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Rezension zu
Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

Die globale Sicht auf das Winzigste

Von: Anja Beisiegel "Hund im Buch"
02.06.2018

„Dies ist das Schicksal des Menschen: Man erreicht das Ende des eigenen Lebens und vergleicht, nicht ohne Traurigkeit, das Wenige, das man hervorgebracht hat, mit all jenem, was man hätte unternehmen wollen, um das Reich der Wissenschaften zu erweitern.“ Alexander von Humboldt war 76 Jahre alt, als er 1844 dieses Resümee seines Lebens zog. Am 6. Mai 1859 starb Alexander von Humboldt. Er hatte Europa, Amerika und Asien bereist und erforscht. „Das Wenige“, das er hervorbrachte setzte, niedergeschrieben in vielen wirkmächtigen Büchern, einen wesentlichen Grundstein zu unserer Betrachtung der Umwelt. Seine Forschungsarbeit stellte bereits im 18. Jahrhundert heraus, in welchem Einfluss Umwelt, Klima und geografische Gegebenheiten für das Leben, für Tiere und Pflanzen haben. „Die Erde erschien ihm als riesiger Organismus, in dem alles mit allem in Verbindung stand.“ Aufgrund dieser epochalen Bedeutung wurde er Namensgeber unzähliger Schulen und Universitäten auf dem gesamten Globus. Er war Reisender, Naturforscher und politischer Berater. Andrea Wulf hat sich auf Alexander von Humboldts Spuren begeben und eine umfassende Biografie über den großen Naturforscher geschrieben. Die Historikerin nahm die Spurensuche wörtlich und bereiste die Orte und Länder, die Humboldt während seines langen Lebens besucht hatte. So erklomm sie den Chimborazo (immerhin ein Sechstausender) und schlief im venezolanischen Regenwald und stöberte in Bibliotheken und Archiven nach Handschriften, Büchern und Dokumenten. Auf mehr als 400 Seiten (und zusätzlich 150 Seiten Literaturverzeichnis und Anmerkungsapparat) bringt Andrea Wulf uns Humboldt als Mensch und Wissenschaftler nah. Sie beschreibt die Kindheit (im Haus einer strengen Mutter), seine Forschungsreisen und sein Leben in Paris, London und -immer wieder- Berlin. Humboldts Arbeiten waren von großer Bedeutung und Wirkkraft auf die intellektuellen Kreise seiner Zeit. Seine Wirkung und seine Interessen beschränkten sich nicht allein auf die Naturwissenschaften. Er stellte „als Erster eine Beziehung zwischen Kolonialismus und Umweltzerstörung her“ und war Berater des amerikanische Präsidenten Thomas Jefferson. „Niemand in Europa oder Nordamerika wusste mehr über Südamerika als Humboldt – er war die Autorität auf diesem Gebiet“. Mit Jefferson stritt er auch um die moralische Rechtfertigung der Sklaverei, deren erbitterter Gegner Humboldt war. Der südamerikanische Freiheitskämpfer Simon Bolivar preist Humboldts enzyklopädische Kenntnisse und stützt sich in seinem Kampf auf Humboldts Erkenntnis, dass der Kolonialismus eine Katastrophe für Mensch und Umwelt sei. Humboldt beeinflusst Schriftsteller wie David Thoreau, William Wordsworth und Samuel T. Coleridge. Auch für nachfolgende Generationen von Naturforschern setzten Humboldts Ideen Standards. Für Charles Darwin war Humboldt einer der wichtigen Impulsgeber. Ernst Haeckel las bereits als Kind Humboldts Bücher und saugte seine Ideen auf. Mein Fazit: Die Humboldt-Biografie von Andrea Wolf ist aus meiner Sicht ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch. Ich persönlich habe viel über Alexander von Humboldt erfahren; über seinen biografischen Hintergrund, seine Forschungsreisen, seine Veröffentlichungen. Und vor allem: Über seine Bedeutung als Erforscher des Naturganzen, des Zusammenhangs und der Vernetzung unseres empfindlichen und manchmal fragilen Ökosystems. Humboldt begriff „die Natur als eine globale Kraft“. Damals war dies ein „radikales Konzept, und noch heute prägt es unser Verständnis der Ökosysteme.“ Seine Erkenntnisse sind mehr als 200 Jahre alt. Und heute so radikal und wichtig wie damals.

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