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Rezension zu
Leere Herzen

Erschreckendes Szenario, dabei gar nicht so weit hergeholt

Von: Lilli33
15.11.2017

Inhalt: Deutschland, 2025. Britta Söldner und ihr Partner Babak Hamwi betreiben offiziell eine Heilpraxis für Psychotherapie. Dabei haben sie nur selbstmordgefährdete Menschen im Visier. Von denen gibt es genug, denn viele empfinden ihr Leben in dieser Gesellschaft als sinnlos. Doch das Ziel von Britta und Babak ist es nicht, diese Menschen zu heilen, sondern mit ihrem Tod Geld zu verdienen. Das funktioniert auch sehr gut, bis sich jemand in das lukrative Geschäft einmischt und Britta und Babak plötzlich in Gefahr sind … Meine Meinung: Der Verlag deklariert Juli Zehs Buch einfach als Roman. Doch steckt auch ein bisschen Dystopie darin, ebenso wie ein Teil Politthriller und ein Teil Psychothriller. Ich denke, die Autorin will die politikverdrossenen Wähler bzw. Nichtwähler aufrütteln, indem sie aufzeigt, wohin es führen kann, wenn wir nicht alle Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen. Im Buch musste zum Beispiel Angela Merkel ihren Posten Regula Freyer von der BBB (Besorgte BürgerBewegung) überlassen, die der Demokratie immer mehr zusetzt und die Freiheiten der Bürger einschränkt. Bei aller Gesellschaftskritik, die Juli Zeh vorbringt, empfinde ich aber keinen erhobenen Zeigefinger. Sie stellt einfach dar, was sein könnte. Mir gefiel die Erzählweise der Autorin sehr gut. Die Sprache ist klar, präzise und lebendig. Sie versteht es, eine bedrohliche Atmosphäre heraufzubeschwören und den Leser zu fesseln. Bereits auf den ersten Seiten, wo ein Familienidyll beschrieben wird, ahnt man schon, dass sich etwas zusammenbraut. Es ist eine unterschwellige Spannung zu spüren, die sich im Verlauf des Romans immer weiter steigert. Mir fiel es sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Dabei war mir die Protagonistin Britta alles andere als sympathisch. Sie wirkt zuweilen sehr kalt und abgeklärt, gleichzeitig aber auch etwas mitgenommen, sodass sie einem dann wieder leidtut. Trotzdem musste ich sie für ihren gelungenen Spagat zwischen heiler Welt mit ihrer Familie und ihrem illegalen beruflichen Tun bewundern. Sie ist eine vielschichtige Persönlichkeit, die ich sehr interessant fand. Auch Babak hat gleich mein Interesse geweckt. Er erscheint wesentlich umgänglicher als Britta, hat aber auch sein Päckchen zu tragen. Das Ende konnte mich überraschen, ist aber stimmig und rund, sodass ich das Buch zufrieden und nachdenklich zuschlagen konnte. Fazit: „Leere Herzen“ ist eine sehr gelungene und provokante Gesellschaftskritik, die in einer spannenden Handlung verpackt ist.

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