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Rezension zu
Buchheim

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Informative, aufsehenerregende, intensive und emotionale Biografie von Lothar-Günther Buchheim. Unbedingte Leseempfehlung.

Von: Wolfgang Brunner - Buchwelten
29.01.2018

Yves Buchheim, der einzige Sohn des berühmten Lothar-Günther Buchheim, erzählt die Lebensgeschichte seines Vaters, aber auch seine eigene und die seiner Familie. . Yves Buchheim gelang hier in Zusammenarbeit mit Franz Kotteder, einem Reporter und Redakteur der Süddeutschen Zeitung, eine unglaubliche intensive und, zumindest aus meiner Sicht, sehr emotionale Biografie des Schriftstellers, Malers und Kunstsammler Lothar-Günther Buchheim. Wohl jeder kennt seinen Kriegsroman „Das Boot“. Und wenn nicht als Buch, dann zumindest als Film von Wolfgang Petersen. Yves Buchheim schildert eindrucksvoll und enorm kurzweilig nicht nur das Leben seines Vaters, sondern auch das seiner Mutter. Der Leser bekommt Einblick in die Familiengeschichte der Buchheims und begleitet den Sohn (Yves Buchheim) auf (s)einer Reise in die Vergangenheit, die einiges zutage bringt, was man bis dato von Lothar-Günther Buchheim eher nicht wusste. Die Biografie des bekannten, und nach außen hin oft sympathisch wirkenden Buchheim, liest sich spannend und unterhaltend wie ein Roman, von dem man sich (zumindest erging es mir so) nicht mehr losreißen kann. Vor allem die „Vorgeschichte“ der Familie und des Menschen Lothar-Günther Buchheim, bis er mit „Das Boot“ Weltruhm erlangte, ist unglaublich interessant und beeindruckend. Yves rechnet mit dem Vater, der im Grunde genommen niemals richtiger Vater war und wohl auch nicht sein konnte, zwar ab und erschüttert den „Mythos Buchheim“, baut aber im selben Moment irgendwie eine andere Art von Mythos wieder auf, in dem er den Menschen schildert, wie ihn die Öffentlichkeit nur selten erlebte. „Buchheim“ liest sich wie die Aufarbeitung einer „verunglückten“ Vater-Sohn.-Beziehung. Ich habe sämtliche Romane von L.-G. Buchheim gelesen und war sehr beeindruckt von seiner ruhigen und auch väterlich wirkenden Art, die er zum Beispiel in Interviews zum besten gab. Liest man die Biografie, die sein Sohn verfasst hat, so sieht man einen anderen Menschen hinter der öffentlich zur Schau gestellten Maske, die aber dennoch auch sehr interessante Facetten zeigt. Buchheim wird in diesem Buch als Mensch gezeigt, so wie er war: selbstverliebt, aggressiv und, wenn ich das zwischen den Zeilen richtig gelesen habe, immer auf der Suche nach Liebe, die er selbst nicht imstande war, zu geben. Die tragische Familiengeschichte (und somit auch L.-G. Buchheims eigene Lebensgeschichte) lässt wahrscheinlich nur erahnen, was in diesem Menschen vorging, wenn er seine Wutausbrüche nicht unter Kontrolle bekam. Wenn ich mir die Schilderungen von Yves Buchheim so durch den Kopf gehen lasse, erscheint mir sein Vater wie eine verlorene Seele, die nach Liebe und Anerkennung gestrebt hat und „ausrastete“, wenn diese Unternehmungen nicht von Erfolg gekrönt waren. „Buchheim“ ist ein ehrliches Buch. Ein schonungsloser Bericht über einen schonungslosen Menschen, der „über Leichen“ ging, um das zu erreichen, was er erreichen wollte. Sicherlich wirft diese Biografie ein völlig anderes Bild auf den „rauen Seebären“, der die Schrecken des Krieges erlebt und in seinen Büchern verarbeitet hat, als man es bis dato hatte. Und Sohn Yves ist in vielerlei Hinsicht wirklich bemitleidenswert, wenn man die Schilderungen seiner Kindheit liest und erfährt, wie sein Vater mit ihm umgegangen (beziehungsweise nicht umgegangen) ist. Aber Yves sucht auch nach guten Eigenschaften seines Erzeugers und vermittelt somit ein Bild von ihm, das L.-G. Buchheim nicht gänzlich unsympathisch macht, sondern eher Mitleid heraufbeschwört. Aufsehenerregend finde ich die auf jeden Fall die Kunstwerke-Beschaffungsmethoden und die Steuerhinterziehungs-Machenschaften, die Buchheim ohne Skrupel durchgeführt hat. Aber so war wahrscheinlich auch die damalige Zeit (Nachkriegszeit) und die „Einstellung“ von Menschen, die den Krieg mit- und überlebt haben. Yves Buchheim hat mein Bild von Lothar-Günther Buchheim leicht, aber nicht vollständig zerstört, sondern mir wertvolle Puzzleteile geliefert, um den Menschen und dessen Handlungen teilweise nachvollziehen zu können. L.-G. Buchheim erscheint mir nach diesem Buch eher wie ein im Grunde genommen sehr einsamer Mann, der auf der verzweifelten Suche nach Emotionen war, derer er selbst nicht fähig war und der seine Kriegserlebnisse nicht verarbeiten und dadurch keine zwischenmenschlichen Beziehungen führen konnte. Yves Buchheim und Franz Kotteder ist eine sehr informative und eindringliche Biografie gelungen, die aus meiner Sicht gut und gerne die doppelte Seitenanzahl hätte haben können. Ich werde „Buchheim“ definitiv noch ein zweites Mal lesen. . Fazit: Informative, aufsehenerregende, intensive und emotionale Biografie von Lothar-Günther Buchheim. Unbedingte Leseempfehlung. © 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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