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Rezension zu
Benedikt XVI.

unreflektierte Laudatio

Von: michael lausberg aus doveren
26.06.2018

Benedikt XVI., eigentlich Joseph Aloisius Ratzinger, war vom 19. April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und der erste deutsche Papst seit Hadrian VI. (1523). Ratzinger berief sich während seiner theologischen Karriere immer wieder auf Augustinus und Bonaventura, die so etwas wie seine geistigen Vorbilder darstellten. Ein von seinem Freund Peter Seewald und der Diözese Passau herausgegebener Bildband mit Fotos und Texten über sein Leben und Wirken als Papst Benedikt XVI. erschien im Herbst 2017 im Kösel Verlag. Im Vorwort ist von einer „Hommage an das Lebenswerk des ‚großen Papstes, wie ihn sein Nachfolger Franziskus würdigt“, zu lesen: „Mit Joseph Ratzinger verbindet sich eine atemberaubende Geschichte, eine Jahrhundertbiografie. Ein Junge aus bescheidenen Verhältnissen, ein Bub aus der bayerischen Provinz wird als 35-jähriger der Inspirator des Konzils; er glänzt als neuer Star am Himmel der Theologie; er trotzt als Kardinal an der Seite Karol Wojtylas den Stürmen der Zeit – und wird als erster Deutscher seit der Spaltung durch die Reformation Oberhaupt der größten, ältesten und geheimnisvollsten Institution der Welt.“ (S. 6) Nach dem altersbedingten Abschied „endet ein Zeitalter.“ (S. 7) Das Buch ist in 12 Kapitel unterteilt, die die großen Themen von Benedikt XVI. ansprechen sollen. Dies sind im Einzelnen Liebe, Leben, Gott, Freiheit, Jesus, Werte, Beten, Vernunft, Glaube, Schöpfung, Wahrheit und Hoffnung. Dieser Bildband ähnelt eher eine Hagiographie von Papst Benedikt XVI.; die wenigen kritischen Stellen („Er war nicht frei von Fehlern“ (S.7)) können nicht den Eindruck verwischen, dass das Werk eine grundlegende kritische Würdigung vermissen lässt. Dabei gibt es viele Gelegenheiten, bei denen der Papst sich auch teilweise scharfe öffentliche Kritik gefallen lassen musste. Vertreter des Protestantismus kritisierten das am 10. Juli 2007 veröffentlichte Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre, das die Einzigartigkeit der römisch-katholischen Kirche betonte. Auch seine Äußerungen, in Fragen der Abtreibung und der Sterbehilfe bei der Lehre der Kirche und den Positionen seines Vorgängers bleibe, ließ modernes kirchliches Gespür vermissen, was besonders bei den Basisorganisationen wie „Wir sind Kirche“ nicht gut ankam. Nachdem er am 29. August 2005 mit dem Generaloberen der mindestens ultrakonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X., Bernard Fellay, sprach, unternahm Benedikt XVI. weitere Annäherungsschritte, indem er im Januar 2009 die 1988 ausgesprochene Exkommunikation von vier durch Marcel Lefebvre ohne Einwilligung des damaligen Papstes geweihten Bischöfen aufhob, die der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehören. Durch diese Entscheidung dürfen die vier Bischöfe wieder die Sakramente –insbesondere die Kommunion und das Bußsakrament– empfangen, sie bleiben jedoch weiterhin suspendiert, dürfen also ihr Amt nicht ausüben, so dass ihre sämtlichen Amtshandlungen als unerlaubt angesehen werden. Zu diesen Bischöfen gehörte auch der 1989 und 2008 durch Holocaustleugnungen aufgefallene Richard Williamson. Dies belastete kurze Zeit stark die Beziehung zum Judentum. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn man sich die Herausgeber genauer anschaut. Peter Seewald gab zusammen mit Ratzinger mit Gott und die Welt ein ultrakonservatives Werk heraus. Sein enges Verhältnis zu Ratzinger ist auch durch die Abwehr des Reformkatholizismus motiviert. Die Diözese Passau hat sich auch in der Vergangenheit eher durch religiösen Konservatismus hervorgetan. Das Buch ist also keine kritische Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des Papstes Benedikt XVI., sondern eine unreflektierte Laudatio. Für konservative Christen ist es zu empfehlen, für Kritiker und Anhänger des Reformkatholizismus nicht.

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