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Rezension zu
Das Café in Roscarbury Hall

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Frauenschicksale mit realem Hintergrund

Von: Niamh O'Connor
14.01.2018

Die Frauen, von denen die irische Journalistin und Autorin Ann O’Loughlin in Das Café in Roscarbury Hall erzählt, sind für Frauenromane typische Protagonistinnen: Ella und Roberta, zwei unversöhnlich zerstrittene Schwestern, die sich in einem heruntergekommenen Herrenhaus gegenseitig das Leben schwer machen, Debbie, eine Krebskranke auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter, Agnes, eine herrschsüchtige Pedantin mit einem ihr treu ergebenen Ehemann, Mary, ein von einem verheirateten Mann verführtes junges Mädchen, Muriel, eine neugierige Tratschtante, sowie Schwester Consuelo und Mutter Asumpta, bigotte Nonnen, denen der Ruf ihres Ordens wichtiger ist als alles andere. Dazu ereignen sich ziemlich viele Tragöden, mit anderen Worten, es wird ziemlich dick aufgetragen. Dass mich der Roman trotzdem vom ersten Kapitel an berührt hat, lässt sich einfach erklären: er ist einfühlsam aber ohne Schnörkel erzählt, und die Schicksale der Frauen im Buch sind keine unrealistischen Seifenopern, sie basieren auf historischen Tatsachen. In der Republik Irland, wo die katholische Kirche auch heute noch mehr Einfluss hat als in den meisten anderen europäischen Ländern, wurden bis in die 1980er-Jahre nicht wenige unverheiratete schwangere Mädchen in kirchliche Institutionen, die sogenannten „Magdalen Laundries“ verfrachtet, wo sie durch schwere körperliche Arbeit für ihre „Sünden“ bestraft und wieder auf den rechten Weg gebracht werden sollten. Oft wurden sie von ihren Babys getrennt und diese gegen Geld an wohlhabende katholische Adoptiveltern in den USA vermittelt. Wenn die Mütter oder auch die adoptierten Kinder Jahrzehnte später Nachforschungen anstellten, um einander wiederzufinden, erhielten sie keine oder falsche Auskünfte zu den Geschehnissen. Meine Meinung: Das Café in Roscarbury Hall erzählt eine berührende Geschichte, die zwar verdichtet, aber trotzdem glaubwürdig ist. Die Lebensgeschichten der handelnden Personen sind von Geheimnissen und persönlichen Dramen geprägt, aber wenn man sich vorstellt, was es für eine Mutter und ihr Kind bedeutet, wenn man sie trennt und beiden erzählt, der jeweils andere wäre tot, werden alle diese Dramen plausibel. Gleichzeitig sind die Charaktere liebevoll gezeichnet, die Autorin beschreibt, wie sie mit ihrem Schicksal und ihren Problemen umgehen und diese bewältigen. Das beschauliche Leben in der kleinen Gemeinde in County Wicklow, Irland, wo sich das Café in Roscarbury Hall befindet, wirkt wie ein Weichzeichner und sorgt dafür, dass die Geschichte nicht eine düstere Studie psychischer Abgründe, sondern ein leicht verdaulicher ChickLit-Roman wird. Das Café in Roscarbury Hall war mein erster, aber sicher nicht mein letzter Roman von dieser Autorin. Mir gefällt es, wenn Unterhaltungsromane auch gesellschaftskritisch sind.

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