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Rezension zu
So also endet die Welt

Ein Roman über Beziehungsgeflechte und mühsam aufrechterhaltene Fassaden

Von: Annette Traks
29.05.2018

Julia (35) schreibt neben ihrer regulären Arbeit gerade an ihrem zweiten Roman, ihr gleichaltriger Mann Erik arbeitet als Informatiker in einem großen Warenhaus. Die 10-wöchigen Ferien verbringen sie mit den Kindern Alice (13) und Anton (10) in einem Sommerhaus an der finnischen Westküste. Das Ehepaar hofft, während der Zeit auch wieder mehr zueinanderzufinden. Doch bald nach der Ankunft erhält Erik die Nachricht, dass er seinen Arbeitsplatz verloren hat, verschweigt dies jedoch der Familie. Julia kommt mit dem Schreiben nicht wie gehofft voran und hadert insgesamt mit ihrem Schicksal. Sie stellt fest, dass ihre Jugendfreundin Marika, zu der seit vielen Jahren kein Kontakt mehr bestand, im Haus nebenan wohnt - zusammen mit ihrem Partner, einem Umweltaktivisten, und dem gemeinsamen Sohn Leo. Erik und Julia gewinnen durch die Nachbarn Einblick in eine völlig andere Lebenseinstellung und -weise. Alice erlebt ihre erste Liebe mit Leo, während Anton sich gewohnt anlehnungsbedürftig zeigt. Als Eriks Bruder Anders, der einige Zeit in Vietnam gelebt hat, und Julias Eltern in dem Sommerhaus auftauchen, kommt es zu Konflikten auf allen Ebenen. Resümee: Der Leser lernt am Anfang eine offenbar ganz normale, traditionelle Durchschnittsfamilie kennen: ein Ehepaar, beide Mitte 30, mit zwei Kindern - einem anlehnungsbedürftigen 10-jährigen Jungen und einem 13-jährigen Mädchen am Anfang der Pubertät. Die Frau geht einer Erwerbstätigkeit nach, ihr Hobby ist die Schriftstellerei, während der Mann und Haupternährer der Familie um seinen Arbeitsplatz bangt. Die Eheleute haben sich früh gebunden, mittlerweile etwas voneinander entfernt und hoffen, in dem langen Familienurlaub wieder zueinanderzufinden. Doch das familiäre Beziehungssystem gerät immer mehr aus dem bereits leicht instabilen Gleichgewicht: • Erik bekommt telefonisch die Information, dass er ihm Rahmen einer betrieblichen Sanierung seinen Arbeitsplatz verloren hat, • Julia hat eine Schreibblockade und ist unzufrieden, weil sie sich so früh gebunden hat, • nebenan wohnen Leute mit einer anderen Einstellung zur Welt und praktizieren eine andere Lebensform, • Tochter Alice wird flügge und erlebt mit dem Sohn der Nachbarfamilie ihre erste Liebe, • Sohn Anton ist ängstlich, unsicher und braucht viel Zuwendung - die ihm zwar jeder zu geben versucht, was aber nicht immer in dem gewünschten Maß gelingt, • durch den Besuch von Eriks Bruder Anders und Julias Eltern treten wieder "Altlasten" zutage. Dadurch entstehen Konflikte, die sich immer mehr zuspitzen. Es ist dem Autor gelungen, diesen Prozess einerseits mit filigraner Präzision, andererseits mit intensiver Deutlichkeit aufzuzeigen. Aber auch das alternative Beziehungssystem der "modernen Hippies" nebenan ist nicht das, was es zu sein vorgibt, und gerät aus der nach außen demonstrierten Balance. Fazit: ein Roman über • Beziehungsgeflechte in einer traditionellen und einer alternativen Lebensform, die durchaus Berührungspunkte haben, und • mehr oder weniger mühsam aufrechterhaltene Fassaden, in denen die Risse immer größer werden.

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