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Rezension zu
Unterleuten

Dorfleben

Von: Grenzenlos
29.05.2018

Unterleuten ist ein klingender Name für einen Ort, in dem es brodelt und in dem man sich unter Leuten befindet, die einem nicht nur wohlgesinnt sind. Sie spielen alle das Spiel namens Dorfleben. Eine kleine Auswahl von Menschen, die beschlossen haben, am selben Platz zu leben. Mit einem ungefälschten Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und für unwissende Zuschauer unverständlichen Dynamiken, die in so einer Gemeinschaft entstehen, schafft es Juli Zeh einen Gesellschaftsroman vorzulegen, der Menschenstudie und Krimi zugleich ist. Erzählt wird aus der Sicht unterschiedlicher Dorfbewohner und -bewohnerinnen. Alteingesessene und neuzugezogene, junge, alte, Frauen und Männer. Man muss dranbleiben, um nicht den Überblick zu verlieren, wer jetzt mit wem und warum und was hat das alles im Großen und Ganzen zu bedeuten. Man bekommt einen gutes Gespür dafür, wie unterschiedlich Menschen Gegebenheiten wahrnehmen, wie viele unterschiedliche Gefühle durch Ereignisse hervorgerufen werden können. Die Geschichte ist keine leichte Kost. Viele der Charaktere sind sehr unsympathisch, wurden jedoch komplex aufgebaut und authentisch dargestellt. Die Geschichte ist unangenehm. Man spürt das Brodeln und wartet darauf, dass alles bald explodiert. Wohlfühlen kann man sich dabei nicht, es löst ein inneres Unbehagen aus, das zu keinem Zeitpunkt beim Lesen aufhört. Die Geschichte hinterfragt Einstellungen und Werte. Und nichts bleibt verschont. Dazu gehören Familie, Freundschaften, Politik, Zusammenhalt, Macht, Geld, Liebe. Die Anonymität ist nicht gegeben und viele kennen sich im Dorf seit ihrer Kindheit und das macht es nicht immer einfacher. Für mich, als jemand, der im Dorf aufgewachsen ist, war es trotz beklemmendem Thema eine doch auch lustige und unterhaltsame Geschichte, in der ich vieles wieder erkannt habe und die zum Schluss nochmal einen draufsetzt, durch das man das Ganze aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann. Der Blick hinter die Fassade der Menschen war für mich sehr bereichernd, auch wenn ich solchen Machtspielen, wie sie hier dargestellt wurden, nichts abgewinnen kann. Dieses Buch ist für anspruchsvolle Leser eine Traumlektüre!

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