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Rezension zu
Vater und Sohn

Der große Erzähler

Von: Thomas
27.12.2017

James Lee Burke – Vater und Sohn In den letzten Jahren hat sich glücklicherweise auch bei uns herumgesprochen, was für ein begnadeter Erzähler James Lee Burke ist. Dies bewies der bereits 1936 geborene Autor neben seiner Dave-Robicheaux-Reihe, die im Original mittlerweile auf 20 Bände angewachsen ist, vor allem mit seinen Büchern um die verschiedenen Mitglieder der Familie Holland. Und dabei macht er es dem geneigten Leser nicht unbedingt leicht. Und das aus mehreren Gründen. Zum einen stellt sich die Frage der Chronologie. Hier liegt das Problem aber zumindest teilweise auch an der Veröffentlichungspolitik des Heyne Verlags, der die Rechte an den Büchern hat. So wurde die Trilogie um Texasranger Hackberry Holland (der Jüngere) nicht in der richtigen Reihenfolge in Deutschland veröffentlicht. Begonnen wurde mit dem 2. Band Regengötter („Rain gods“), gefolgt vom letzten Band der Trilogie, Glut und Asche („Feast day of fools“). Und erst danach wurde der Auftakt der Reihe, der Roman Zeit der Ernte („Lay down your sword and shield“) veröffentlicht, der bereits im Jahre 1967 spielt und einen jungen, aus dem Koreakrieg zurückkehrenden Hackberry Holland präsentiert, der sich als Anwalt für einen mexikanischstämmigen Landarbeiter einsetzt. Zwar sind die einzelnen Romane in sich abgeschlossen, ich bevorzuge aufgrund der Weitewrentwicklung des Protagonisten dennoch die von Burke erdachte Reihenfolge. Daneben gibt es noch die Billy-Bob-Holland-Reihe, von der bislang drei Bände auf Deutsch erschienen sind, die allerdings nur noch antiquarisch bzw. als E-Book erhältlich sind (Dunkler Strom, Feuerregen, Die Glut des Zorns), der vierte Band „In the moon of red ponies“ harrt noch der Übersetzung . Billy Bob ist übrigens ein Cousin von Hackberry Holland dem Jüngeren. Die dritte Reihe beschäftigt sich mit verschiedenen anderen Familienmitgliedern und ist auch im Original nicht in chronologischer Reihenfolge erschienen. Der erste Band Fremdes Land („Wayfaring stranger“) spielt in den Jahren 1930 bis 1949 und verfolgt die Spuren Weldon Hollands, der auf Bonnie und Clyde trifft, die Ardennenoffensive überlebt und im Nachkriegsamerika in der Ölindustrie erfolgreich ist. Während die anderen Holland-Romane eher dem Genre dies Krimis bzw. Thrillers zuzuordnen sind, bewegt sich James Lee Burke hier auf dem Gebiet des historischen Romans Dabei legt er die gleiche Virtuosität an den Tag, die man schon von seinen anderen Romanen kennt. Der zweite Band, Vater und Sohn („House of the rising sun“) springt zurück in die Zeit von 1890 bis 1920. Hackberry Holland (der Ältere, Großvater des Jüngeren) ist als Texasranger auf der Suche nach seinem Sohn Ishmael, zu dem der Kontakt schon vor Jahren abgerissen ist. Dabei gerät der nicht wirklich sympathische Charakter in die Gewalt mexikanischer Revoltionäre, kommt knapp mit dem Leben davon und flüchtet mit einer Beute, hinter der ein skrupelloser Gegenspieler her ist, der über Leichen geht. Dabei mäandert die Geschichte von Episode zu Episode, springt vom Beginn des 20. Jahrhunderts zum Ende des 19. Jahrhunderts, von Butch Cassidy und Sundance Kid zur mexikanischen Revolution und zum Ende des 1. Weltkriegs. Dazu kommen sperrige Figuren, äußerst brutale Gewaltdarstellungen und Zeitsprünge, die es dem Leser oft nicht leicht machen, der Geschichte zu folgen. Wer es aber schafft, wird mit einem beeindruckenden Panorama belohnt, dass das romantische Bild, das man vom Ende des Wilden Westens landläufig hat, entzaubert und den Blick auf eine gewalttätige, unromantische Szenerie lenkt. Der dritte Band „The jealous kind“ ist auf deutsch noch nicht erschienen. Alles in Allem gebe ich dem Buch gute 4 von 5 blutigen Patronen. Wer sich auf die Geschichte einlässt, der wird mit einer tollen Geschichte eines großen Erzählers belohnt.

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