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Rezension zu
Rückkehr der Wölfe

"Wie ein Heimkehrer unser Leben verändert"

Von: Anja Beisiegel Hund im Buch
08.12.2017

Die Wölfe kehren zurück. Für die einen eine gute Nachricht, für andere – nicht nur für Schafbesitzer – eine besorgniserregende. Wölfe faszinieren uns Menschen. Sie sind mystisch, geheimnisvoll, elegant. Und sie töten Tiere; manchmal auch Schafe. Das Zusammenleben mit den in Deutschland einst ausgerotteten Jägern bringt Probleme mit sich. Die Forderung auf unbeschränkten Schutz auf der einen Seite prallt zusammen mit dem Ruf nach Abschuss und Bejagung. An vielen Orten, an denen die Rückkehrer sich niederlassen, kommt es zu harten Auseinandersetzungen. Manchmal enden sie tödlich für den Wolf, weil Wilderer mit dem unerwünschten Canis lupus kurzen Prozess machen. Eckhard Fuhr versucht in seinem Buch, sachlich an die Wiederkehr der Wölfe heranzugehen. Er erklärt, was das Faszinosum Wolf ausmacht, lässt aber auch die Probleme (und sogenannten Problemwölfe) nicht aus. Der Autor studierte Geschichte, war Feuilleton-Chef der Welt und ist Jäger und Hundebesitzer. Mag sein, dass die Kombination dieser so unterschiedlichen Qualifikationen nicht gängig ist. Um sich dem Thema „Wolf“ zu nähern, ist der facettenreiche Background Fuhrs jedoch ein großer Vorteil und ermöglicht einen unparteiischen Zugang. Als er die ersten freilebenden Wölfe (in der Lausitz) beobachten konnte, lief das unspektakulär ab: „Die Begegnung mit ihnen war kein Erweckungserlebnis, sondern eine Ernüchterung im besten Sinne: Die Wölfe selbst sind das klare Kontrastprogramm zu den Hysterien, die sie bei ihren menschlichen Zeitgenossen mitunter erfassen.“ Nüchternheit anstelle Hysterie, ein guter Ansatz um dieses Thema bewältigen zu können. Fuhr erzählt von der erbarmungslosen Ausrottung des Wolfes (bis ins 20. Jahrhundert hinein) und rollt dann die Etappen seiner schrittweisen Rückkehr auf. Gerade für „Hundemenschen“ wie mich, ist Fuhrs Buch ein wichtiges Buch. Unser Haushund Canis lupus familiaris ist schließlich ein hundertprozentiger Abkömmling des Wolfes, was mich natürlich per se für den genetischen Urvater meiner Hunde und seine undomestizierten Verwandschaft einnimmt. Fuhr erklärt einiges zur Hundwerdung des Wolfes, zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Hund und Wolf, spricht aber im Schwerpunkt „von Menschen, von Politik, von Kultur, von Mythen“. Der Konflikt „Pro und Contra Wolf“ beziehungsweise „Pro und Contra Abschuss“ ist – so kristallisiert sich Fuhrs Analyse immer mehr aus – vor allem auch ein Konflikt von „städtischem“ und „bäuerlichem“ Naturkonzept; einem Konflikt, bei dem es „beileibe nicht nur um materielle Interessen (geht), die durch großzügige Entschädigungen zu befriedigen wären.“ Für die industrielle Massentierhaltung in hermetisch abgeriegelten Großstallanlagen stellt der Wolf kaum ein Problem dar. Gerade die extensive Landwirtschaft (Weidehaltung von Schafen), artgerecht und notwendig für die Landschaftspflege, ist durch den Wolf gefährdet. Es zeichnet sich ein Zielkonflikt ab, für den es keine simplen Lösungen gibt. Das macht nachdenklich. Das Buch widmet sich intensiv der Mensch-Wolf-Beziehung, der sowohl das Bild des friedlichen Zusammenlebens (gipfelnd in der Domestizierung des Hundes) inne wohnt, als auch die Angst vor dem „bösen Wolf“. Fuhr hat für sein Buch mit vielen Menschen gesprochen. Mit Forschern und wolfbegeisterten „Wolfsfrauen“, mit Schäfern und Jägern. Er ringt um ein realistisches Wolfsbild, zeichnet nichts weich. Mein persönliches Fazit: Eckhard Fuhrs Buch hat meinen Blick auf das Thema „Rückkehr der Wölfe“ erweitert. Obgleich auf dem Land lebend, entspricht mein persönliches Naturkonzept wohl eher dem „städtischen“ also – vereinfacht gesagt – „pro-wölfischen“ Konzept. Die Lektüre hat an meiner grundsätzlichen Einstellung „pro Wolf“ nichts geändert, meine Augen aber für die Komplexität des Themas geöffnet. Dank der prägnanten Schreibweise Eckard Fuhrs (und hier zeigt sich der ehemalige Feuilleton-Chef) ist mit „Rückkehr der Wölfe“ ein spannendes und gut lesbares Buch geglückt, dass zum Nachdenken nötigt. Was will man mehr?

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