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Rezension zu
Sumerki

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Genial oder langweilig?

Von: chrissieskleinewelt
27.02.2015

Seit Langen hat mich die Lektüre eines Buches nicht mehr so zwiegespalten zurückgelassen wie Dmitry Glukhovskys “Sumerki – Dämmerung”. Über lange Strecken war ich mir sehr sicher, dass ich diesem Werk maximal zwei Sterne geben würde, da ich es als eintönig, langatmig und streckenweise auch schlicht als langweilig empfunden habe. Man begleitet den russischen Übersetzer Dmitry Alexejewitsch bei seiner Arbeit. Er lebt in einem zentralen Stadtteil Moskaus unter sehr rückständigen Verhältnissen. Er besitzt weder Fernseher noch Computer, sondern tippt seine Übersetzungen noch auf der Schreibmaschine mit Durchschlägen in Reinform und besitzt außer einem Radio keinerlei moderne Unterhaltungstechnik. Dmitry schlägt sich mehr schlecht als Recht mit den Übersetzungen von Gebrauchsanweisungen und Geschäftspapieren durchs Leben und so ist die Kasse wieder knapp und die Rechnungen sind hoch, als er im Herbst des behandelten Jahres ohne Aufträge von seinem Zuteilungsbüro dasteht. Da er zu Studienzeiten jedoch auch etwas Spanisch gepaukt hatte, wird im kuzerhand die Übersetzung einer alten spanischen Schrift angeboten, die er notgedrungen annimmt. Hier kommen wir dann auch gleich zu Beginn des Buches zum ersten Minuspunkt. Ich habe selbst zu Schulzeiten einige Jahre Englisch, Französisch und Latein gelernt und würde einmal gehaupten, dass ich davon das Englische doch am ehesten und besten beherrsche. Trotzdem würde ich mit meinen Kenntnissen niemals auf die Idee kommen mich als Übersetzer zu versuchen. In meinen Augen muss man dafür einfach einige Zeit lang im entsprechenden Land gelebt haben, damit man eben in dieser Sprache auch denken kann. Vielleicht liege ich ja auch falsch, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man mit eingestaubten Kenntnissen einen antiken Text adäquat übersetzen kann. Dmitry Alexejewitsch übersetzt nun diesen Text Kapitelweise und wird von diesem immer mehr in seinen Bann gezogen. Abwechselnd erlebt der Leser nun übersetzten Text und Alltagssiuationen, was mich nicht wirklich begeistern konnte. Ich empfand dies als langweilig. Glukhovsky kann schreiben, daran lag es definitiv nicht, wenn ich jedoch Alltägliches lesen möchte, dann kann ich auch mein eigenes Leben aufschreiben und mir am nächsten Tag nochmal durchlesen. Leider verliert die Geschichte diesen langatmigen, eintönigen Ton bis zum Ende nicht, dennoch beginnt man nach und nach zu verstehen, warum dieses Buch so geschrieben wurde. Alexejewitsch führt ein eremitäres Leben und das Geschilderte passt definitiv dazu. Mit jedem weiteren Kapitel, dass er übersetzt, werden die Rätsel und die seltsamen Vorkommnisse zwar größer, dennoch kommt er nie wirklich aus seiner Haut heraus. Der Schluss hingegen überraschte mich. Etwas Derartiges hatte ich nicht erwartet und dies warf ein anderes Licht auf die ganze Geschichchte. Hiervon war ich dann doch sehr beeindruckt, da die Story dadurch eine vollkommen neue Sichtweise bekam, mich zum Nachdenken anregte und meine Fantasie beflügelte. Wie ich eingangs bereits sagte, zwiegespaltener hat mich ein Buch schon seit Langem nicht mehr zurückgelassen. Einerseits die Langeweile, die mich bei den meisten Seiten begleitete, trotzdem ein konsequenter, passender Erzählstil und eine von Glukhovsky gewohnt tolle Schreibweise. Zudem ein Schluss, der mich sehr beeindrucken konnte, um den die eigenen Gedanken drehen können und der einem im besten Fall etwas mitgibt, dass man auch auf sein eigenes Leben anwenden kann. Für mich ist “Sumerki – Dämmerung” daher ein im Grunde solider Mysteryroman, dem einfach nach meinem Geschmack eine Spur mehr Spannung, Abwechslung und Action gutgetan hätte. Für Einsteiger in das Glukhovsky-Universum definitiv keine Empfehlung, für Stammleser wie mich aber definitiv einen nachdenklich stimmenden Blick wert, der mit seiner “Moral” am Ende auch etwas vermitteln kann.

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