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Rezension zu
Traumwelten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Lynch & McKenna: “Traumwelten” (Heyne Encore)

Von: Christian Funke
17.07.2018

Ein Leben Der 1946 in Missoula, Montana geborene David Keith Lynch ist ein US-amerikanischer Filmregisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor, Schauspieler, Maler, Fotograf und Komponist, der speziell durch seine surrealen Filme und die bahnbrechende TV-Serie Twin Peaks große Bekanntheit erlangte. Seine unvergleichbare, teils verstörende Kombination aus albtraumhaften Bildern, bedrohlichen Sounddesigns und einer nicht immer stringenten Erzählweise machten seine Filme zu einem nicht immer leicht verdaulichen, zum Teil inhaltlich maximal deutbaren Filmgenuss, der vor allem eines war: faszinierend! Nun präsentiert David Lynch gemeinsam mit der seit Jahrzehnten befreundeten Journalistin Kristine McKenna seine Biografie. Aber auch hier geht der mehrfach preisgekrönte Filmemacher eigene Wege und findet eine interessante Form des inhaltlichen Aufbaus. Denn er wollte keine gewöhnliche, nach klassischem Muster aufgebaute Biografie, sondern bat McKenna, Weggefährten, Ex-Partner, Familienangehörige, Freunde und Darsteller seiner Filme zu interviewen, um daraus an die jeweiligen Situationen erinnert zu werden und seine Sicht der jeweiligen Situation oder Begebenheit zu schildern. Entsprechend ist jeder Abschnitt, jedes Kapitel zweigeteilt. Die Erzählung der ihn begleitenden Personen und anschließend sein Statement inklusive ergänzender Erläuterungen zu den vorangegangenen Erinnerungen. Und das ist, hat man sich erst mal auf diese ungewöhnliche Erzählform eingelassen, erstaunlich humorvoll, sehr ehrlich und dadurch maximal unterhaltsam. Denn eines wird hier sehr deutlich: David Lynch ist ein sehr zufriedener, glücklicher Mensch, der gedanklich so sprunghaft erzählt, dass man als Leser erkennt, woher der Grundton seiner Filme stammt. Denn auch wenn eine Deutung seiner Filme weiterhin (zum Glück) verweigert wird, beginnt man als Fan zu erkennen, woher die Inspiration kommt und wie seine Sicht auf die Welt aussieht. Denn jede heile Oberfläche hat eine dunkle Schattenseite und so beschreibt er in seinen Momenten einer heilen Vorort-Welt ein verklärtes Bild seiner Kindheit, welche jedoch immer wieder mit dunklen Passagen konfrontiert wird, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens erfährt. Seine Erzählungen und Anekdoten sind dabei so unterhaltsam wie aufschlussreich und erschaffen das Bild eines Künstlers, der eine eigene, manchmal etwas ungewöhnliche Wahrnehmung hat, dass Talent besitzt, diese adäquat in Bilder und Geräusche umzusetzen und dabei den Luxus einer kreativen Autonomie genießt. Traumwelten (Originaltitel: Room to Dream, USA 2018) erscheint als gebundenes Hardcover in einer Übersetzung aus dem Amerikanischen von Robert Brack, Daniel Müller, Wulf Dorn und Stephan Glietsch bei Heyne Encore (768 Seiten, 25€). Neben unzähligen s/w-Fotos befinden sich eine Danksagung von Kristina McKenna, Kurzbiografien der beiden Künstler, eine umfassende Filmografie, Anmerkungen, eine Auflistung seiner Ausstellungen, Bildnachweise und -unterschriften im Anhang und runden die Veröffentlichung perfekt ab. Traumwelten ist ein interessanter Ansatz, sich dem Leben und Werk des prägenden Ausnahmeregisseurs und Künstlers zu nähern. Doch so abwechslungs- und deutungsreich sein Werk, so erzählerisch sprunghaft und wenig greifbar ist die humorvolle und entwaffnend ehrliche Person Lynch, die hier dem Leser viele intime und sehr persönliche Einblicke in ihr Leben gewährt, ohne dadurch das Rätselhafte seines Schaffens zu dechiffrieren. Eine herrlich unterhaltsame, detailverliebte Biografie, die jedoch, wie Lynch selber im Vorwort anmerkt, nur einen kleinen Ausschnitt des großen Ganzen bietet… und dadurch ihn und sein künstlerisches Werk für mich noch faszinierender und spannender gemacht hat! Christian Funke

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