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Rezension zu
Angst sollt ihr haben

Deutsch! Stolz! Dumm?

Von: Denise
15.09.2017

Felix' Welt ist recht einfach: Deutsch, weiß, arisch, stolz! Wer nicht in sein Weltbild passt, muss gehen, notfalls mit Gewalt. Denn Felix kennt keine Gnade. Seine Mutter steht ihm machtlos gegenüber, bis ihr neuer Lebensgefährte Erik sich ihm annimmt. Erik ist Mitglied bei den "Vereinigten Patrioten" und Felix merkt schnell, dass er mit seiner Weltsicht viel erreichen könnte... "Angst sollt ihr haben" ist mein erster Roman von Manfred Theisen und hat mir gut gefallen. Der Autor nimmt sich dem Thema "Jugend und Rechtsextremismus" an und setzt das Ganze überzeugend um. Allerdings hätte ich mir mehr Hintergründe zu Felix und seinem Werdegang gewünscht. Denn so wurde ich zwar mit dem Hass, aber nicht mit dem Warum konfrontiert. Die Geschichte wird von Felix selbst erzählt. Der 18-Jährige sitzt zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis und sieht das Schreiben als Katharsis an. Er hat das Bedürfnis aufzuschreiben, wie es zu seiner Haftstrafe kam und ich lernte einen verbitterten, gewalttätigen, aber auch intelligenten jungen Mann kennen. Diese überzeugende Erzählweise hat mich von Beginn an gefangen genommen und so manches Mal habe ich vor Entsetzen über die Abgebrühtheit des Jungen den Atem angehalten. Felix ist beileibe kein Dummkopf. Gegenüber Gleichgesinnten vertritt er seine Meinung verbal eloquent. Bei seinen Kameraden wird er körperlich, gegenüber seinen Opfern eiskalt und im höchsten Maße gewalttätig. Dabei zeigte sich in verschiedenen Szenen, wie vielschichtig der Charakter ist. Manfred Theisen schafft es, dass man die Denkweise eines rechtsextremen Jugendlichen nachvollziehen kann, ohne ihn direkt als plump, dumm und eindimensional darzustellen. Das hat mir sehr gut gefallen. Denn nur so wurde der Schrecken dieser menschenverachtenden Denkweise offensichtlich. Leider versäumt es der Autor, dem Leser über die Hintergründe von Felix und seinen Weg in den Strudel des Hasses aufzuklären. Felix ist rechts, Punkt! Das war mir persönlich zu wenig. Ich hätte gern mehr darüber erfahren, wann und wo der Junge das erste Mal mit diesem Gedankengut in Kontakt gekommen ist, warum seine Mutter nicht mehr dagegen ankämpft und wie Felix immer tiefer in den braunen Sumpf abgesunken ist. Das alles lässt Manfred Theisen offen. Schade! Der Stil ist sehr gut und flüssig zu lesen. Die Erzählweise ist knallhart, ehrlich und passt sehr gut zu einem Jugendlichen, dessen Alltag aus Gewalt und Hass besteht. Fazit: Ein bemerkenswertes Buch zum Thema Rechtsextremismus. Mehr Hintergründe hätten es zu einem genialen Roman werden lassen. Dennoch kann ich es empfehlen.

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