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Rezension zu
Gehen, ging, gegangen

Das Buch der Stunde

Von: Gute Seiten Schlechte Seiten
22.05.2018

In ‚Gehen, ging, gegangen‘ konjugiert Jenny Erpenbeck das gesellschaftspolitische Dauerthema, die sog. „Flüchtlingskrise“ anhand der persönlichen Schicksale einer Gruppe geflohener Afrikaner. Um auf die Zustände bzw. Missstände aufmerksam zu machen, protestieren sie in einem Camp vor dem Rathaus. Auf diese Aktion wird, eher passiv und zufällig, ein ehemaliger Professor aufmerksam, Richard. Nach dem ersten Kontakt mit der Gruppe lässt das Thema ihn nicht mehr los. Es treibt ihn um, was dort mit den Menschen geschieht, und er tritt in Aktion. Skeptisch, zögernd zu Beginn. Aufopfernd und intensiv am Ende. Flucht und Heimat, so stellt er fest, sind auch zu bestimmenden Determinanten seines Lebens geworden, denn auch er ist durch die Wiedervereinigung heimatlos geworden. Wo früher noch eine Mauer stand und seine Strasse, scheinbar für immer endete, führt sie heute weiter. Die meisten Grenzen sind willkürlich, ob im großen Afrika oder auf wenigen Quadratkilometern in Berlin und können quasi per Verwaltungsakt verschoben werden, wenn der politische Wille dazu besteht. Die nicht aufgearbeitete Wiedervereinigung wird so zum Zweitthema des Romans, quasi zur Leiche im Keller; bzw. zum toten Taucher im See vor Richards Haus oder zu den Leichen Geflüchteter im Mittelmeer. Ein großartiges Buch zum Verständnis der Unmenschlichkeit. Leider ist es sehr einseitig aus der Perspektive der Willkommenskultur geschrieben und fasst andere wichtige Aspekte der Debatte zu kurz, aber für einen emphatischen Leser ist es eine unbedingte Leseempfehlung!

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