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Rezension zu
Herrscher der Eisenzeit

Lieber Herr Hauptmann, wollten Sie ein Sachbuch schreiben oder einen Roman?

Von: C. Widmann
16.07.2018

Sie scheinen sich erst spät entschieden zu haben. Denn viele Kapitel beginnen mit einer Szene, erzählt in der Ich-Form, in der Sie keltische Krieger oder Priester zum Leben erwecken. Die Einzelheiten mussten Sie sich ausdenken: Hingen die Druiden dem jungen Mann das Amulett um oder trug er es bereits? Nahmen sie ihm die Kleider ab oder kam er nackt zu ihnen? Geschah es im Wald, im Moor, auf freier Ebene? Ein Romanschreiber darf ergänzen, was er braucht. Ein Sachbuchautor muss sich an das halten, was wir sicher wissen. Zwischen historischen Quellen, den Meinungen verschiedener Forscher und seinen eigenen Gedanken muss ein Sachbuchautor sauber trennen. Sie tun das nicht, Herr Hauptmann. Selten erzählen Sie, woher eine Erklärung, eine Meinung oder eine Einzelheit kommt. Hinten im Buch ist zwar ein Quellenteil, aber man weiß nie, aus welcher Quelle Sie gerade schöpfen und wie viel. Wenn der Kelte, den Caesar als Mandubriatus kennt, in Wahrheit Avarwy hieß - bedeutet das, dass Caesar nicht als einziger über den gallischen Krieg geschrieben hat? Woher haben Sie den Namen Avarwy, Herr Hauptmann? Und wenn Sie die keltische Sprache zur Lingua franca erklären, die nach und nach lokale Sprachen und Dialekte verdrängt hat - ist das Ihre eigene Meinung? Ist es die eines bestimmten Sprachforschers? Oder sagen das mehrere Sprachforscher? Mir kommt es unwahrscheinlich vor, dass eine bloße Handelssprache auf so viel Gebiet die örtlichen Dialekte und Sprachen spurlos ausgelöscht haben soll. Das schafft nur die Sprache eines Eroberers und Einwanderers. Zwischen Lingua franca und örtlichen Sprachen bilden sich Mischungen, oder die Gesellschaft wird zweisprachig. Wie Sie selbst anmerken, ändert sich für die kleinen Bauern nicht viel, wenn die Kriegs- und Handelsherren mal wieder ein Bündnis schließen oder auflösen. Die kleinen Leute hätten ihre vorkeltischen Sprachen behalten. Sie scheinen sich auch spät entschieden zu haben, für wen Sie schrieben, Herr Hauptmann: für Kinder, für interessierte Erwachsene, für Erwachsene mit Vorwissen, für Geschichtsforscher? Manche Kapitel faszinieren. Andere bestehen aus trockenen Namen und Jahreszahlen. Das wenige, das hängen bleibt, würde oft in einen Absatz passen. Der Teil über Caesars Krieg in Gallien sagt mehr über diesen einen Römer als über alle Keltenstämme zusammen. Später geht es um Britannien. Zuerst malen Sie das Bild einer unwiederbringlich romanisierten Gesellschaft. Dann sagen Sie, dass die Kelten sofort wieder keltisch wurden, als die römischen Legionen abzogen. Teilweise formulieren Sie so einfach, dass Sie in die Umgangssprache abrutschen. Dann wieder umständliches Beamtendeutsch: "was sachlich der Wahrheit entspricht" statt "was stimmt." Oder: "mit einiger zeitlicher Verzögerung" statt "später". Zwischendurch plumpe Anglizismen: "Rollback", "vital" mit der englischen Bedeutung lebenswichtig anstatt mit der deutschen Bedeutung lebendig, kräftig. Viele Seiten weit war ich mir nicht sicher, ob ich ein deutsches Buch las oder eine schlechte Übersetzung. Kapitel mit drei Punkten zu beenden, macht den Stil nicht besser... Insgesamt, Herr Hauptmann, hat mich Ihr Buch fasziniert, aber misstrauisch gemacht. Sie haben viel Arbeit in die Recherche gesteckt und viele Einzelheiten ausgegraben. Aber ich weiß nicht, was ich Ihnen glauben kann und was ich einordnen muss unter "dieser Autor meint". Wie wäre es, für die nächste Auflage, mit Fußnoten? Hochachtungsvoll Christina Widmann de Fran

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