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Rezension zu
Star Wars™ - Der Auslöser

Eine Geschichte von Ehrgeiz und Verrat

Von: Ben Braden
22.11.2017

Wer „Rogue One“ letztes Jahr im Kino gesehen hat, weiß, dass der Film keine Zeit mit Vorgeschichten verschwendet, sondern direkt ins Geschehen einsteigt. Der Zuschauer wird Zeuge, wie ein imperiales Shuttle auf dem abgelegenen Planeten Lah'mu landet und seine Ankunft eine dort in friedlicher Einsamkeit lebende Mutter-Vater-Kind-Familie in Angst und Schrecken versetzt. Wer diese Leute sind und welche Hintergründe das Aufeinandertreffen zwischen dem etwas zerstreut wirkenden Farmer, seiner ausdrucksstarken Frau und dem autoritären Offizier hat, überblickt zu diesem Zeitpunkt noch keiner, doch schnell wird klar, dass sie einander offensichtlich sehr gut kennen. Gerade die Mutter und der Imperiale scheinen einen gewaltigen Groll gegeneinander zu hegen, der sich in einer plötzlichen, spannungsgeladenen Sequenz in Form von Blasterschüssen entlädt. Da die Haupthandlung des Films dreizehn Jahre nach diesem Ereignis angesiedelt ist und die Bildschirmzeit der beiden Männer begrenzt bleibt, erfahren wir nur das Nötigste über ihre Beweggründe. Doch ihre Geschichte, die eng mit der Konstruktion des ersten Todessterns verbunden ist, bleibt freilich nicht unerzählt - den „Auslöser“, den „Katalysator“ für die Anfangsszene des Films gliederte Disney in einen eigenen Roman aus. Mit dessen Erschaffung wurde James Luceno, der durch relevante Werke wie Schleier der Täuschung, Labyrinth des Bösen oder Darth Plagueis fest im Legends-Universum verankert war und mit Tarkin bereits den neuen Kanon bereichert hat, betraut. Sein Schreibstil gilt unter Fans als sehr detailverliebt und gerade für nicht-Muttersprachler im Original recht anspruchsvoll - große Emotionsausbrüche und Spannungsmomente sind in der Regel nicht unbedingt zu erwarten, dafür eine komplexe, aber genauestens durchdachte Handlung und die sprachliche „Rationalisierung“ jedweder Handlungen seiner Akteure. Wer mit diesem Wissen an das Buch herangeht, wird nicht so sehr enttäuscht sein, dass „Der Auslöser“ weniger ein Thriller oder eine Liebesgeschichte ist, sondern vielmehr eine Chronik des „Projekt Himmelsenergie“. Die Hauptcharaktere sind, wie nicht anders zu erwarten, die Ersos und Orson Krennic. Freilich gibt es auch einige Nebencharaktere (überwiegend Forscherkollegen) und Cameo-Auftritte bekannter Figuren (s.u.), doch ihre Relevanz hält sich eher in Grenzen. Im Wesentlichen dreht sich die Geschichte um Galen Erso - einem Genie auf seinem Forschungsgebiet der Verwendung von Kristallen zur Energieerzeugung. Heutzutage würde man ihn wohl als typischen „Nerd“ bezeichnen: Er ist recht introvertiert, sozial inkompetent und hat regelmäßig seine verrückten Momente (ähnlich wie BBC Sherlock), während derer er komplett in Gedanken versunken ist und nichts von der Außenwelt mitbekommt. Nachdem er das Studium summa cum laude abgeschlossen hatte, widmete er sich intensiv der Wissenschaft, in der Hoffnung, das enorme Potenzial der Kyberkristalle zu entschlüsseln, um dadurch den Energiebedarf unterentwickelter Welten decken zu können. Als überzeugter Pazifist lehnte er zu Zeiten der Klonkriege jegliche Anstellung beim Militär ab und suchte stattdessen sein Glück in der freien Wirtschaft. Rasch muss er erkennen, dass ihn seine Begabung zu einem Ziel für beide Seiten werden lässt und es kaum möglich ist, Unabhängigkeit zu wahren, ohne Einbußen machen zu müssen. Sein innerer Konflikt zwischen Philanthropie und Pazifismus wird zu einem zentralen Motiv in dem Roman und stellt ihn vor die Frage, wie weit er für seine Forschung zu gehen bereit ist und welche Opfer für das Gemeinwohl gebracht werden dürfen. Orson Krennic ist der Antagonist in Galens Leben: Die beiden lernten sich während ihres Studiums kennen und freundeten sich trotz - oder vielleicht gerade wegen - ihrer Meinungsverschiedenheiten an. Krennics große Begabung ist es, seine Mitmenschen zu manipulieren und ihre Talente für seinen eigenen Aufstieg zu instrumentalisieren. Zunächst im Ingenieurkorps, später als Mitglied der Spezialwaffenkommission im Strategischen Beratungsausschuss der GAR tätig verlor er Erso daher nie aus den Augen und sicherte sich sein fortwährendes Wohlwollen, indem er seine Kontakte nutzte, um ihm Anstellungen zu verschaffen. Diese Investition sollte sich auszahlen, als Krennic die Möglichkeit eröffnet wurde, eine wichtige Position bei der Erschaffung einer gewissen, noch nie da gewesenen Kampfstation einzunehmen - doch dafür musste es ihm gelingen, Galens moralische Bedenken aus dem Weg zu räumen. Ein Dorn im Auge ist ihm hierbei Lyra Erso - Galens Ehefrau und Kartographin, die er auf einer Forschungsreise kennen gelernt hatte. Sie ist die Einzige, die zu ihrem Mann durchdringen, seine verworrenen Gedankengänge nachvollziehen und ihn von Grund auf verstehen kann - eine Eigenschaft, die auch Krennic gerne hätte, aber für deren Perfektion es ihm an der weiblichen Intuition fehlt. