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Rezension zu
AC/DC

Berry und Lewis sind schuld ...

Von: Thomas Lawall
25.11.2017

Herm Kovac, Schlagzeuger von Velvet Underground (nicht DIE, sondern die anderen) staunte nicht schlecht, als ihm ein schlechtgelaunter "Skinhead" die Tür öffnete. Anfang der 70er Jahre pflegte Angus Young ein noch etwas anderes Erscheinungsbild. Rotzfrech setzte er sich in Szene, obwohl der hohe Besuch gar nicht ihm, sondern seinem Bruder Malcolm galt. Nicht gewusst? Doch schon bald wachsen die Haare sowie erste Banderfahrungen mit "Kantuckee" und später "Tantrum". Gitarrist Mark Sneddon erinnert sich und weiß Erstaunliches zu berichten: "Angus stand nur da ... und rührte sich kein bisschen." Nicht gewusst? Als Malcolm auf die Idee kam, mit seinem kleinen Brüderchen eine Band zu gründen, hatten sie noch keinen Namen, traten aber trotzdem auf. Sandra (nicht Schwester Margaret), die Frau von Bruder George, welche die Rückfront ihrer Nähmaschine etwas genauer betrachtete, steuerte den bald weltweit bekannten Namen bei. Nicht gewusst? Was den Rezensent aus vielerlei Gründen höchst erstaunt hat, sind die Informationen über die musikalischen Fähigkeiten von Malcolm Young, die aufgrund der 1973 eingeschlagenen musikalischen Ausrichtung der Band zurückgeschraubt werden mussten! Man wollte sich fortan an den ungeschliffenen Altmeistern wie Chuck Berry oder Jerry Lee Lewis orientieren. Angus war der Überzeugung, dass Malcolm wie Steve Howie (!) von YES spielen könnte, doch man möchte sich mit AC/DC auf das Wesentliche konzentrieren. Ebenfalls nicht gewusst? Dann wird es Zeit, sich die umfangreiche Bandchronik anzuschauen. Komplett überarbeitet und im Juli 2017 erschienen, gibt sie Antworten auf alle Fragen der Hartwurstfraktion ... nur nicht auf die, wie es aktuell weitergeht. Stets muss ein gedrucktes Werk den aktuellen Ereignissen hinterherhinken ... Höchst interessant sind nicht nur Details aus dem langen und steinigen Aufstieg der Band, sondern auch und vor allem das ganze Drumherum, wie Begegnungen mit Größen des Genres, die entweder schon "oben", oder auf dem Weg dorthin waren. Judas Priest spielten 1979 im Vorprogramm von AC/DC. Das Geld reichte für Essen und Benzin. Bei den Übernachtungen musste improvisiert werden. Dankend nahm man das Angebot der Headliner an, in deren Tourbus mitzureisen und zu übernachten. Auch Vorgeschichten der einzelnen Bandmitglieder werden berücksichtigt, beispielsweise der Werdegang von Bassist Cliff Williams, der sich als Nachfolger für den im Mai 1977 gefeuerten Mark Evans nach nur einem einzigen kurzen Vorspiel in einem kleinen Proberaum in London durchsetzen konnte. Oder Chris Slade, der ab 1989 den Posten als Schlagzeuger von Simon Wright (für zunächst fünf Jahre) übernahm ... Extrem unterhaltsam gestalten sich auch Episoden aus den frühen Tagen der Bandgeschichte. Eine lustige Idee waren die Kaufhauskonzerte in Melbourne, die 1975 im Kaufhaus Myer zur Mittagszeit stattfinden sollten. Zwei Songs gab man zum Besten, bevor das Chaos ausbrach ... Es sollte aber nur ein kleiner Vorgeschmack dessen sein, was sich an Tumulten und sonstigen Katastrophen in näherer und weiterer Zukunft noch abspielen sollte. Die Band konnte nicht nur musikalisch auf den Putz hauen, denn je nach gegebener Situation wusste man auch, sich körperlich recht handfest einzubringen. Egal, ob es nun pöbelnde Fans waren oder ein Polizist, der 1977 während einem Konzert in Belgien mit einer Maschinenpistole die Bühne enterte. Nahezu unglaublich sind Geschichten wie die von dem Aufenthalt auf den Bahamas 1981. Da kein entsprechendes Studio verfügbar war, musste man auf das Compass Point Studio in Nassau zwecks Aufnahmen für die Produktion von "Back in Black", ausweichen. In einem "nicht gerade Fünf-Sterne-würdigen Hotel" verteilte die Besitzerin Speere, falls man sich bei evtl. Überfällen von Einheimischen zur Wehr setzen müsste. Sehr fein auch die Folgen eines Konzertes in Adelaide Anfang 1982, als es Beschwerden über Lärmbelästigungen gab. Im Umkreis von 15 Kilometern! Neben allem Spaß an der Sache vergessen die beiden Autoren aber die Düsternis des Jahres 1980 nicht. Gut die Hälfte des Buches ist gelesen und die magische Zahl nähert sich unaufhaltsam. Das Unvermeidliche nähert sich und man mag gar nicht mehr weiterlesen. Kurz vor dem weltweiten Durchbruch der Band starb Bon Scott einen ebenso einsamen wie völlig sinnlosen Tod. AC/DC wären aber nicht AC/DC, wenn es nicht weitergegangen wäre. Man war sich einig: Bon hätte es so gewollt. Was nun folgte, waren Triumphzüge, die aber ebenfalls von allerlei Chaos gerahmt wurden, egal ob es sich um weitere Umbesetzungen handelte, Tourstress, Meinungsverschiedenheiten, Konzertunfälle, Kuriositäten oder ernste gesundheitliche Probleme. Letztere weiteten sich bekanntlich derart aus, dass Angus am Ende praktisch alleine dasteht. Eine Gegenwart, die er sich nie so vorgestellt haben mag. Doch irgendwie ging es immer weiter. Axl Rose war wohl der Gipfel des Unerwarteten, doch auch das hat funktioniert. Bleibt die Frage, wie es mit der Band weitergeht, insbesondere nach dem Tod von Malcolm Young am 18.11.2017. Angus ist nun der letzte Verbliebene der Originalbesetzung. Alles in allem ist "AC/DC Maximum Rock'n'Roll" eine bemerkenswerte Chronik, sowohl für Fans der ersten Stunde, aber auch für eher respektvolle Randbeobachter, wie der Rezensent einer ist, und der während der Lektüre des Buches von den aktuellen Ereignissen geradezu überrollt wurde. Doch selbst er hofft inständig, dass das Buch, welches im Februar 2017 endet, in ein paar Jahren eine weitere Aktualisierung erfahren wird!

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