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Rezension zu
Die Tyrannei des Schmetterlings

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

*+* Frank Schätzing: "Die Tyrannei des Schmetterlings" (Hörbuch) *+*

Von: Irve
06.06.2018

Der Name Frank Schätzing ist für mich unauslöschlich mit seinem grandiosen Roman „Der Schwarm“ verbunden, einem Buch, das sich ganz und gar bei mir eingebrannt hat, das mich auch aus der Erinnerung heraus immer wieder begeistert. Natürlich habe ich unbewusst bei „Die Tyrannei des Schmetterlings“ ein ähnlich herausstechendes Werk erwartet. Und wie es bei allzu hohen Erwartungen so ist, werden diese oft nicht erfüllt, so auch hier geschehen. Was dem Autor definitiv gelungen ist, ist eine vielschichtige, facettenreiche Geschichte, die mit immer wieder neuen Wenden und erzählerischen Quantensprüngen für viel Wirbel beim Hören gesorgt hat. Aber genauso viele Passagen gab es, die sich gefühlt endlos hinzogen und zunehmend immer mehr vom eigentlichen Thema der Künstlichen Intelligenz abschweiften. Aus Wissenschafts-Fantasy mit Spannungselementen wurde schließlich futuristische SciFi, was mir persönliche nicht so zusagte – weder vom Genre noch von der Thematik. Aber worum geht es in Frank Schätzing neuestem Werk eigentlich? Die Hauptperson ist Luther Opoko, der Undersheriff in einer kalifornischen Provinz. Seine Tätigkeiten beschränkten sich bis dato auf Kleinkriminalität, Drogendelikte, verschwundene Haustiere. Als es darum geht, den Mord an einer verschwundenen Biologin aufzuklären, wird Luther in andere Sphären katapultiert. Bei seinen Ermittlungen sticht er in ein Wespennest ungeahnter Möglichkeiten und kann gar nicht glauben, was sich ihm offenbart. Von wegen verschlafenes Nest! In seinem Dorf hat die Zukunft schon längst begonnen, nur weiß eigentlich niemand davon. Hinter verschlossenen Türen eines den Unwissenden als harmlos verkauftes Testgeländes ringt man um die Vorherrschaft beim Thema der Künstlichen Intelligenz – und das hat sich unwillentlich auf eine ganz andere Parallel-Ebene geklont als ursprünglich erwartet. So weit, so gut. Bis dahin folgte ich der Geschichte noch recht interessiert und angetan. Der ausführliche, intensive, pompös anmutende Erzählstil mit seinen zahlreichen umfangreichen Ausschweifungen hätte für meinen Geschmack zwar gerne ein paar Nummern kleiner sein können, aber wer Schätzing kennt, weiß, wie ausufernd und überbordend er gerne seine Bücher erzählt. Aber als seine Geschichte ein Phänomen offenbart, das man bisher nur aus den Theorien der Quantenphysik kennt, war das schon sehr an der Grenze. Die wurde dann mit der steten Verlegung in ferne Sternenwelten zu sehr überschritten, zumal wir uns auf dieser Lauschreise zunehmend vom eigentlichen Kern des Ganzen entfernten. Ist natürlich alles Geschmackssache und einige Hörer und Leser werden sicher genau diese Entwicklung mögen. Mein Fall war es leider nicht. Die Durchsetzung der Geschichte mit moralischem Input gefiel mir hingegen gut. Bei allem Fortschrittsgedanken, den wir in uns tragen, sollten wir tatsächlich hin und wieder innehalten und fragen, ob wir uns noch innerhalb vertretbarer Grenzen bewegen, ob es wirklich hehre Ziele sind , die wir verfolgen. Dies war in „Die Tyrannei des Schmetterlings“ ursprünglich tatsächlich so. Aber reicht der reine gute Wille dazu? Was ist mit den unkalkulierbaren Störfaktoren? Selbst, wenn man für sich selbst die Hand ins Feuer legen kann, was ist mit dem restlichen Team? Ist es so loyal, wie es sein sollte? Und was ist