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Rezension zu
Wenn der Mond am Himmel steht, denk ich an dich

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Es hat mich zerstört.

Von: queerBUCH
25.01.2018

Nicht überall geht es uns so gut wie in Deutschland, in Europa, in fast der gesamten westlichen Welt. Diese oder ähnlich Worte hören wir oft und führen sie uns dennoch viel zu selten vor Augen. In diesem Beitrag geht es um das Thema »Homosexualität im Iran«, welches Deborah Ellis in ihrem neuen Jugendbuch Wenn der Mond am Himmel steht, denk ich an dich behandelt. Anders als bei uns ist Homosexualität dort nicht nur illegal, sondern steht sogar bis heute unter Todesstrafe. Als wäre das nicht schlimm genug, basiert ihre Geschichte auf einer wahren Begebenheit. Kurzbeschreibung Inhalt Wir schreiben das Jahr 1988. Es ist das Jahr, in dem der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak endet, nachdem unzählige Männer und Jungen an der Front ihr Leben verloren haben oder verwundet worden sind. Die Revolution ist in vollem Gange. Die 15-jährige Farrin geht auf eine Schule für hochbegabte Mädchen. Die Devise lautet: Bloß nicht auffallen. Ihre Eltern sind leidenschaftliche Schah-Anhänger, obwohl dieser von der Revolution längst abgelöst worden ist. Eines Tages begegnet sie der neuen Schülerin Sadira, die sie sofort in ihren Bann zieht. Zum ersten Mal hat Farrin eine echte Freundin, mit der sie alles teilen kann. Zwischen den beiden entwickelt sich mehr, und ohne zu wissen, wie ihnen geschieht, haben sie bald viel größere Sorgen als Schulnoten oder ihrer Aufseherin eins auszuwischen. Meine Meinung Dieses Buch hat mich fertiggemacht. Es fängt ganz leicht an, in einfacher Sprache folgen wir Farrin durch ihren Alltag und erleben dabei ihre unbedarfte und teils naive Sichtweise auf die Lebensrealität Ende der 80er im Iran. Sie schreibt Geschichten, liest heimlich amerikanische Literatur und denkt nicht im Geringsten daran, dass ihr etwas Schlimmes passieren könnte, abgesehen von der Zurechtweisung durch ihre Mutter. Zu Beginn hat man das Gefühl, eine leichte Young Adult Geschichte vor sich zu haben, die fast eher für jüngere Teenager geschrieben wurde; auch die geringe Seitenanzahl ließ mich das vermuten. Ich habe also trotz der Thematik keinen großen Tiefgang erwartet. Wie sehr ich mich da getäuscht habe. Der einfache, blauäugige Schreibstil verstärkt den Schrecken noch, den man hier miterlebt. Die Heftigkeit der Ereignisse wird dadurch real, dass die Protagonistin nie geglaubt hätte, dass so etwas tatsächlich passieren würde. Den LGBT-Teil finde ich auch wahnsinnig gut umgesetzt. Das Wort »Homosexualität« wird in Farrins Umgebung nicht auch nur ein einziges Mal gebraucht, vielmehr wird deutlich, dass die Existenz von gleichgeschlechtlicher Liebe totgeschwiegen wird. Farrin weiß überhaupt nicht, dass es so etwas gibt, was das ist oder dass ihre Liebe von anderen als etwas Sittenwidriges betrachtet werden könnte. Sie liebt einfach. So, wie es hoffentlich mal in unserer Welt die Normalität sein wird. Dass sich junge Menschen einfach verlieben und das als gegeben hinnehmen, ohne gleich in große Grübeleien und Kategorisierungen zu verfallen. Dass bei unserer Liebe kein Unterschied mehr gemacht wird und sie als die großartige Eigenschaft der Menschen gesehen wird, die sie ist. Ich schätze, das ist hier die Ausprägung der Erziehung und der Gesellschaft. Wo nichts offensichtlich schlecht geredet wird, kann auch nichts von Anfang an als falsch betrachtet werden. In diesem Fall wird das Farrin aber zum Verhängnis. Hätte sie es besser gewusst, wäre sie mit ihrem Mut und Selbstbewusstsein vielleicht vorsichtiger gewesen. Noch heute steht Homosexualität im Iran unter Todesstrafe. Zeugenaussagen reichen zur Verurteilung schon aus. Typische Vorgehensweisen wie »Nenn mir weitere Namen, dann wirst du verschont« tauchen auch in dieser Geschichte auf. Deborah Ellis ist der »echten« Farrin auf einer ihrer Reisen begegnet; das heißt, sie hat es entgegen unzähliger anderer Schicksale irgendwie geschafft, zu überleben. Das Buch endet mit so einem Knall, mit so einer Wucht, und lässt einen dann hängen. Ich lasse mir nach dem Lesen eines Buchs gern ein paar Tage zeit, bevor ich die Rezension schreibe, um das Erlebte etwas sacken zu lassen und mich auch im Nachgang noch etwas damit auseinanderzusetzen. Ich kann nicht aufhören, an die echte Farrin zu denken. Wie es ihr wohl ergangen ist, ob sie heute glücklich ist. Ihre Geschichte hat mich so betroffen gemacht, dass ich nicht aufhören kann darüber nachzudenken, wie so etwas in unserer heutigen Welt überhaupt möglich ist (so lange ist 1988 schließlich noch nicht her). Ich kann nur hoffen, dass sich diese Situation für Frauen und Homosexuelle irgendwann ändert; dort und in den vielen anderen Ländern auf der Welt, in denen sie unterdrückt und verfolgt werden. Fazit Wenn der Mond am Himmel steht, denk ich an dich* ist eine Geschichte, die leicht anfängt und mit einem schweren Gefühl im Magen endet. Es ist vielleicht nicht die richtige Lektüre für einen lockeren Tag im Liegestuhl, sondern nimmt einen ganz schön mit. Ich finde es wichtig, dass wir uns immer wieder vor Augen führen, dass unser Weg zur Akzeptanz noch lange nicht zu Ende ist und viele Länder in dieser Entwicklung noch meilenweit zurückliegen. Dass Deborah Ellis die Geschichte von Farrin erzählt und mit uns teilt, ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Mehr zur Rechtslage »Homosexualität im Iran« findet ihr auf der Internetseite der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), der ich auch die Informationen dieses Beitrags entnommen habe. Humor: ●○○○○ Anspruch: ●●●○○ Spannung: ●●●●○ Liebe: ●●●●○ Erotik: ●○○○○ Originalität: (kann aufgrund der wahren Begebenheit nicht bewertet werden) Meine Wertung: 4/5 Sterne

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