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Rezension zu
Das Fell des Bären

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Poetische, tiefgründige Novelle

Von: Buchbesprechung
20.02.2018

Ungemein beeindruckend und tiefgründig ist der fast einer klassischen Novelle gleichende, gerade einmal 160 Seiten starke Roman „Das Fell des Bären“ von Matteo Righetto (45), im November vom Verlag Karl Blessing herausgegeben. Es ist das erste in deutscher Übersetzung veröffentlichte Werk dieses italienischen Literaturdozenten, das bereits 2013 im Original erschien und 2016 verfilmt wurde. Wie der Titel vermuten lässt, geht es im Buch um etwas Großes, um ein Abenteuer, wie es der Schuljunge Dominico anfangs vermutet - nicht ahnend, dass es letztlich ums Ganze geht: um Sieg oder Niederlage, um Leben und Tod. Der Zwölfjährige lebt allein mit Vater Pietro, einem armen Tischler, in einem kleinen Bergdorf in den Dolomiten, die Mutter starb vor zwei Jahren. Seitdem ist der Vater verbittert, in sich gekehrt, spricht kein Wort mit dem Sohn, der sich nach väterlicher Liebe sehnt, sondern verbringt seine Freizeit in der Kneipe, auch dort am Tresen einsam. Domenico ist intelligent, ein strebsamer Schüler, aber als Streber in der Klasse ebenso ein Außenseiter wie es sein Vater als Eingeheirateter in der Dorfgemeinschaft noch nach Jahren geblieben ist. Als sich Pietro eines Tages entschließt, gemeinsam mit seinem Sohn einen in den Bergwäldern lebenden gewaltigen Bären zu erledigen, der den Talbewohnern zu einer Gefahr und zum Mythos geworden ist, beginnt für Domenico ein vermeintliches Abenteuer, mit dem er glaubt, nach erfolgreichem Abschluss seiner heimlich verehrten Schulfreundin als „Bärentöter“ imponieren zu können. Doch mit jedem Schritt der beiden Männer weg vom Dorf und hinein in die fast unberührte Wildnis entwickelt sich Righettos Erzählung – neben beeindruckenden Beschreibungen der faszinierenden Bergwelt – zu einer berührenden und schließlich dramatischen Vater-Sohn-Beziehung. Der griesgrämige und unnahbare Witwer erwacht wieder zum gefühlvollen Vater, umsorgt seinen Sohn fürsorglich, erzählt ihm aus glücklichen Jahren mit der Mutter und bringt ihm das Jagen bei. Der Zwölfjährige ist dankbar für dieses unerwartete Vertrauen, wird auf dieser Expedition binnen weniger Tage zum Mann und kehrt schließlich nach gefährlichem Abenteuer als Ehrenretter seines Vaters ins Dorf zurück. „Das Fell des Bären“ ist eine poetische Geschichte, die trotz ihrer Handlungsbeschränkung nur auf Vater und Sohn ungeheuer atmosphärisch und vielschichtig wirkt. Der Roman beeindruckt schon durch die ungewöhnliche Szenerie der Dolomiten, vor allem aber durch die Schilderung des Geschehens aus Sicht des Zwölfjährigen. In der schlichten Sprache seines Buches verbindet Autor Righetto die kindliche, noch unschuldige Sichtweise des Zwölfjährigen mit den schlichten Lebensumständen der ärmlichen Bergregion. Alles in allem ist „Das Fell des Bären“ ein ungewöhnlicher, auch spannender, dabei tiefsinniger Roman, der nicht nur von Erwachsenen gelesen werden sollte, sondern durchaus auch für Jugendliche interessant sein dürfte.

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