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Rezension zu
Die Gabe

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Warum? Weil sie es tun konnte: Gedanken über das Buch „Die Gabe“ von Naomi Alderman

Von: Frau Hemingway
12.04.2018

Seit einiger Zeit begegnet mir in den sozialen Medien und auf Buchblogs immer wieder ein Buch: Zuerst war es „The Power“ von Naomi Alderman, mittlerweile wurde das Buch aber auch ins Deutsche übersetzt und erschien als „Die Gabe“ im Heyne Verlag. Der Plot dahinter ist schnell erzählt – Was könnte passieren, wenn Frauen mächtiger und stärker werden würden als Männer? „Die Gabe“ von Naomi Alderman In Naomi Aldermans Science-Fiction-Roman passiert dies, indem Frauen im Teenager-Alter über Nacht in der Lage sind mit ihrem Körper Stromstöße zu erzeugen. Sie können andere Menschen damit verletzten, sogar töten. Manche Frauen beherrschen ihre Fähigkeit so gut, dass sie in der Lage sind, Zigaretten mit Strom anzuzünden oder Muskelblockaden im Körper anderer Menschen zu heilen. Die Gabe kann von den jüngeren Frauen an die älteren Frauen sehr einfach weitergegeben beziehungsweise erweckt werden. Im Buch dauert es nur einige wenige Jahre bis alle Frauen auf der ganzen Welt mit ihrem Körper Strom erzeugen können. Zu Beginn des Romans „Die Gabe“ wird eine junge Frau von etwa 14 oder 15 Jahren von einem Dreißigjährigen im Supermarkt bedrängt. Der Mann hört auch dann nicht auf, als sie sagt, er solle sie ihn Ruhe lassen. Im Gegenteil: Er setzt noch einen drauf und meint, dass es doch nur ein Kompliment sei und sie das jawohl verdient habe. Ihr ist das unangenehm, wie es eben immer unangenehm ist, wenn man sich nicht richtig wehren kann. Dann legt sie ihre Hand auf den Arm des Mannes und setzt ihn unter Strom. Er zuckt und würgt, geht zu Boden. Es war der Tag der Mädchen. Warum? Weil sie es tun konnte. Diese Szene zu Beginn von Naomi Alderman gibt im Kleinen sehr gut wieder, was anschließend im Großen überall auf der Welt passiert. Frauen nehmen nicht mehr hin, was ihnen angetan wird: Sexsklavinnen befreien sich aus ihren Gefängnissen. In Dubai und vielen weiteren Ländern bricht eine Revolution aus. Es wird ein Staat der Frauen mit einer Matriarchin an der Spitze gegründet. Die Verhältnisse kehren sich schlicht um und das mit jeder Menge Gewalt. Aber es gibt auch Entwicklungen, in denen die Frauen über das Ziel hinausschießen und grausam werden. Zum Beispiel, wenn Männer vergewaltigt werden, wenn Männer aus Spaß gefoltert werden oder wenn Jungs die Genitalien verstümmelt werden. In diesen Momenten sind die Frauen nicht besser als die Männer und das alles mit der Begründung, dass sie es tun, weil sie es tun können. Naomi Alderman lässt sich jedoch keine neuen Gräueltaten einfallen, alles gibt es schon auf der Welt, alles wird irgendwo schon Frauen von Männern angetan. Das macht es schwieriger, die Entwicklungen im Roman schwarz oder weiß zu sehen, zunächst zumindest. Die Gewalt wird zumindest verständlich, denn das Motiv der Rache ist unverschwommen sichtbar. Aber reicht das als Rechtfertigung aus? In meinen Augen nicht. An der Eskalation in Naomi Aldermans Buch wird deutlich, dass es keine Gleichberechtigung geben kann, solange ein Teil der Menschheit tut, was er kann, eben weil er es kann. Die Macht In „Die Gabe“ ist ein friedliches Leben zwischen beiden Geschlechtern nicht möglich. Die Frauen missbrauchen ihre plötzliche Macht. Wäre das in der Realität genauso? Dieses Experiment wird wohl nie stattfinden und vielleicht ist es auch gut so, denn so muss ich mir nicht selbst beantworten, was ich tun würde. Genau diese Frage finde ich am ganzen Buch am aufregendsten und es tröstet mich auch über manche Schwächen des Buchs hinweg wie beispielsweise die Plattheit mancher Charaktere. Also, was würdest du tun, wenn du mächtiger wärst als andere Menschen?

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