetts Buch, das im gleichen Verlag wie seine eigenen hier in Deutschland erschienen ist, sehr gelobt hat. Bei Knausgard kann es allerdings passieren, dass man sich plötzlich wie in einer Philosophie- oder Literaturvorlesung fühlt, weil er vom persönlichen Beschreiben eines Alltags hinüberschwenkt zu Analysen der Werke Hamsuns, zum Beispiel. Bennett bleibt mehr an der Oberfläche. Scheinbar. Aber immer mehr enthüllt sie sich dem Leser und es wird deutlich, dass Teich wie eine selbst gewählte Strategie ist, dem Leben näher zu kommen, "mit der Welt zurechtzukommen, die Widerstände zu überwinden." Die Einsamkeit in diesem Cottage ist eine bewusste Wahl, um schlussendlich dem Leben begegnen zu können. Was immer das heißt. Teich ruft dem Monster zu "Ich habe keine Angst", jenem Monster, das wir vielleicht alle in uns verspüren, das bei jedem eine eigene Form und Konsistenz hat, und ohne welches wir nicht wären, wo wir sind. Es gab Stellen, da hat das Buch mit seinem leisen Plätschern mich gelangweilt. Aber das geht mir bei Knausgard, selbst bei Handke, manchmal auch so. Wenn die Sätze mäandern und ich nicht mehr weiß, ob sie mich an irgendein Ziel führen, dann döse ich während der Lektüre schonmal weg. Aber solange ein Buch es immer wieder schafft, mich zurück zu holen, kann es mich haben. Bin ich bereit, eine Partnerschaft einzugehen. Außergewöhnlich gefallen hat mir Bennetts Sprache, die manchmal etwas extrem wagemutiges hatte, springendes, freches. Man findet bei ihr Sätze, die es nirgendwo sonst gibt. Man findet bei ihr auch Gedankengänge, die es nirgendwo sonst gibt. Wer ruhige Bücher mit kleinen Überraschungen und immer wieder der Einladung mag, in die eigenen Träume und Gedanken zu versinken, für den ist Teich genau das richtige. Zu lesen an einem Sommertag, unter den Bäumen, während ein einsamer See in der Nähe plätschert. Am besten allein. (c) Susanne Becker

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