Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Gabe

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte, die aufrüttelt

Von: Juliane / I AM JANE
04.04.2018

An “Die Gabe” hatte ich wirklich richtig hohe Erwartungen. Der Roman wird empfohlen von Personen wie Emma Watson oder Barack Obama – da muss doch was dran sein! Oder? Naja. Das Buch hebt sich auf jeden Fall von der Masse ab. Es regt zum Nachdenken an. Und es provoziert. Es ist für mich allerdings ein Touch too much. Dazu muss ich sagen, dass ich die Grundidee echt gut finde. Die Umkehrung der Kräfteverhältnisse zwischen Mann und Frau – die Frauen sind den Männern überlegen und was passiert dann? Diese Frage hat so ein großes Potential – und was passiert im Buch? Die Frauen geraten außer Rand und Band, das nicht ohne. Wir verfolgen verschiedene Personen, die sich teilweise im Laufe der Geschichte auch begegnen. Die Personen sind in verschieden Alter, haben unterschiedlich Lebensumstände und gehen mit der Gabe unterschiedlich um. Leider geraten für mich alle (Tunde ausgenommen, aber ist auch ein Mann 😉 ) ins Extreme. Sie sind mir zu krass und ich hätte mir einen ruhigen Pol in der Geschichte gewünscht. Margot und Allie mochte ich zu Beginn sehr gern und verfolgte ihre Geschichten mit Interesse. Doch beide schwankten um. Allies Fanatismus geriet außer Kontrolle, was mir nicht gefiel. Und Margot stellte alles über das Wohl ihrer Tochter – es schien als würde ihr Gehirn plötzlich anders ticken. Das irritierte mich und wirkte unauthentisch. Letztlich sind alle Personen unsympathisch. Das ist nicht wirklich gut für einen Roman, oder? Ja, man muss natürlich abwägen, welche Geschichte der Roman erzählt. Für mich ist es ziemlich klar, dass der Roman aufrütteln will mit aller Macht. Ich nehme an, die Personen sollen gar nicht sympathisch wirken. Damit mehr provoziert wird. Aber warum? Im Großen und Ganzen hatte ich öfters das Gefühl, dass ich nicht verstehe, worum es gerade geht. Bei diesem Buch wünschte ich mich tatsächlich zurück in die Schule um das in einer Gruppe zu analysieren. Hier gibt es so viele Anspielungen auf Kriege, Umgang mit Medien und Machtausübungen. Sekundärliteratur wäre hier sehr hilfreich (und würde ich sofort kaufen!). Die Geschichte an sich ist sehr gut aufgebaut. Wir erleben eine Zeitraum von rund 10 Jahren, in dem sich alles sehr zuspitzt. Die Frauen entdecken ihre Gabe, die über einen Strang an ihren Schlüsselbein spürbar wird. Ich war total gefesselt und begeistert. Diese Idee ist einfach richtig gut! Und es wurde so realistisch gesponnen. Denn aus allen Ecken tauchten Wissenschaftler auf und versuchen, das Mysterium der Gabe zu erklären. Teilweise war das richtig witzig! Mich unterhielt der Roman bis ungefähr zur Mitte sehr gut. Der Schreibstil ist unauffällig und flüssig, die Geschichte nimmt recht zügig ihren Lauf. Doch dann knickt es ein. Ich suchte nach dem roten Faden, nach dem Höhepunkt, auf den die Geschichte hinarbeitet. In meinem Kopf hatte ich die wildesten Ideen (ja, es stimmte keine..). Leider schlug an dem Punkt meine Begeisterung in Ernüchterung um. Die Frauen gerieten mehr und mehr an die Macht – alles gerät aus den Fugen. Und hier muss ich wieder meckern und warnen.. denn es gibt mehr als einmal Vergewaltigungen, die auch relativ deutlich beschrieben sind. Muss das sein? Die Geschichte hätte auch ohne sehr gut funktioniert. Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass nicht alle Frauen zu Tieren werden, sobald die Macht erlangen. Wieso wird es hier so dargestellt? An den Stellen wurde ich fast sauer. Auch das Ende konnte es nicht retten. Ich hätte es mir runder gewünscht. Wir werden ziemlich abrupt zurück gelassen. Ich musste erstmal tief Luft holen. Zum Glück gab es noch einen Pluspunkt zum Abschluss: Die Geschichte an sich ist mit einer “Meta Geschichte” ummantelt, in der Naomi Alderman nicht die Autorin ist, sonder ein Freund von ihr. Und er schreibt über Männer, die an die Macht gelangen, in einer von Frauen bestimmten Welt. Das zu lesen war Gehirnjogging. Man musste viel um die Ecke denken, was Spaß gemacht hat! Fazit: Ist “Die Gabe” ist ein Spiegel der Gesellschaft? Ich habe es erwartet, doch ich bin mir nicht sicher ob ich es bekommen habe. Die ersten Hälfte des Buches war sehr unterhaltsam, schockierend und regte zum Nachdenken an. Allerdings überspitzten sich die Ereignisse im Verlauf der Geschichte, was mir das Interesse an dem Roman raubte. Viele Grenzen wurden überschritten und ich frage mich, ob so viel Provokation nicht zu viel war.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.