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Rezension zu
Das Fell des Bären

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine poetische, tiefgründige Novelle

Von: Sigismund von Dobschütz aus Bad Kissingen
21.02.2018

Ungemein beeindruckend und tiefgründig ist der fast einer Novelle gleichende, gerade einmal 160 Seiten starke Roman „Das Fell des Bären“ von Matteo Righetto (45), im November vom Verlag Karl Blessing herausgegeben. Es ist das erste in deutscher Übersetzung veröffentlichte Werk dieses italienischen Literaturwissenschaftlers, das bereits 2013 im Original zum Bestseller und 2016 verfilmt wurde. Wie der Titel vermuten lässt, geht es im Buch um etwas Großes, um ein Abenteuer, wie es der Schuljunge Dominico anfangs vermutet – nicht ahnend, dass es letztlich ums Ganze geht: um Sieg oder Niederlage, um Leben und Tod. Es ist das Jahr 1963. Der Zwölfjährige lebt allein mit Vater Pietro, einem armen Tischler, in einem kleinen ladinischen Bergdorf in den Dolomiten, die Mutter starb zwei Jahre zuvor. Seitdem ist der Vater verbittert, in sich gekehrt, spricht kein Wort mit dem Sohn, der sich nach väterlicher Liebe sehnt, sondern verbringt seine Freizeit in der Kneipe, allein in einer Ecke. Domenico ist intelligent, ein strebsamer Schüler, schätzt die liebevolle Zuwendung der Lehrerin mehr als die gute Schulnote, aber als "Streber" ist er in der Klasse ebenso ein Außenseiter wie es sein Vater als Eingeheirateter in der Dorfgemeinschaft noch nach Jahren ist. Als sich Pietro eines Tages entschließt, gemeinsam mit seinem Sohn einen in den Bergwäldern lebenden gewaltigen Bären zu erledigen, der den Talbewohnern zu einer Gefahr und schon zum Mythos geworden ist, beginnt für Domenico ein vermeintliches Abenteuer, mit dem er glaubt, nach erfolgreichem Abschluss seiner heimlich verehrten Schulfreundin als „Bärentöter“ imponieren zu können. Doch mit jedem Schritt der beiden Männer weg vom Dorf und hinein in die fast unberührte Wildnis entwickelt sich Righettos Erzählung – neben den Beschreibungen der faszinierenden Bergwelt – zu einer berührenden und schließlich dramatischen Vater-Sohn-Beziehung. Im griesgrämigen und unnahbaren Witwer erwacht wieder der gefühlvolle Vater, der seinen Sohn fürsorglich umsorgt, ihm aus glücklichen Jahren mit der Mutter erzählt und ihm das Jagen beibringt. Der Zwölfjährige ist dankbar für dieses unerwartete Vertrauen, reift auf dieser Expedition binnen weniger Tage zum jungen Mann und kehrt schließlich nach gefährlichem Abenteuer als Ehrenretter seines Vaters ins Dorf zurück. „Das Fell des Bären“ ist eine poetische Geschichte, die trotz ihrer Handlungsbeschränkung nur auf Vater und Sohn ungeheuer atmosphärisch und vielschichtig wirkt. Der Roman beeindruckt schon durch die ungewöhnliche Szenerie der Dolomiten mit ihrer ladinischen Bevölkerung, vor allem aber durch die Schilderung des Geschehens aus Sicht eines Zwölfjährigen. In der schlichten Sprache seines Buches bringt Autor Righetto sowohl die kindliche, noch unschuldige Sichtweise des Jungen als auch die einfache, naturverbundene und -abhängige Lebensweise der ärmlichen Bergregion zum Ausdruck. Alles in allem ist „Das Fell des Bären“ ein außergewöhnlicher, auch spannender, dabei feinsinniger Roman, der nicht nur von Erwachsenen gelesen werden sollte, sondern durchaus auch für Jugendliche geeignet und interessant sein dürfte. Eine Ähnlichkeit in Szenerie und Zeit mit Gerhard Jägers 2016 ebenfalls im Blessing Verlag veröffentlichten Roman "Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod" ist offensichtlich.

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