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Rezension zu
Der Afghane

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Leider nur Mittelmaß

Von: JogiExperience
06.03.2015

Frederick Forsyth ist unstreitig ein Meister des Politthrillers. Und das schon seit vielen Jahren. Nach neuem Stoff muss er nie lange suchen, der Mann baut seine Romane stets um das aktuelle Geschehen auf. So auch im Jahr 2006, als Forsyths‘ „Der Afghane“ veröffentlicht wurde. Wenn man DEN PATRIOTISMUS schlechthin den Amerikanern unterstellt, dann verdeutlicht Forsyth dem Leser nur zu gerne, dass es neben den USA noch eine vermeintliche zweite Weltpolizei, nämlich Großbritannien, gibt. Der Autor ist ein Profi, wenn es um Geheimdienste und Unterhändler geht. Gesicherte Hinweise deuten darauf hin, dass islamistische Terroristen einen Anschlag planen. Das Unternehmen heißt Al-Isra. Die CIA und der britische Geheimdienst arbeiten gemeinsam an der Aufklärung des Falles, um großen Schaden zu verhindern. Dazu ist es notwendig, Al-Qaida zu infiltrieren. Der Fallschirmjäger Steve Martin ist hierfür der richtige Mann, denn er verfügt über die notwendige Ausbildung, um als Doppelgänger eines Offiziers der Taliban und Guantanamo-Häftlings zu fungieren. Frederick Forsyth hat diesen Roman geschrieben, als Osama Bin Laden im afghanischen Gebirge noch gesucht wurde, wie die Nadel im Heuhaufen. Fast hat man den Eindruck, dass nur der Journalist und Publizist Peter Scholl-Latour dazu in der Lage wäre, uns mehr Detailwissen zum aufgezeigten Konflikt zu vermitteln. Denn in der ersten Hälfte dieses Werks wechseln die Geschehnisse atemberaubend und detailliert. Ein Labyrinth aus den verschiedensten Blickwinkeln, politisch brisant, hoch aktuell, ständig wechselnde Handlungsorte, ein grandioses Netzwerk, aus dem sich die Informationen zu einem Bild verbinden, die den Leser an die Hand nehmen, um bald Zeuge zu sein, wie das Gute über das Böse siegt. Das ist genau das, was man von Forsyth erwartet. Hohe Schule und einfach großartig. Immer wieder hat der Brite bewiesen, dass er genau DIESES Thema wie kaum ein anderer beherrscht. Leider, sehr zu meiner Überraschung, verwandelt sich dieses Buch in der Folge zu einem rasant abgehandelten Drehbuch eines 0815-Actionthrillers. So sauber und detailliert alles vorbereitet ist, der Leser endlich alles genau überblicken kann, so dürftig, dünn und oberflächlich wird die Story zu Ende gebracht. Fast schon lieblos wird man mit kurzen und knappen Ausführungen zum Ende geführt. All das, was die erste Hälfte des Buches ausgemacht hat, wird nun zwar prägnant, doch kaum noch mit Tiefe aufrecht gehalten. Eine Lösung eines hoch komplexen Themas, eine gerade zu überwältigend ausgeklügelte Mission wird ausschließlich mit Klischee behaftetem Patriotismus im Schnelldurchgang abgehandelt. Zwar erfolgreich, doch in diesem Fall enttäuschend und nicht so, wie man es von einem Frederick Forsyth erwarten kann und muss. „Der Afghane“ ist höchstens Mittelmaß!

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