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Rezension zu
Miss Ellie meistert das Leben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Aus dem Leben einer Autistin

Von: Books and Biscuit
19.02.2018

Die 27-jährige Autistin Elvira "Ellie" Carr hat ihr Leben bislang unter der strengen Führung ihrer Mutter verbracht, die alles für sie geregelt und sie weitesgehend von der Außenwelt abgeschnitten hat. Ihr Vater, der ohnehin ständig "verreist" war, ist vor einiger Zeit verstorben, und so waren die beiden nur zu zweit. Jeder einzelne an ihre Tochter gerichtete Satz hat gezeigt, wie sehr Agnes Carr ihr Kind verachtet, wie genervt sie davon ist, dass Ellie anders ist. Ständig meckert sie an ihr herum, immer wieder sagt sie ihr, dass sie nicht normal ist und kein normales Leben führen kann, dass sie alleine nicht zurecht kommen wird. Was ihr auch ganz gelegen kommt, denn Agnes ist schon 72 und ihre Gelenke tun weh, sodass Ellie sich den ganzen Tag um sie kümmern muss. Doch dann erleidet Agnes einen Schlaganfall und plötzlich ist Ellie alleine. Aus Angst davor, in ein Heim zu kommen, ist sie fest entschlossen, ihr Leben selbst zu regeln, trotz allem, was ihre Mutter ihr eingeimpft hat. "Sylvia sagte, ich würde das alles ganz prima machen, und nicht jeder könne seine Mutter zweimal am Tag im Krankenhaus besuchen. Als ich aufschaute, hatte sie Tränen in den Augen. Ich verstand nicht, wieso sie weinte, wenn sie nette Sachen sagte." (Seite 40) Mit Hilfe ihrer Nachbarin Sylvia stellt Ellie sich den Hürden des Lebens. Sie entwickelt eine Liste mit 7 Verhaltensregeln, die sie fortan im Umgang mit anderen Menschen befolgen will. Sie sucht sich einen Job. Sie wagt sich aus dem Haus, um ihre Mutter im Pflegeheim zu besuchen. Und sie erleidet immer wieder Rückschläge, wenn ihre Benimmregeln nicht funktionieren und sie nicht verstehen kann, warum die Menschen auf sie negativ reagiert haben. Eine Zeit denkt sie, durch ihre Regeln alles nur noch schlimmer gemacht und ihre einzige Freundin verletzt zu haben, obwohl sie nur helfen wollte. Kommt sie vielleicht doch nicht alleine zurecht? Hat ihre Mutter die ganze Zeit recht gehabt? "Ungewisses mochte ich nicht. Ich mochte Antworten. Informationen. Ich hatte die Dinge gerne geordnet und endgültig." (Seite 154) Ellie Carrs Geschichte hat mich nicht ganz so begeistert und berührt wie die von Jubilee Jenkins (Die kuriosen Symptome der Liebe), aber auch Wie Ellie Carr zu leben lernt ist ein ganz besonderer Roman aus einem ganz besonderen Verlag. Ich kann nicht beurteilen, ob Frances Maynards Beschreibung einer Autistin wirklich authentisch ist, aber für mich hat es sich so angefühlt. Ellie ist einfach anders als andere Menschen und durch die Ich-Perspektive erfahren wir, was in ihrem Kopf vorgeht, was sie sich dabei denkt, wenn sie etwas sagt und warum sie scheinbar beleidigende Aktionen für richtig hält und dass hinter vielem keine böse Absicht steckt, sondern vielmehr ein bisschen Naivität und die Unfähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen. Scherze, Sarkasmus, Ironie, das alles versteht sie nicht, denn sie nimmt jedes Wort für bare Münze. Ellie ist eigen, aber sie ist dabei keineswegs unsympathisch und als Leser kann man jeden ihrer Schritte nachvollziehen, obwohl sie so anders denkt und die Welt so anders sieht. "Als der Bus kam, warf [die Frau] ihre Zigarette auf den Boden, doch sie schwelte auf dem Boden weiter und stellte ein Brandrisiko da. Ich tippte der Frau auf die Schulter, um es ihr zu sagen. [...] Sie [...] fauchte mich an, für wen ich mich eigentlich hielte. Dann wartete sie gar nicht ab, bis ich es ihr sagte, was unhöflich war (Regel 1); stattdessen sagte sie zu mir, ich sei eine fette Schlampe. Das stimmte nicht, jetzt, wo ich abgenommen hatte, trug ich Größe 40, und mein BMI war normal." (Seite 129) Wie Ellie Carr zu leben lernt ist eine sehr ruhige Geschichte, die in langsamen Tempo und völlig unaufgeregt erzählt. Sie nimmt uns mit in Ellies Leben und ihre Gedankenwelt und zeigt, wie Ellie mit all den Veränderungen, die sich plötzlich ereignen, fertig wird. Die Mischung aus all dem ist es auch, was diesen Roman so spannend macht. Ein bezauberndes Buch aus einem bezaubernden Verlag mit einer wunderschönen Halbleinen-und-Lesebändchen-Ausstattung.

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