mit der Künstlichen Intelligenz selbst, die wir zwar nach bestem Wissen und Gewissen installiert haben, die aber zur eigenständigen Entwicklung fähig ist? Wird sie stets in unserem Sinne handeln und Entscheidungen treffen, oder lernt sie auch kontraproduktive Dinge? Diese Fragestellungen interessierten mich brennend. Der Autor geht auch darauf ein, jedoch verschwindet vieles davon im Überangebot des restlichen reichlichen Inhalts. Fazit: Die tolle Grundidee geht für meinen Geschmack leider durch ein Zuviel in vielerlei Hinsicht unter. Auch dass sich das Genre von Spannungsfantasy dermaßen zur SciFi drehte, war nicht so meins. Die volle Punktzahl erhält jedoch der grandiose Sprecher Sascha Rotermund, der mich durchweg völlig überzeugen konnte und mich auch bei all den Längen des Romans bei der Stange hielt. Wie er die verschiedenen Stimmungen, die Spannungsentwicklungen und auch die einzelnen Charaktere ganz individuell und sehr treffend wiedergibt, ist ganz großes Kino für die Ohren. Inhalt Kalifornien, County Sierra, Goldgräberprovinz: Sheriff Luther Opoku hat mit Kleindelikten und illegalem Drogenanbau zu kämpfen. 300 Meilen westlich davon, im Silicon Valley, wetteifern IT-Visionäre um die Erschaffung des ersten ultraintelligenten Computers mit dem Ziel, die großen Probleme der Menschheit zu lösen. Als eine Biologin in Sierra unter rätselhaften Umständen ums Leben kommt, muss Luther erkennen, dass sein verschlafenes Naturidyll längst Testgelände eigenwilliger Experimente geworden ist. Bald beginnt er an seinem Verstand zu zweifeln. Tote werden lebendig, die Zeit gerät aus den Fugen ... der Anfang einer Odyssee über die Grenzen des Vorstellbaren hinaus. Autor Frank Schätzing, geboren 1957 in Köln, Mitbegründer der Kölner Werbeagentur Intevi, Musiker und Musikproduzent, debütierte 1995 mit dem historischen Roman "Tod und Teufel", der schnell vom Geheimtipp zum Bestseller wurde. Nach einer Reihe von Krimis und Kurzgeschichten folgte 2000 – von der Presse hochgelobt – der Politthriller "Lautlos". "Der Schwarm", Schätzings fünfter Roman, erreichte wenige Tage nach Erscheinen Spitzenplatzierungen in den Bestsellerlisten, wurde u. a. nach England, in die USA, Spanien, Italien, Brasilien und Russland verkauft. 2009 erschien "Limit", 2014 "Breaking News". Frank Schätzing, 2004 mit der CORINE und 2005 mit dem Deutschen Sience-Fiction-Preis ausgezeichnet, lebt und arbeitet in Köln. Sprecher ascha Rotermund wurde 1974 in Arnsberg/ Westfalen geboren und studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Theaterengagements führten ihn u.a. an die Theater Lübeck und Magdeburg, Schauspiel Hannover, Hebbel am Ufer Berlin und an das Hamburger Schauspielhaus. Im Fernsehen war er u.a. in der RTL-Serie Vier Singles sowie in der ZDF-Serie Küstenwache zu sehen. Sascha Rotermund hat bereits an zahlreichen Hörspielen und Hörbüchern mitgewirkt, darunter Wallander: Am Rande der Finsternis von Henning Mankell, So finster die Nacht von John Ajvide Lindqvist und Eine Trillion Euro von Andreas Eschbach. 2009 und 2010 war er mit dem Live-Hörspiel Die drei ??? und der seltsame Wecker – LIVE AND TICKING auf Deutschlandtournee. Seit 2003 ist er außerdem ein gefragter Synchronsprecher und lieh seine Stimme u.a. Joaquin Phoenix, Christian Bale, Bradley Cooper, Jake Gyllenhaal, Jesse Spencer in Dr. House, Jon Hamm in Mad Men, Jesse Williams in Grey's Anatomy sowie Omar Sy in der französischen Erfolgskomödie Ziemlich beste Freunde. Quelle: Randomhouse

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