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Rezension zu
Fallensteller

"Groteskul! Kafkaeskul!"

Von: leseratte_bookworm
05.05.2018

„Ein vom Leben nicht gerade verwöhnter Mann hat eine Leidenschaft für Magie. Er bittet um Stille für die große Illusion – aber die Gemeinde trinkt Kaffee und hält nicht still. Zwei Freunde jagen mit Karacho und Geschick ihren Sehnsüchten hinterher, quer durch Europa: einer christlichen Menschenrechtsaktivistin, einer syrischen Surrealistin, einem bedrohten Vogel. Ein geheimnisvoller Fremder behauptet, Fallen herstellen zu können für jeden Zweck, nicht nur für das Tier. Acht Geschichten über Menschen, die Fallen stellen, Menschen, die sich locken lassen, Menschen, die sich befreien – im Krieg und im Spiel, mit Trug und Tricks, mit Mut und Witz.“ Zu Beginn möchte ich anmerken, dass es sich hier um einen Band von Erzählungen handelt, was vielleicht nicht für jeden etwas ist. Es ist keine zusammenhängende Geschichte, sondern viele kleinere, meist kurze, Erzählungen über Menschen und Erlebnisse aus ihrem Leben. Manche Figuren kommen in mehreren Erzählungen vor, manche nicht. Wenn euch das Buch interessiert – dann lest vor dem Kauf erstmal die Leseprobe, damit ihr sicherstellen könnt, dass es euch zusagt. In seinem Erzählband stellt Saša Stanišić der Leserin selbst Fallen. Keine hinterhältigen Fallen, keine, in die man tappt und sich gefangen fühlt. Er fängt den Geist, er fängt die Meinung und regt zum Nachdenken an. Mit seiner schlichten und doch unglaublich kunstvollen, bunten Sprache kreiert Saša Stanišić wunderbare Bilder in denen sich ein jeder, wenn man sich darauf einlassen kann, geborgen fühlen kann. Es ist nie eine perfekte Welt. Stanišićs Charaktere haben alle ihre größeren oder kleineren Probleme und führen bei weitem kein perfektes Leben, aber die Ehrlichkeit, mit der sie einander und sich selbst begegnen, macht sie nahbar. „Manchmal […] verliere ich angesichts völlig banaler Dinge die Kontrolle über meinen Traurigkeitshaushalt. Ich werde so sehr traurig, dass die einzige Kommunikation, zu der ich noch in der Lage bin, keine Kommunikation ist.“ (Die immens schönen tragischen blöden glückseligen deutschen Flüsse, S.54) Da ist der ältere Mann, der es im Leben nie leicht hatte. Nur die Magie und Zauberkunst fällt ihm leicht. Sie begeistert ihn, er saugt alles förmlich in sich auf und wünscht sich, dass er andere für seine Leidenschaft begeistern kann. Da ist Georg Horvath, der ein augenscheinlich perfekt geordnetes Leben führt. Alles ist voller Präzision, sein Beruf, sein Zuhause, seine Frau. Doch tief in sich sehnt er sich nach etwas anderem als Präzision. Und so lässt er sich verwechseln, damit er seinem Alltag entfliegen kann. Da sind die beiden Freunde die, ohne ein klares Ziel, durch Europa reisen. Sie schleichen sich auf eine schicke Party auf einem Floß im Rhein, sie stehlen ein Gemälde einer syrischen Surrealistin von deren Ausstellung in Stockholm oder sie legen sich mit einem Pizzabäcker an. Alle von Saša Stanišićs Geschichten handeln vom Aufbruch und Ausbruch aus Alltäglichem. Von Abenteuer, von Mut, von Selbstverwirklichung. Seine virtuose Art zu erzählen lädt zum Nachdenken ein, zum Philosophieren. Wenn ihr mal ein etwas „anderes“ Buch sucht, dann kann ich euch diesen Band von Erzählungen wärmstens empfehlen. Lasst euch darauf ein und philosophiert ein bisschen, egal worüber.

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