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Rezension zu
Die Kelten

Fakten hinter den Legenden

Von: Michael Lehmann-Pape
02.05.2018

Die Kelten sind durchaus ein überaus noch lebendiges Volk. Allerdings natürlich nicht im realen Sinne, sondern als „Vorlagengeber“ für eine ganze Fülle von Sagen, Legenden, Fantasy Romanen und ebensolchen Filmen und TV-Serien. Denn nicht nur „Asterix und Obelix“ oder die gallischen Kriege der Historie nehmen sich des Themas an, sondern vielfach werden Magie, geheime Rituale, selbst Kleidung, Waffen und Lebensart in mannigfaltiger Weise „mythisch“ verarbeitet. „Bis heute umwehen die Kelten zahlreiche Geheimnisse und Mythen, sie sind rätselhaft, archaisch, soviel immerhin scheint klar“. Was aber sind die Fakten hinter all den Legenden und Mythen jenes Volkes, das zwischen 700 und 1000 v.C. seine Spuren hinterlassen hat? Als Herausgeberin versammelt Eva-Maria Schnurr eine vielfache „Spurensuche“ der eisenzeitlichen Kelten im Werk, mitsamt Beiträgen, die sich der Entstehung jener Sagen und Legenden widmen, die bis heute noch landläufig bekannt und benutzt werden. Wobei von Beginn an klargestellt wird, dass archäologisch die hinterlassenen Spuren interpretationsbedürftig bleiben und natürlich auch ein Standardwerk wie „Die gallischen Kriege“ von Julius Caesar zwar aus „erster Hand“ stammt, dennoch aber natürlich eine subjektive Sicht „auf die Kelten“ und nicht eine originäre Quelle „der Kelten“ darstellt. Wie überhaupt die erhaltenen römischen Quellen von der generellen „Angst vor Barbaren“ geprägt sind, das lange Zeit des Bild der Kelten prägt. Wenn aber davon berichtet wird, wie am hessischen Glauberg ein „Fürstensitz“ der Kelten ausgegraben werden konnte, dann wird die Spurensuche konkreter, Zunächst geographisch „zwischen Hallstatt und La Téne“ als Siedlungsraum der Kelten und dann, argumentativ nachvollziehbar, kann der Alltag mit Fürsten, Händlern und Bauern lebendig vor den Augen des Lesers entstehen. Die „Heuneburg“ an der Schwäbischen Alp als eine erste Bastion des Wohlstands, Salz und Eisen als Handelsgüter, Hierarchien und kulturelle Werte der Kelten können anhand der Bestattungskultur und weiterer archäologischer Funde zusammengesetzt werden. Das wiederum dann im dritten Hauptteil des Werkes in jene Gefilde führt, die bis heute Nahrung für Fantasien geben. Mistelzweige, Opferkult, Magie in tiefen Wäldern und die „Macht der Druiden“ mit ihren geheimnisvollen Ritualen kommen dabei ebenso zu Wort, wie Eva-Maria Schnurr selbst im Werk fundiert Auskunft gibt über das „Kriegerische“ der Kelten. Dass bis etwa 450 v.C. eben nicht Zentrum eines „Barbarenstammes“ war, wie die zierlichen Dolche in den Gräbern aufzeigen, die Zierde, nicht Kriegswaffen darstellen. So ist relativ genau datierbar, ab wann Schwerter Gräbern wieder beigelegt wurden oder in Heiligtümern vermehrt als „Opfergaben“ vorlagen. „Das kriegerische Element wurde im Lauf der Zeit immer wichtiger“. Und ebenso die Momente der Legendenbildung und Heldengesänge einer ungeordneten, persönlich dem Tod furchtlos gegenüberstehenden „Horde von Kelten“, die mit lautem Getöse einen zunächst erschreckenden Gegenpart zur „geordneten“ Welt Roms darstellte. Eine Ordnung, die sich gerade auch in den Formationen und ausgeklügelten Strategien der militärischen Seite Roms aufzeigte. Da prallten „Welten aufeinander“. Bis dahin, dass bei „schlechten Omen“ sofort jeder Kampf abgebrochen wurde, was für eine Armee wie die der Legionen Roms ebenso verwirrend wirkte, wie die Kampfart der Kelten an sich, die mit den andernorts ungewohnten „Langschwertern“ verheerenden Schaden anzurichten verstanden. Bis hin zu den bis heute lebendigen Sagen über „König Artus“ als Urbild vielfacher Fantasyromane und Fantasy-Zyklen. Der wohl eher kein Kelte war, hartnäckig aber dieser Welt zugeordnet wird. Bis hin zur Gegenwart in Irland, wo sich Spuren des keltischen bis heute erhalten haben. Eine informative Reise in die Fakten und deren mythisch-legendenbildender Wirkung bis in die Gegenwart hinein.

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