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass er sie am Liebsten beseitigen würde, doch damit würde er wohl auch Galen verlieren. Ebenso ergeht es Lyra, die um das Wohlergehen ihres Mannes und des gemeinsamen Kinds fürchtet, da sie merkt, wie ihn seine neue Arbeit vereinnahmt und auf Abwege führt. Interessanterweise spürt sie auch eine enge Verbindung zur Macht und zum Jedi-Orden, ohne selbst explizit machtsensitiv zu sein. Die wohl zentralste Nebenfigur ist der Schmuggler Has Obitt, der ebenso wie Galen ungewollt in Krennics Machtspielchen verstrickt wird, anders als er aber ersetzbar ist. Er treibt zwar die Geschichte voran, indem er den Ersos zuerst unbeabsichtigt, dann gezielt Einblicke in Krennics wahre Absichten bietet, doch leider fehlt diesem Charakter meiner Meinung nach jedwede Tiefe und er wirkt wie ein schlechter Abklatsch von Han Solo. Anders verhält es sich mit Tarkin, der ein paar wichtige Szenen hat und dessen Rivalität mit Krennic hier etabliert wird. Luceno bleibt sich hier selbst treu und es war irgendwie genugtuend mit anzusehen, wie die beiden sich gegenseitig auszuspielen zu versuchen. Ebenfalls beantwortet wird die Frage, woher Saw Gerrera (den ich etwas „out-of-character“ fand) und die Ersos sich kennen und es gibt viel technisches Wissen zur Funktionsweise und Konstruktion des Superlasers. Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass Jyn selbstverständlich auch auftaucht: Sie wird zu Beginn des Buches geboren, bleibt für die Handlung (vermutlich auch wegen ihres Alters) allerdings größtenteils unwichtig. Als eine „Geschichte von Ehrgeiz und Verrat“ wurde „Der Auslöser“ ausgeschrieben und diese beiden Begriffe ziehen sich auch wie ein roter Faden durch das Buch. Zu den großen Stärken des Autoren gehören die Darstellungen von Galen und Krennic - beiden kauft man ihre Charaktereigenschaften vollständig ab, gerade die Manipulationen des letzteren sind eindrucksvoll. Anders verhält es sich mit Lyra: Ich betrachte sie zwar nicht als „Mary Sue“, wie andere Rezensenten es tun, aber ich fand auch, dass sie sich ihren (Lebens-)Umständen - sei es ihrer Rolle als Mutter oder als von Krennic eingeschüchterter Widersacherin - zu sehr ergeben hat. Eine weitere Schwäche des Romans ist seine Zeitspanne: Er endet vier Jahre vor dem Beginn von „Rogue One“ und lässt also offen, wie die Ersos auf Lah'mu aufgespürt worden sind und was sich zwischen den beiden imperialen Offizieren weiter abgespielt hat. Positiv anmerken muss man aber, dass Luceno die wissenschaftlichen Aspekte verständlich und „realistisch“ (galaktische Chemie/Physik scheint den irdischen Naturwissenschaften zu ähneln) rüberbringt und auch aktuelle politische Themen, wie Umweltbewusstsein (es gibt sogenannte „Legat-Welten“, die vergleichbar mit Naturschutzgebieten sind), mit einfließen lässt. Was die deutsche Auflage betrifft, habe ich eine riesige Bitte an den Verlag, die Übersetzung genauer zu kontrollieren. Mir sind so viel überflüssige Rechtschreibfehler, wie falsche Groß- und Kleinschreibung bei der höflichen Anrede, oder auch inhaltliche Mängel wie der „Arch-170“, „Elektronendiffraktion“ statt „Elektronenbeugung“ oder dass Krennic den Kanzler „Imperator“ nennt, obwohl er zu dem Zeitpunkt noch gar keiner sein sollte, aufgefallen, die das Leseerlebnis wirklich stören. Insgesamt ist James Lucenos „Der Auslöser“ ein solides Buch, das seiner Rolle als Vorgeschichte zu „Rogue One“ größtenteils gerecht wird und interessante Einblicke in die Beziehungen mancher Charaktere ermöglicht. Allerdings ist es kein „Muss“, um den Film genießen zu können, und aufgrund des Schreibstils auch nicht für jedermann geeignet. http://jedipedia.wikia.com/wiki/Benutzer_Blog:Ben_Braden/Rezension:_%E2%80%9EDer_Ausl%C3%B6ser%E2%80%9C_von_James_Luceno

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