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Rezension zu
Der Klang der Hoffnung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte, die berührt

Von: Anette aka Katze mit Buch
04.03.2015

Die Autorin Suzy Zail wurde durch die Lebensgeschichte ihres Vaters zu ihrem Roman "Der Klang der Hoffnung" inspiriert. Im Vorwort gibt sie an, welche Teile von Hannas Geschichte historisch verbürgt sind, und dass die Romanfiguren und die Handlung ihrer Fantasie entsprungen sind. Des Weiteren erwähnt sie, dass der einzige Weg ist, dass sich die Geschichte des Holocaust nicht wiederholt, darüber zu reden und zu schreiben. Dieser Meinung kann ich mich nur anschließen: wer sich nicht für Geschichtsbücher oder Lebenserinnerungen interessiert, der sollte stattdessen zu fiktiven Erzählungen greifen, bevor er vor diesem Punkt in der Vergangenheit die Augen verschließt. "Der Klang der Hoffnung" erzählt die Geschichte der 15jährigen Hanna. Der Leser lernt sie und ihre Familie im Jahr 1944 kennen. Sie leben seit einigen Wochen im Budapester Ghetto, doch nun soll das Ghetto dicht gemacht werden. Noch schweben Hanna und ihre Familie in völliger Ahnungslosigkeit, wie es weitergehen soll. Nach den Wochen im Ghetto denken sie, dass egal was danach kommt, es nur wieder aufwärts gehen kann. Wenn man dies liest, schnürt sich bereits ein Knoten im Hals zu, denn viele haben ja doch einiges an Vorwissen zum Holocaust, sei es durch die Schule, Fernsehen und Filme oder andere Bücher. Da das Buch jedoch nur aus der Sicht Hannas erzählt wird, kann sie natürlich immer nur Vermutungen anstellen oder schwebt in völliger Ahnungslosigkeit. Dies zeigt sich unter anderem an einem Handlungsstrang, in dem der Mediziner Josef Mengele im Zusammenhang mit Zwillingen erwähnt wird. Dass Hanna im KZ Birkenau nicht direkt in die Gaskammern geschickt wird, liegt nur daran, dass sie sich ein Jahr älter macht, um bei ihrer Schwester und ihrer Mutter zu bleiben. Der Leser erlebt auch hier wieder einen Schreckensmoment, denn Hannas ältere Schwester Erika wollte unbedingt, dass Hanna ihr wahres Alter angibt, weil sie dachte, dass Kinder und ältere Menschen im KZ leichtere Arbeit leisten müssen. Dank ihres großen Talents zum Klavierspielen bekommt Hanna nach einer Weile die Gelegenheit im Haus des Kommandanten von Birkenau aufzuspielen und erlangt damit gewisse Privilegien und außerdem die Möglichkeit eine letzte Verbindung zu ihrem alten Leben aufrecht zu erhalten: die Liebe zur Musik. Durch diese Liebe nähert sie sich im Laufe der Zeit Karl - dem Sohn des Kommandanten, oder dem "falschen Jungen", wie das Buch im Original betitelt ist. Doch der "falsche Junge" ist er nicht wegen seiner Abstammung, die in seinem Fall genauso wenig ein Grund zum Schämen ist wie für Hanna ihre jüdische Abstammung. 'Ich bin, wer ich bin, und ich schäme mich nicht dafür, hätte ich ihm gerne gesagt. Ich bin stolz darauf, eine Jüdin zu sein. Ich lebe mit Philosophen, Wissenschaftlern, Künstlern und Lehrern, Landfahrern, Dichtern und Komponisten hinter einem Stacheldrahtzaun. Du lebst in einem Haus voller Hass.' (S.132) Neben dem Schicksal Hannas und ihrer Familie gewährt die Autorin auch einen tieferen Einblick in das Leben einiger Nebenfiguren, so dass man zumindest ansatzweise Verständnis dafür entwickeln kann, warum sich einige Menschen zu Kriegszeiten in ihrer Persönlichkeit so stark verändert haben. Zudem führt das Buch hoffentlich jedem vor Augen, dass man niemandem seine Herkunft, seine Abstammung oder seinen Glauben anlasten sollte. NIEMANDEM - bei Suzy Zail ist es nämlich mitnichten nur Hanna, die unter diesem Irrglauben unmenschliches Leid ertragen muss, sondern auch Karl, wenngleich dieses Leid bei ihm ganz anders aussieht und sich zumindest nicht auf körperlicher Ebene auswirkt. Gegen das Vergessen sind Bücher wie "Der Klang der Hoffnung" wichtig und unerlässlich, denn Romane wie die fiktive Geschichte Hannas, die jedoch auf historischen Fakten aufbaut und ohne Effekthascherei den Leser tief berührt, erreichen das jugendliche Zielpublikum eher als Geschichtsbücher dies vermögen.

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