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Rezension zu
Nein! Ich geh nicht zum Seniorenyoga!

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Marie Sharp schreibt wieder Tagebuch

Von: Frau Goethe
02.03.2018

Bereits zum fünften Mal beginnt Marie Sharp ein Tagebuch. (Ja, auch wenn überall steht, dass es Band 4 ist: Ich habe mit diesem fünf Bücher im Regal.) Wie gewohnt berichtet die fast 70jährige aus ihrem Leben. Die ehemalige Kunstlehrerin führt auf den ersten Blick ein beschauliches Leben. Ihr einziger Sohn Jack wohnt mit seiner Familie zwar nicht weit weg, aber doch so, dass sie sich nicht mehr jeden Tag auf den Weg machen kann. Ihr Enkel Gene bedarf auch kaum mehr ihrer Fürsorge. Sollte Marie ihr Haus verkaufen, um näher bei ihrer Familie zu sein? Die Vor- und Nachteile entscheidet man nicht an einem Nachmittag. Erstmal überstürzen sich die Ereignisse und erfordern Beistand und eine kluge Vorgehensweise. Außerdem zieht erneut ein Untermieter in die oberen Räume ein. Robin scheint der perfekte Mitbewohner zu sein, damit das Haus mehr bewohnt wird. Es wird allerdings trotzdem eingebrochen. Dabei hat sie mit der Vorbereitung ihrer Indienreise schon genug zu tun. Virginia Ironside lässt uns mit den Tagebucheinträgen sehr nah an ihre Protagonistin heran kommen. Jede noch so kleine Bemerkung ruft auch beim Lesen eine Emotion hervor. Marie kennen wir als leicht sarkastische, gewohnheitsliebende, aber auch gutherzige Seniorin. Ihr Kater Pouncer lässt sie morgens aufstehen und rundet dieses Bild der Beschaulichkeit ab. In den vorherigen Bänden mussten wir auch immer schon Abschied von liebgewordenen Figuren nehmen. Ein Todesfall gehört quasi schon mit zum Tagebuch. Aber Marie schreibt auch über Gefühle, über Männer, hadert mit sich und wagt trotz der Zipperlein auch eine Reise nach Indien. Sie engagiert sich für Notleidende und findet in ihrem Tun Bestätigung. Sie bringt aber auch die Einsamkeit und Vergänglichkeit zur Sprache. Diese Themen werden von der Autorin ungeschminkt vorgetragen. Das bereitet die jüngeren Jahrgänge aufs Älterwerden vor und die älteren haben in einigen Punkten eine Identifikationsfigur. Obwohl die Bücher einer Chronologie folgen, setzen sie keineswegs die Kenntnis der anderen voraus. Figuren aus dem näheren Umfeld Maries werden ausreichend detailliert vorgestellt und auch Nebenfiguren bekommen ein Gesicht. Das Haus in Shepherd’s Bush gibt den Ereignissen einen Rahmen, der die aneinandergereihten Tage begreifbar macht. Die unterschiedlichen Charaktere ergänzen sich zum Teil, zum anderen Teil bringt es Spannung in die Gruppe. Die Situationen sind dadurch auch nicht frei von unfreiwilliger Komik, die allerdings von der Autorin perfekt eingesetzt wird. Sie mildert schockierende Szenen ab und lässt die Lebensweisheit weniger streng erscheinen. Marie Sharp verkörpert das Klischee der britischen Seniorin. Mit ihrer lakonischen Erzählweise und ihren pragmatischen Lösungen für verzwickte Situationen legt sie Spannung in das ansonsten gemächliche Tempo. Ihr Leben ist authentisch dargestellt. Wer den westlichen Londoner Stadtteil nicht kennt, wird dennoch die Kulisse mit den Reihenhäusern und kleinen Grünanlagen vor Augen haben. Die zwölf Monate waren viel zu schnell ausgelesen und ich hoffe auf ein neues Tagebuch. Die Hörbücher werden von Hannelore Hoger eingelesen. Ihre Stimme passt übrigens ganz hervorragend zu Marie.

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